Jan Müller ist seit Sommer 2022 Leiter der Abteilung Nord-West bei der Polizei und lebt mit seiner Familie im Bremer Norden. Foto: Harm
Interview

„Wir möchten dort sein, wo was los ist“

Von
Bremen-Nord-Polizeichef Jan Müller über neue Standorte, KOP-Stellen und die Arbeit am Wohnort.

Weser Report: Herr Müller, welches Thema gehen Sie im neuen Jahr zuerst an?

Jan Müller: Das Jahr hat damit begonnen, organisatorische Fragen zu klären. Das bindet viel Zeit. Es stehen zum Beispiel noch Personalauswahlen an. Im Moment ist das Polizeikommissariat Nord ja in der Leitung nicht besetzt. Wir machen uns ständig Gedanken, wie wir unsere Aufgaben organisieren, wie wir unsere priorisierten Aufgabenbereiche übers Jahr gesehen abdecken. Außerdem bin ich auch immer noch dabei, Kontakte zu knüpfen.

Wo sehen Sie 2023 die größten Herausforderungen der Polizei im Bremer Norden?

Die Corona-Situation läuft langsam aus. Sie war geprägt von Kontaktsperren, es gab keine Veranstaltungen. Wir sehen, dass diese Zeiten vorbei sind und in bestimmten Bereichen Zahlen wieder ansteigen. Wenn sich Menschen wieder auf der Straße begegnen, dann kann da was passieren. Die Lage haben wir im Blick. Eine andere Herausforderung sind erheblich gestiegene Einsatzzahlen im Notrufbereich in der gesamten Stadt. Das fordert uns im Alltag. Da ist tatsächlich die Frage: Verstetigt sich das und bleiben die Zahlen hoch oder ist das ein Aufschwung nach Corona, der sich wieder legt? Die letzten Jahre haben außerdem gezeigt, dass wir jederzeit mit neuen Aufgaben rechnen müssen.

Perspektivisch soll das Polizeirevier in Burglesum einen neuen Standort bekommen. Stadtteilpolitiker möchten das Revier an der Hindenburgstraße erhalten. Wie ist der aktuelle Stand?

Wir haben unseren Flächenbedarf mitgeteilt. Immobilien Bremen als Immobilienträger der Stadt geht jetzt in die Marktanalyse und Ausschreibung. In das bestehende Gebäude müsste erheblich investiert werden, da die Dienststelle kleiner wird und ein hoher Sanierungsbedarf besteht. Es wird sich zeigen, was wirtschaftlich ist.

Auch in Blumenthal wird schon länger über einen neuen Standort diskutiert.

Da haben wir die gleiche Grundsituation: Blumental wird als Einsatzstandort aufgelöst, sobald der neue Standort am Vegesacker Hafen steht. Die Dienststelle wird kleiner und es gibt auch dort Sanierungsbedarf. In Blumenthal sind die Möglichkeiten durch das Sanierungsgebiet ein bisschen anders. Es gibt ein politisches und ressortübergreifendes Interesse, die Polizei und andere Stellen im Rathaus unterzubringen. Wir möchten ja gerne als Polizei dort sein, wo was los ist. Da passt das Rathaus mit der Lage ganz gut.

Wie groß werden die Dienststellen in Lesum und Blumenthal künftig sein?

An den Standorten kommen die Kontaktdienste unter und die liegen in der Größenordnung von sechs bis acht Kollegen.

In Vegesack hat der offene Drogenkonsum zuletzt zugenommen, insbesondere am Szenetreff. Wie hat sich die Situation den vergangenen Wochen entwickelt?

Wir sind da im engen Austausch mit den anderen Akteuren. Das zentrale Problem ist nicht, dass dort generell Drogen genommen werden, sondern das Crack konsumiert wird. Da helfen die etablierten Drogenhilfesysteme nicht. Zurzeit ist die Lage witterungsbedingt ruhiger, aber wir sind nicht so naiv zu glauben, dass es das jetzt war. Wir haben die Lage im Blick und sind wachsam. Das gilt auch für den Burger Bahnhof.

Sprechen wir noch über die Kontaktpolizisten. Wie viele KOP-Stellen in Bremen-Nord sind vakant?

Wir durften zum Jahresbeginn neue Kollegen begrüßen und damit sind alle KOP-Stellen, die uns zustehen, besetzt. Die einzige Funktion, die noch vakant ist, ist die des Abschnittsleiters, quasi der Chef der KOPs.

Sie sind seit Sommer 2022 Leiter der Abteilung Nord-West. Wie hat sich Ihr Leben verändert, seit Sie dort, wo Sie wohnen, auch arbeiten?

Es war immer mein Wunsch, dass ich für die Region, in der ich lebe, auch als Polizist Verantwortung tragen möchte. Ich profitiere davon, viele Orte und die Geschichte schon zu kennen. Man könnte denken, dass es ein Nachteil ist, ständig mit dem Polizeiauge durch die Gegend zu laufen, aber das dominiert mich nicht. In Bremen-Nord passiert gerade so viel. In der Funktion des Polizeichefs dabei eine Rolle zu spielen, freut mich sehr.

Wagen wir noch einen Ausblick. Wann kann voraussichtlich der Umzug des Kommissariats von der Kirchheide an den Vegesacker Hafen ins Speicherquartier erfolgen?

Ich würde mich sehr freuen, wenn es 2024 noch klappen sollte. Wir planen bereits sehr kleinteilig. Erstmal werden wir den Umzug üben, wenn das Polizeikommissariat West in Gröpelingen umzieht.

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