44 Jahre lang haben sich die Pfadfinder vom Stamm „Hanseaten“ in einem umgebauten Kuhstall am Holthorster Weg getroffen, ihrem Stammesheim. Dort haben sie gebastelt, diskutiert und auf dem Außengelände getobt. Mehrere Generationen von Pfadfindern im Bremer Norden sind dort groß geworden. Doch das Gebäude ist baufällig, die Pfadfinder mussten kürzlich ausziehen.
Vorübergehend kommen die 50 Mitglieder der Hanseaten bei den christlichen Pfadfindern in St. Magnus unter. „Das zeigt auch das Verständnis und das Miteinander unter den Pfadfindern. Wir wurden hier sofort aufgenommen, ohne Diskussion“, sagt Saskia Fleßner. Sie ist die Stammesführerin der Hanseaten, die Position ist vergleichbar mit der eines Vereinsvorsitzenden.
Räume in Schönebeck oder Lesum wären ideal
Fleßner leitet gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Joona Hellweg die wöchentlichen Gruppenstunden. Damit sie diese bald wieder in einem eigenen Stammesheim durchführen können, sind die beiden auf der Suche nach einer neuen Unterkunft. Eines ist klar: „Wir sind auf einen Wohltäter angewiesen“, sagt Hellweg. Viel Miete könnten die Pfadfinder nicht zahlen.
Die meisten Mitglieder kommen aus Schönebeck und Lesum. Ein Stammesheim in der Umgebung wäre ideal, sagt Fleßner. Zwei bis drei Räume benötigen die Hanseaten, zum einen für die Gruppenstunden, zum anderen für ihr Material.
Zelte, Feuerschalen, Fahnen, Küchenutensilien und weitere Dinge, die Pfadfinder in der Natur gut gebrauchen können, benötigen ebenfalls einen Platz im künftigen Stammesheim. Wenn dieses auch noch von ein bisschen Natur umgeben ist, umso besser. „Zum Toben und Schnitzen – klar, ein Außengelände wäre ideal“, sagt Fleßner.
„Ortsgruppe ist wie eine Familie“
Sie ist selbst seit über zehn Jahren bei den Pfadfindern und weiß das Miteinander sehr zu schätzen: „So eine Ortsgruppe ist fast wie eine Familie.“ Die Hanseaten gehören zum Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder, eine politische oder kirchliche Orientierung gibt es nicht.
Viel mehr geht es darum, Kindern und Jugendlichen demokratische Werte mit an die Hand zu geben, sie politisch aufzuklären, zu zeigen, wie man sich selbst organisiert und einen Teil zur Gesellschaft beiträgt. „Die jüngeren Pfadfinder wählen zum Beispiel die Stammesführung. Das sind Abläufe, die sie auch auf die Gesamtgesellschaft übertragen können“, erklärt Fleßner.
Übrigens: Beim Bund der Pfadfinder werden keine Kekse verkauft oder Abzeichen gesammelt. Diese Vorstellungen stammen aus amerikanischen Filmen, haben aber mit dem Pfadfinder-Dasein in Deutschland nichts zu tun.
Pfadfinder sollen weltoffen und kritisch sein
Auf Fahrten können sich die jungen Teilnehmer selbst ausprobieren. „Es gilt das Motto: ‚Jugend leitet Jugend‘ bei den Pfadfindern“, sagt Hellweg. Die Leiter, das sind in dem Fall die Ranger und Rover. Sie sind zwischen 16 und 24 Jahre alt. Sie kümmern sich um das Organisatorische. Die 11- bis 15-Jährigen heißen Pfadfinder, die Sieben- bis 11-Jährigen sind die Wölflinge. Bei ihnen beginnt die Pfadfinder-Karriere eher spielerisch. Nach und nach lernen sie, was Weltoffenheit bedeutet.
Dazu trägt auch die Tracht der Pfadfinder bei. Alle Mitglieder tragen ein Halstuch und ein blaues Hemd. „Soziale Unterschiede werden so ausgebügelt“, erklärt Fleßner. „Das Halstuch ist ein Versprechen, kritisch zu sein, Verantwortung zu übernehmen und die Natur zu erhalten.“