Dieses Reh wurde bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt und musste am Straßenrand letztlich erlöst werden.Foto: Heiko von Glovcewski Dieses Reh wurde bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt und musste am Straßenrand letztlich erlöst werden. Foto: Heiko von Glovcewski
Wildtier-Serie

Wild kennt keine Zeitumstellung

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Konflikte im Berufsverkehr: Bereits vor Sonnenaufgang sind viele Tiere auf Futtersuche

Zweimal im Jahr gibt es zwischen Verkehrsteilnehmern und Wild leider eine besonders konfliktträchtige Zeit: regelmäßig zur Umstellung auf die Sommerzeit Ende März wie auch zum Wechsel auf die Winterzeit Ende Oktober.

In der Nacht vom 25. auf den 26. März wird um 2 Uhr nachts die Uhr 3 Uhr vorgestellt. Während sich viele Leser über die geklaute Stunde ärgern, bedeutet dies für die Wildtiere, deren Lebensraum mit dem des Menschen kollidiert, deutlich mehr Stress.

Denn: Wildtiere folgen allein ihrer inneren Uhr. Sie kennen keine Zeitumstellung. Beginnt also die menschengemachte Sommerzeit, fällt der Berufsverkehr plötzlich wieder in die Zeit der Morgendämmerung. Gerade dann aber ist auch „Rush Hour“ in Wald und Flur. Dadurch kommen sich Autofahrer einerseits und Wildtiere andererseits am frühen Morgen in die Quere.

Tiere folgen natürlichem Rhythmus

Gerade im März und Oktober seien die meisten Wildunfälle zu verzeichnen, berichten der Deutsche Jagdverband (DJV) und die Tierärztin Dr. Alexandra Dörnath. „Tiere kennen kein künstliches und abruptes Vor- oder Zurückdrehen der Uhrzeit“, so Dörnath. Gerade nach den nahrungsarmen und kräftezehrenden Wintermonaten sind die Reserven der Tiere beinahe aufgebraucht und nicht nur Reh- oder Schwarzwild sind, ihrem ganz natürlichen Rhythmus folgend, vor allem in den Morgen- und Abendstunden auf Nahrungssuche. Frisches Grün und Streusalzreste an den Fahrbahnrändern locken aber besonders Rehe an die Straßen, die in 90 Prozent der Unfälle betroffenen Tiere sind.

„Der Hunger zwingt die Tiere aus der Deckung“, erklärt Dörnath und mahnt zu umsichtigem Fahrverhalten. Besonders in den ersten Tagen nach der künstlichen Zeitumstellung müsse man verstärkt mit Wildwechsel rechnen und die Fahrgeschwindigkeit entsprechend anpassen. Die vom Fahrlicht geblendeten Rehe, aber auch Wildschweine, Igel, Wölfe genau wie die invasiven Waschbären und streunende Katzen verharrten oftmals auf der Straße und würden schnell Opfer des Verkehrs.

Bei Wildunfall beim Förster melden

Um Unfälle mit Tieren zu vermeiden, empfiehlt Dörnath, entsprechende Warnschilder ernst zu nehmen und immer bremsbereit zu sein. „Falls ein Tier am Straßenrand auftaucht, muss man sofort abbremsen“, betont Dörnath. Allerdings dürfe man dem Tier nicht einfach ausweichen, so gern man dies auch wolle, da man dadurch andere Autofahrer gefährden könne. Sollte es doch zu einem Unfall kommen, müsse die Unfallstelle abgesperrt und die Polizei benachrichtigt werden. „Falls das Tier auf der Fahrbahn liegt, soll man sich von ihm fernhalten, da der Kontakt zum Menschen hochgradigen Stress für Wildtiere bedeutet“, erklärt Dörnath.

Alexandra Dörnath

Die Expertin: Dr. Alexandra Dörnath aus der Tierarztpraxis Klein Mexiko. Foto: Bollmann

Sei das Tier geflüchtet, merke man sich dagegen seine Fluchtrichtung und beschreibe diese der Polizei, damit der hinzuzurufende zuständige Förster oder Jagdpächter auf Nachsuche gehen könne, um dem verletzten Tier zu helfen oder es, gegebenenfalls auch mit Unterstützung eines Tierarztes, zu erlösen, betonen DJV und Dörnath. Für den Halter des Unfallfahrzeuges sei es zudem wichtig, dass die Beamten für die Versicherung eine Bescheinigung ausstellten, dass es sich um einen Wildunfall gehandelt habe.

„Sicher ist ein natürlicher Zeitrhythmus ohne künstliche Änderungen gesünder für Mensch und Tier. Der Verzicht auf Zeitumstellungen wäre ein Beitrag des Gesetzgebers zum Tierschutz“, resümiert Dörnath.

Falls Ihnen ein Thema rund um Wildtiere und auch Exoten unter den Nägeln brennt, schreiben Sie uns einfach unter martin.bollmann@weserreport.de eine Mail.

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