Dr. Hendrik Crasemann behandelte in der Kinderambulanz täglich viele kleine Patienten, darunter auch Finn. Foto: Schlie Dr. Hendrik Crasemann behandelte in der Kinderambulanz täglich viele kleine Patienten, darunter auch Finn. Foto: Schlie
Kinderambulanz

Ein Vorbild für andere Bereiche

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Die Bremer Kinderärzte schlagen ein Modell für eine ständige Ambulanz vor.

Um 16 Uhr war Schluss: Am Freitag (17. März) wurde im Bremer Impfzentrum am Brill die letzte Dosis verimpft, in der benachbarten Kinderambulanz die letzten kleinen Patienten versorgt.

Rund 2.000 Kindern konnte während der vergangenen zehn Wochen in der Ambulanz geholfen werden, zusätzlich gingen etwa 2.500 Anrufe im medizinischen Callcenter ein. Vielen Eltern konnten die Ärzte schon am Telefon die Sorgen nehmen.

Praxen konnten Andrang nicht stemmen

Nötig geworden war die Einrichtung, weil insbesondere im November und Dezember des vergangenen Jahres gleich mehrere Krankheitswellen die niedergelassenen Kinderärzte an den Rand des Möglichen brachten.

„Eigentlich war mit der Eröffnung der Kinder­ambulanz die allergrößte Not schon vorüber, der Andrang zeigte aber, dass es trotzdem richtig war, sie einzurichten“, sagt Dr. Hendrik Crasemann, Kinderarzt und seit vier Jahren im Ruhestand.

Bestehende Netzwerkegenutzt

Crasemann hatte zusammen mit weiteren Kollegen auch schon im Kinderimpfzentrum gearbeitet, außerdem bei den Erstuntersuchungen der ukrainischen Flüchtlinge.

Er und seine Kollegen sowie die Verbände Arbeiter Samariter Bund und Johanniter nutzten ihre Netzwerke und akquirierten auch für die Kinderambulanz ein Team aus Ärztinnen und Ärzten und Medizinischen Fachangestellten, nachdem die Gesundheitsbehörde, die Kassenärztliche Vereinigung (KV) und die Krankenkassen das Modell mittels Sondergenehmigung auf den Weg gebracht hatten.

„Die Infrastruktur war da, man musste sie nur nutzen“, sagt Crasemann und schlägt vor, eine verkleinerte Ambulanz nun dauerhaft einzurichten und die vorhandenen Ressourcen zu nutzen.

Modell für Ruheständler

Der 69-Jährige arbeitete am Brill als freier Mitarbeiter in der Ambulanz. „Es gab einen Internet-Dienstplan, in den man sich für die Schichten eintragen konnte“, sagt Crasemann.

Das sei insbesondere für die Ruheständler – ein Kinderarzt im Team ist bereits über 80 Jahre alt – ein gutes Modell. „Die Schichten gingen immer weg. Man kann sich seine Zeit einteilen und ist nicht mehr in die Mühlen eingebunden“, sagt Crasemann, der noch Urlaubsvetretungen in seiner ehemaligen Praxis übernimmt und für das Gesundheitsamt Frühvorsorgeuntersuchungen leistet.

„Man wird gerne noch gebraucht. Der große Vorteil an diesem Modell ist, dass wir uns Zeit für Kinder und Eltern nehmen können. Das ist im normalen Alltag in einer Praxis oft schwierig“, sagt Crasemann.

Viel Zeit für Kinder und Eltern

Er erinnert sich an einen Vater, der nur arabisch sprach und eine ganze Tasche voller Salben für sein an Neurodermitis leidendes Kind mitbrachte.

„Wir sortierten eine Stunde lang aus und konnten im mit einem Dolmetscher aus dem Team erklären, wann er welches Medikament geben soll“, sagt Crasemann.

Ambulanz in Bremen-Mitte gewünscht

Die Bremer Kinderärzte wünschen sich, dass eine Kinderambulanz etwa am Klinikum Mitte eingerichtet wird, wo bereits die Infrastruktur vorhanden ist. Auch dort könnten die Ruheständler und Ärzte in Teil- oder Elternzeit arbeiten.

„Das geht mit weniger Personal als am Brill“, sagt Crasemann.

Er hat bereits einen Brief an die Senatorin und die KV geschrieben und den Vorschlag ausgeführt. „Das Modell ließe sich auch auf andere Bereich übertragen, in denen große Personalnot herrscht“, ist sich Crasemann sicher und nennt als Beispiele Erzieherinnen und Erzieher oder Pflegepersonal im Ruhestand.

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