Schreiender Säugling – dieser Schriftzug prallt Kristin Weigel entgegen, sobald sie sich an ihrem Schreibtisch setzt. Neben der Schautafel hängt eine weitere: Ohrenschmerzen steht fett darauf, Hautausschlag auf einer anderen. Rote Pfeile weisen zu Infoblöcken. Genau darum geht es Weigel: um kranke Kinder und Hilfe suchende Eltern.
Bei ihr laufen die Anrufe von Müttern und Vätern auf, die einen Kinderarzt suchen, aber keinen finden. Um sie kümmert sich jetzt die Kinderambulanz, die Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard neben dem Impfzentrum Am Brill eingerichtet hat.
Anfragen aus Hamburg und Niedersachsen
Doch bevor die Eltern mit ihrem kranken Kind kommen dürfen, müssen sie einen Termin vereinbaren, bei Kristin Weigel im Callcenter der Kinderambulanz. Dort fragen die medizinischen Fachkräfte anhand der Schautafeln nach Symptomen, stellen zu den beiden Kinderärzten im Callcenter durch und vergeben schon einen Termin zur Untersuchung in der Kinderambulanz.
„Das ist ein Quantensprung“, sagt Bernhard. Wohl noch nie hat ein Bundesland oder eine Stadt in Deutschland solch eine Ambulanz eingerichtet, unterstützt vom Gesundheitsamt, den Krankenkassen, den Ärzten sowie den Johannitern und dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB).
Schon treffen bei der Gesundheitssenatorin erste Anfragen aus Hamburg und Niedersachsen ein, denn die „Situation in den Kinderkliniken und Kinderarztpraxen ist prekär“, wie Bernhard sagt. Nicht nur in Bremen. Landesweit sind Kinderarzt-Praxen überfüllt und Termine kaum noch zu bekommen.
29 Kinder in vier Tagen
Bis zu einer halben Million Euro kann die Senatorin für die Bremer Ambulanz ausgeben. Wie viel die Krankenkassen zuschießen, hängt davon ab, wie viele Kindern dort bis zum 17. März behandelt werden. Dann schließt die Kinderambulanz. Ende März läuft der Mietvertrag aus. Eine Eröffnung an anderer Stelle ist nicht geplant. Die Ambulanz sei der einmaligen Situation geschuldet, sagt Bernhard.
In den ersten vier Tagen kamen allerdings nur 29 Kinder in die Ambulanz. Jetzt will das Gesundheitsressort in Quartieren und Apotheken verstärkt auf sie hinweisen.
Ansprechbar ist die Telefonhotline von Montag bis Freitag zwischen 9 und 16 Uhr unter 0421 / 5 26 33-0.