Blaue Säcke voll mit Renovierungsmüll und Essensresten, leere Kornflaschen, Möbel, Fernseher, Autoreifen und viel anderer ekliger Abfall türmt sich gegenwärtig an vielen Orten am Straßenrand – leider fast der Normalfall.
Gelber-Sack-Abfuhr und starke Windböen sind in vielen Wohnquartieren fast schon ein Garant für vollgemüllte Wege und Gärten. Aber selbst, wenn die Abfuhr durch ist, steht oft genug noch genug anderer Abfall am Straßenrand herum, wie Herbert G. (Name von der Redaktion geändert) berichtet.
Er ist Anwohner eines besonders belasteten Quartieres am Rande der Bromberger Straße. Seit Jahren schon dokumentiert er die wilden Abfallhaufen in seiner Straße, beschwert sich bei Vermietern, Ortspolitik und Umweltressort. „Tagsüber kommen die Rabenvögel und zerpicken die Säcke und in der Dämmerung sind es die Ratten“, hat G. schon oft beobachtet.
Deswegen öffnet er seine Kellertür und -fenster schon gar nicht mehr. Immer wieder hat es die Bewohner angesprochen die illegal Müll abstellen und sei dafür sogar bedroht worden. „Mir wurde bereits angekündigt, mir eine Scheibe einzuschmeißen“, sagt der Senior, der deswegen auch seinen Namen nicht in der Zeitung sehen möchte.
Illegale Müllablagerungen
Dabei sind die Müllablagerungen und die Ausbreitung der Ratten ein Problem, sogar Spielplätze wieder Robinsöhnchen im Viertel wurden deswegen schon monatelang gesperrt. Aktuell betroffen ist auch der Spielplatz in der Überseestadt. Der bleibt erst einmal geschlossen, da zunächst die Nager bekämpft werden müssen.
„Illegale Müllablagerungen sind ein großes Problem“, weiß auch Antje von Horn, Sprecherin Die Bremer Stadtreinigung (DBS): „Die Zahl der Ablagerungen hat sich in den letzten Jahren auf einem hohen Niveau eingependelt.
Alleine im Jahr 2021 haben wir etwa 8.334 illegale Müllablagerungen beseitigt und dabei über 1.000 Tonnen Abfälle eingesammelt. Bei der Reinigung von Containerplätzen haben wir in 2021 insgesamt 1.500 Tonnen Abfälle gesammelt. Das bedeutet nicht nur einen enormen personellen Aufwand, sondern verursacht auch hohe zusätzliche Kosten. Diese belaufen sich pro Jahr auf rund eine Million Euro.“
Hohe Strafen für Müllsünder
Die Problematik ist auch im Ortsamt West bekannt, wo sich Ortsamtsleiterin Ulrike Pala und der Sachbearbeiter Ingo Wilhelms bereits seit vielen Jahren mit der Müllproblematik befassen. Allerdings bleiben die Erfolge aus, da immer wieder neue Müllhaufen auftauchen. „Parteiübergreifend müssten da robustere Maßnahmen eingeführt werden“, findet Wilhelms und erinnert daran, dass man im Innenressort den Bußgeldkatalog deutlich anpassen wollte.
Das sei im vergangenen Jahr auch passiert, erklärt Nesrin Kök-Evcilaus der Pressestelle des Innenressorts. Danach drohen Müllsündern zum Teil Strafen über 1.000 Euro.
Inge Timmermann vom Gartenfachgeschäft Otto G. Balder hat bemerkt, dass seit einiger Zeit viele Kunden Probleme mit Ratten haben und Gift kaufen.
Ratten als Krankheitsüberträger
„Überall wo Wasser ist, ist viel Ratten-Verkehr, weil es wirklich viele gibt“, sagt Timmermann. „Der Rattenbefall hat sich über die Jahre kontinuierlich gesteigert“, hat auch Tom Weyhe vom Schädlingsbekämpfer Clean Concept beobachtet und sieht deutliche Gesundheitsgefahren, da Ratten Überträger von Krankheiten sein können.
Die Gründe für den hohen Rattenbefall sieht er auch beim Umweltbetrieb Bremen, wo vor Jahren Stellen abgebaut und die eigene Schädlingsbekämpfung abgegeben worden sei. Außerdem sieht er die Wasserversorger und die Abwasserwirtschaft in der Pflicht, da sich die Nager über das Kanalnetz verbreiten. Das könne man sogar beobachten, wenn fast leere Joghurtbecher aus dem Gelben Sack bis an die Gullydeckel gezogen würden.