Annerose Dresch (l.), Lehrerin Janina Schulte und Thomas Meyer-Bohe bedruckten mit den Schülern der Klasse 6 d von der Schule Schaumburger Straße Taschen und Stoffe mit blauen Motiven.Foto: Bollmann Annerose Dresch (l.), Lehrerin Janina Schulte und Thomas Meyer-Bohe bedruckten mit den Schülern der Klasse 6 d von der Schule Schaumburger Straße Taschen und Stoffe mit blauen Motiven. Foto: Bollmann
Blaudruck

Der Blaudruck für den Unterricht

Von
„Feinste Textur“: Schüler der Schaumburger Straße übten sich in seltener Handwerkskunst

Auf dem Stundenplan von einigen Schülern der Schaumburger Straße stand kürzlich ein ganz außergewöhnlicher Unterricht: Thomas Meyer-Bohé und Annerose Dresch waren bereits zur ersten Stunde in die Schule gekommen um die Schüler gemeinsam mit ihrer Lehrerin Janina Schulte an die seltene Handwerkskunst des Blaudrucks heranzuführen.

Nach der Theorie folgte die Praxis

Nachdem es am Anfang vor allem um die Theorie dieser kreativen Kunstart ging, besuchten die Schüler im Anschluss das benachbarte Atelier „Feinste Textur“, um selber Taschen und Stoffe zu bedrucken.

Thomas Meyer-Bohé hatte sich gut auf den ersten Unterricht vorbereitet und für die Schüler bereits die Model genannten Holzstempel vorbereitet, mit denen die „Patt“ genannte Masse auf den Stoff gedruckt wird. Im normalen Blau- oder auch Reservedruck-Verfahren würden die Stoffe danach in einem Bottich mit Indigo gefärbt.

Der gefärbte Stoff würde zunächst Grün und an der Luft dann tiefblau verfärbt. Lediglich die mit Patt aufgedruckten Stellen (reserviert) leuchten weiß. Da dieses Verfahren für den Unterricht etwas aufwändig ist, wurden die Muster einfach mit dem Model aufgedruckt und danach eingebügelt.

Mit Feuereifer waren die Jugendlichen dabei und gestalteten die Taschen mit floralen, maritimen, biblischen oder heimatbezogenen Mustern und ließen ihrer Kreativität freien Lauf. „Es ist uns eine Ehre, die 1. Klasse im Atelier sein zu können“, sagten einige Schüler und gaben dem Unterricht „Zehn von zehn Punkten. Der Kurs war cool.“

Alte Handwerkskunst aus Fernost

Thomas Meyer-Bohé berichtete, dass er den Unterricht erstmals für Schulklassen angeboten habe, um den jungen Menschen die alte Kultur des Blaudrucks nahezubringen, die nicht nur rein analog und nicht digital daher komme, sondern auch noch nachhaltig sei. Überhaupt sei die Handwerkskunst schon sehr alt und komme ursprünglich aus Südostasien, China und Japan.

In Europa war der Reservedruck im Mittelalter noch komplett unbekannt und gelangte erst ab 1680 nach Europa und 1864 auch nach Bremen. Thomas und seine Frau Larissa Meyer-Bohé haben die Blaudruck-Kunst selbst erst vor gut zwanzig Jahren in der Rostocker Werkstatt von Reinhard Haase erlernt.

Als Thomas Meyer-Bohé 2019 dann in den Ruhestand ging verwirklichte das Ehepaar dann seinen Traum von einer eigenen Werkstatt bei der Silberwarenschmiede Wilkens. Später zog die Werkstatt dann ins Hulsberg-Viertel, wo das Blaudruck-Atelier „Feinste Textur“ an der Graf-Waldersee-Straße 39 neue Räumlichkeiten fand.

Fakten:

Larissa und Thomas Meyer-Bohe bieten in ihrem Blauraum-Atelier regelmäßig dreistündige Blaudruck-Kurse an (auch Termine für Gruppen ab drei Personen). Die Teilnahme kostet 35 Euro plus Material.

Weitere Infos gibt es unter thomas.meyerbohe@gmail.com und unter Telefon 0421 / 17 24 13 33.

Unter der Rufnummer können sich auch interessierte Lehrer melden, die für ihre Klassen auch Blaudruck-Unterricht anbieten möchten.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner