Insgesamt werden 43 Klassen mehr eingerichtet, als zuvor an den Grundschulen verabschiedet wurden. Das gab Bremens Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp nun bekannt.
Um die zusätzlichen Klassen überhaupt unterrichten zu können, will Aulepp weiterhin verstärkt auf Seiten- und Quereinsteiger setzen. Zudem sollen auch Studierende aktiv den Unterricht mitgestalten.
Anstieg um mehr als 2.000 Schüler
„Unser Schulsystem steht massiv unter Druck“, sagt Aulepp. Ein Grund für die enorm gestiegenen Schülerzahlen sei die Zuwanderung seit Beginn des Ukrainekriegs.
Zu Beginn des laufenden Schuljahrs wurden knapp 2.200 Schüler mehr eingeschult, als in den Jahren zuvor, die höchste Zahl an Erstklässlern seit 2015. Für das Schuljahr 2023/2024 rechnet Aulepp ebenfalls mit einer Zahl im vierstelligen Bereich.
Besonders hohe Schülerzahlen haben die Grundschulen in bereits belasteten Stadtteilen zu stemmen: In Blumenthal, Lüssum, Vegesack und Gröpelingen startet das Schuljahr mit fünf Zügen statt wie ursprünglich geplanten zwei oder drei Zügen.
100 Vollzeitstellen unbesetzt
Trotz der angespannten Lage stünde die Stadt Bremen objektiv betrachtet noch gut dar, sagt die Senatorin. 100 Lehrerstellen – zwei Prozent – seien derzeit nicht besetzt. Dabei handele es sich um Stellen an allen Schulformen, also auch etwa an berufsbildenden Schulen.
Mithilfe von Seiten- und Quereinstiegsprogrammen wie der Stadtteilschule will Aulepp weiteres Lehrpersonal an die Schulen bekommen. Zu denen, die den Unterricht nun zunächst mit übernehmen sollen, gehören auch 369 Studierende mit Bachelorabschluss, die Praxiserfahrung sammeln.
453 Menschen waren in der Stadtteilschule Bremen zu Beginn dieses Schuljahres für die Unterrichtsvertretung in den öffentlichen Schulen der Stadt beschäftigt. Hinzu kommen 32 Masterabsolventinnen und -absolventen, die noch kein Referendariat begonnen haben.
Weitere 52 haben laut Maike Wiedwald, Sprecherin des Bildungsressorts, andere Abschlüsse wie das erste oder zweite Staatsexamen. 4.500 Stunden werden insgesamt von den Kolleginnen und Kollegen der Stadtteilschule vertreten.
Einstiege erleichtern
Auch Menschen, die beispielsweise zunächst ein Studium in einer anderen Fachrichtung absolviert haben, können an Schulen unterrichten. Mehr als 260 Bewerbungen von Seiten- und Quereinsteigern seien bisher im „Back to School“-Programm eingegangen, diese würden nun abgearbeitet, so Aulepp weiter. „Zum kommenden Schuljahr fangen 70 Kolleginnen und Kollegen an den Schulen in Bremen neu an“, sagt Aulepp.
Neben den 100 offenen Vollzeitstellen fehlen nach den Sommerferien allerdings auch noch die Lehrerinnen und Lehrer, die die 43 zusätzlichen Klassen beschulen sollen.
Zudem sollen auch Menschen mit ausländischen Qualifikationen an die Schulen geholt werden, ein Sprachniveau C1 reiche zum unterrichten aus, sagt die Senatorin.
Sondersitzung des Senats
In einer Sondersitzung am Freitag will die Bildungssenatorin dem Senat das Personalentwicklungskonzept vorlegen und beschließen lassen. Sie rechnet damit, dass bis zum Jahr 2030 bis zu 3.300 neue Lehrer für die Bremer Schulen benötigt werden.
Um an den Schulen auch weiterhin Unterstützungsprogramme wie „Seniorpartner in School“ oder „Superhelden brauchen Superkräfte“ anbieten zu können, soll laut Aulepp in Absprache mit dem Finanzressort die Finanzierung der Programme bis zum Ende des Haushaltsjahres fortgeführt werden.
Die Mittel stammen aus dem allgemeinen Haushalt, es handelt sich um rund 2 Millionen Euro. Ursprünglich waren die Programme zur Unterstützung der Schülerinnen und Schüler nach der Pandemie aufgelegt worden und sollten nun auslaufen.
Schulen sollen Konten eröffnen
Zusätzlich soll die Eigenverantwortlichkeit der Bremer Schulen auch dadurch gestärkt werden, dass sie künftig eigene Girokonten eröffnen dürfen. Auch das hat laut Aulepp der Senat bereits beschlossen. „Schulen waren bisher darauf angewiesen, dass ein Schulverein oder eine Privatperson ein Girokonto zur Verfügung stellte, wenn es zum Beispiel um Klassenfahrten geht“, erklärt die Bildungssenatorin.
Mit den Banken soll ein Rahmenvertrag geschlossen werden, die Schulen für den erhöhten Verwaltungsaufwand zusätzliche Stunden bekommen.