Im kommenden Sommer soll endlich mit behördlicher Genehmigung – also ganz legal – über dem Wasser der kleinen Weser balanciert werden. Dort, wo schon in den vergangenen Jahren immer wieder auch für längere Zeiträume eine so genannte Highline über das Wasser gespannt war, plant der Verein Slacklining Bremen nun eine permanente und fest installierte Slackline.
Das Seil aus Nylon oder Polyester soll von der Neustadt in Höhe der Schwankhalle aus hinüber zum Stadtwerder führen – in rund zehn Metern Höhe. „Die Nachfrage nach diesem Sport wächst gerade enorm. In anderen Ländern ist Slacklining bereits ein anerkannter Sport. Bremen könnte hier Vorreiter sein mit einer permanenten Highline“, sagt Karl Schrader vom Vorstand des Vereins Slacklining Bremen.
Gemeinsam mit Vorstandsmitglied Manik Esche versucht Schrader, die Errichtung der Highline zu legalisieren. Denn bisher duldeten die Behörden die Nutzung lediglich. Den Verein gibt es seit 2014.
Slackliner in Bremen bekannt
Sehen kann man die Mitglieder auch immer wieder etwa in der Überseestadt, auf Events und Festivals, über dem Domshof und am Teerhof. „Dort hatten dann auch Anwohner die Polizei gerufen, weil sie dachten, es wären Aktivisten in den Bäumen oder Menschen seien ins Wasser gefallen“, sagt Esche.
Nach mehreren Treffen mit Ämtern und Behörden und der Klärung der Zuständigkeiten sollte der Verein nun zunächst Auflagen erfüllen, um eine Genehmigung zu erhalten. Ein Punkt auf der Liste ist ein Baumgutachten.
Denn die Highline, an der die Sportler gesichert sind und auf der sie frei balancieren und Akrobatik vorführen, soll in den Bäumen befestigt werden.
Baumgutachten war gefordert
Für das Gutachten hat der Verein Norbert Stülcken aus Oldenburg beauftragt. Der öffentlich bestellte Baumsachverständige begutachtete nun die betreffenden vier Bäume. Auf dem Stadtwerder handelt es sich um einen Ahorn, eine Buche und eine Eiche, in der Neustadt um eine Pappel.
Zunächst nahm Stülcken die Bäume in Augenschein: „Es ist gut, sich mit mehreren Methoden zu nähern“, sagt der Fachmann und beginnt mit der so genannten Baumansprache. Dabei werden Stamm und Rinde sowie der Wurzelbereich untersucht.
Mit einem Schonhammer klopft er zusätzlich den Stamm ab. Eine eingehendere Untersuchung, etwa mittels Bohrung oder Schalltomographie ist laut Stülcken an den betreffenden Bäumen nicht notwendig. Sie sind vital und gesund.
Bäume werden nicht beschädigt
Die geplante Highline über der kleinen Weser soll 115 Meter lang sein. Eigentlich handelt es sich sogar um zwei Slacklines, denn diese werden doppelt aufgebaut, aus Sicherheitsgründen. An den Bäumen wird das 2,5 Zentimeter breite und flache Seil so befestigt, dass diese nicht beschädigt werden.
Mit Baumschonern und Kontrollen will der Verein vorsorgen. „Das Material wird einmal im Jahr gewechselt und versetzt. Wind und Wetter spielen dabei keine Rolle, nur UV-Strahlen sind schädlich. Die Baumschoner werden alle zwei bis drei Monate versetzt, damit die Rinde atmen kann“, erklärt Esche.
Im Kreise der Slackliner gebe es viele, die auch wegen des Baumschutzes das Klettern und Balancieren gelernt haben. Denn in die Bäume gelangen die Sportler nur mit professioneller Ausrüstung. „Wir haben auch viele Mitglieder, die über den Sport ihre Höhenangst verlieren möchten. Mit Erfolg“, verrät Esche.
Beirat unterstützt finanziell
Um das Gutachten finanzieren zu können, hatte der Verein sich an den Neustädter Beirat gewandt und eine Hilfe über die Globalmittel beantragt. „Alleine von unseren Mitgliedsbeiträgen hätten wir das niemals bezahlen können“, sagt Esche. Jedes Mitglied bezahlt 40 Euro im Jahr für Materialien.
Seit 2021 ist der Verein wieder aktiver, auch bei internationalen Festivals und Wettkämpfen vertreten. Bekannt sind die Bremer Slackliner übrigens in ganz Norddeutschland, sogar aus den Niederlanden kamen schon Gleichgesinnte, um die Highlines in Bremen zu nutzen.
„Wir sind eine sehr naturverbundene Gemeinschaft“, sagt Schrader. Ab Sommer dann vielleicht mit einer Attraktion mehr.