Wirtin Annette Ludwig wird im Sommer in den Ruhestand gehen und die Musik-Kneipe Schlupfwinkel schließen. Dort war auch schon Udo Lindenberg zu Besuch. Foto: Schlie Wirtin Annette Ludwig wird im Sommer in den Ruhestand gehen und die Musik-Kneipe Schlupfwinkel schließen. Dort war auch schon Udo Lindenberg zu Besuch.Foto: Schlie
Woltmershausen

Legenden am Tresen

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Anfang Juli schließt Wirtin Annette Ludwig ihre Musik-Kneipe Schlupfwinkel

Ein Ort voller Musik und Geschichten – das ist der Schlupfwinkel im Ortsteil Rablinghausen. Ende Juni steht in der kleinen Kneipe zum letzten Mal eine Band auf der Bühne, dann schließt Wirtin und Inhaberin Annette Ludwig ihr Lokal für immer.

„Ich möchte in Rente gehen“, sagt die 66-Jährige. Sie hätte bestimmt einen Nachfolger gefunden, ist sich Ludwig sicher. Nachdem sie ihrem Vermieter ihre Pläne mitgeteilt hatte, entschied dieser aber, aus der ehemaligen Fußballkneipe Wohnraum zu machen.

Aus einem Scherz wurde Ernst

Im Juni 2012 hatte Ludwig den Schlupfwinkel von ihrem Vorgänger übernommen. „Ich wollte eigentlich nie eine Kneipe haben“, erinnert sie sich.

Nachdem sie ihren Job bei einer englischen Band-Merchandise-Firma aufgab, hatte Ludwig mit dem Wirt gescherzt, sie könne den Schlupfwinkel ja nun übernehmen. Zwei Tage später kündigte dieser an, in Rente zu gehen.

Von Fußball zu Musik

Ludwig verwandelte den Schlupfwinkel in eine Musik-Kneipe. Und in eine legendäre obendrein. So saß dort auch schon Panikrocker Udo Lindenberg mit den Stammgästen am Tisch, hinterließ Ludwig ein selbst gemaltes Kunstwerk als Erinnerung an den Abend.

Eine Erinnerung an Udo Lindenbergs Abend im Schlupfwinkel. Foto: Schlie

Eine Erinnerung an Udo Lindenbergs Abend im Schlupfwinkel. Foto: Schlie

Der Besuch war kein Zufall: „Ich kenne Udo schon seit 40 Jahren“, erzählt Ludwig, außerdem war sie bis vor einem Jahr mit dessen Gitarrist Hannes Bauer liiert.

Tatort- und Romankulisse

2020 wurde der Schlupfwinkel zur Kulisse für den Bremer Tatort: „Ich saß als Statistin am Tresen mit Bier und Korn“, erzählt Ludwig, die in mehr als zehn Jahren im Schlupfwinkel lediglich fünf Tage ausfiel – wegen Corona.

Auch in einem Roman wird über den Schlupfwinkel geschrieben. Autor Malte Goosmann schreibt in „Mundtot auf Wangerooge“ über die Musik-Kneipe.

Bands stehen Schlange

Ihre Bands muss Ludwig nicht suchen, drei bis vier Gruppen bewerben sich pro Woche aus ganz Deutschland, um einmal im Schlupfwinkel auftreten zu dürfen.

Auch ihre Gäste kommen aus dem ganzen Land, genießen die familiäre Atmosphäre während der Konzerte und danach, wenn sie mit den Musikern in Kontakt kommen, Fotos machen und auch mal am Stammtisch sitzen.

Selber mal Gast sein

Was Ludwig für die Zeit nach dem Schlupfwinkel plant? „Ich möchte gerne selber wieder auf Konzerte gehen, auf Geburtstage und Grillpartys“, sagt die Wirtin, die an fünf Abenden in der Woche alleine arbeitet. „Nur wenn Konzerte stattfinden, habe ich Hilfe“, sagt Ludwig.

Allerdings ist sie auch wehmütig: „Meine Stammgäste sind alle sehr traurig, den Schlupfwinkel gibt es seit 60 Jahren, manche kommen seit einem halben Jahrhundert“, sagt Ludwig.

Mit dem Schlupfwinkel schließt eine der letzten Kneipen im Stadtteil.

Die letzten Konzerte:

25. März: Highfield Lane CD-Release
6. April: Beat Club
22. April: Tribute to Status Quo (letzter Auftritt der Band)
29. April: Peter Leon
6. Mai: Curtain Call, freier Eintritt
30. Juni: King Seppy‘s Flokatis (ausverkauft)
Tickets für Konzerte (Beginn 20 Uhr) im Schlupfwinkel, Rablinghauser Landstaße 39, gibt es direkt vor Ort, unter der Nummer 01573/544 95 04 sowie bei Hot Shot Records, Knochenhauer Straße 20-25.

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