„C3“ steht für Customer – Climate – Comfort: Auf 152.000 Quadratmetern Fläche entstand das 82.000 Quadratmeter große Gebäude nahe des Neustädter Hafens. Es vereint die drei Themen Kunde, Klimaschutz und Bedürfnisse der Mitarbeiter und ist für das Bremer Seehafen- und Logistikunternehmen BLG zusammen mit Mercedes-Benz ein Leuchtturmprojekt.
Zur Eröffnung am Dienstag begrüßte der Vorstandsvorsitzende Frank Dreeke neben Bürgermeister Andreas Bovenschulte und Klimaschutzsenatorin Maike Schaefer auch Bundesumweltminister Robert Habeck in Bremen.
Abfertigung für einen großen Kunden
Kunde der BLG ist Mercedes-Benz. Im C3 werden Fahrzeugteile nach der Completely-Knocked-Down-Methode (CKD) für den Versand über die großen deutschen Seehäfen weltweit vorbereitet. So werden die weltweiten Logistikaktivitäten für das globale Mercedes-Benz CKD-Produktionsnetzwerk im C3 für Deutschland gebündelt. Die einzelnen Montageteile werden – so wie sie in den Produktionsstätten weltweit benötigt werden, verpackt und anschließend an ihren Bestimmungsort verschickt.
Das Gesamtkonzept des C3 hat in diesem Zusammenhang für den langjährigen Kunden der BLG klare Vorteile.
Klimaneutralität für das Gebäude
„Die gesamte Immobilie ist von A bis Z so ausgerichtet, dass sie klimaneutral ist“, erklärt der Projektleiter des C3, Matthias Klawitter. Neben einem ganzheitlichen Energiekonzept für Heizung, Warmwasser und Lüftung, einer umfassenden Gebäudeisolierung und intelligenter Lichtsteuerung ist vor allem auch die Eigenenergieerzeugungskapazität des Gebäudes dabei maßgeblich.
Auf der über 80.000 Quadratmeter umfassenden Dachfläche wird die derzeit größte zusammenhängende Dach-Photovoltaikanlage auf einer Industrieimmobilie in Deutschland installiert. Der Solar-Service Provider RE.source erzeugt mit der Anlage jährlich 8,4 Millionen Kilowattstunden Solarstrom, was der Versorgung von mehr als 2.400 Haushalten entspräche, sagt Klawitter.
Insgesamt kommen rund 23.000 PV-Module und 52 Wechselrichter auf das Dach der Logistikimmobilie, die den Standort zukünftig mit Solarstrom versorgen werden.
Eine Wärmepumpe soll ebenfalls noch installiert werden.
Im Inneren des Schmalgangregallagers wurden intelligente Lichtmodule installiert, die mittels Bewegungssensor aktiviert werden. Außerdem fällt direktes Tageslicht über Oberlichter und große Fenster in das Lager.
Komfort für Mitarbeiter
Auch die rund 500 Mitarbeiter im C3 profitieren von dem natürlichen Licht in der großen Halle. Für sie wurden im Außenbereich zudem eigens eine Dünenlandschaft angelegt, die sie zur Regeneration in Pausenzeiten nutzen können. Daneben soll es auch Grünwiesen und Obstbäume geben, die wiederum Insekten und Vögeln als Lebensraum dienen.
Auch ein großes Mitarbeiterbistro steht zur Verfügung, gestaltet mit viel Grün und Moos.
Nachhaltigkeit durch kurze Wege
Auch die Lage des C3 Bremen trägt zum nachhaltigen Betrieb bei. Durch die direkte Anbindung an Straße, Schiene und Wasser über den benachbarten Neustädter Hafen ergeben sich kurze und verkehrsträgerübergreifend nutzbare Transportwege und es entfallen lange Ausgleichfahrten zwischen verschiedenen Standorten.
„Die Transportlogistik ist ein maßgeblicher Teil der automobilen Wertschöpfungskette. Durch Prozessoptimierung CO2-Emissionen zu vermeiden und zu reduzieren, steht damit für Mercedes-Benz auf dem Weg zur bilanziellen CO2-Neutralität entsprechend klar im Fokus. Ich freue mich sehr mit der heutigen Eröffnung des neuen Logistikzentrums gemeinsam mit unserem langjährigen Partner BLG ein wichtiges Signal der Innovationskraft für eine nachhaltige Transportlogistik zu senden“, sagt Jörg Burzer, Mitglied des Vorstands der Mercedes-Benz Group AG, Produktion und Supply Chain Management.
Roboter und Dollys
Im C3 Bremen kommen rund 90 Lkw pro Tag und rund 2.000 einzelne Ladungsträger an. Das Schmalregallager verfügt über 23 Regalzeilen, die 9,50 Meter hoch sind. Das Lager wird halbautomatisiert betrieben. Ein Clou sind die selbstfahrenden Roboter (FTS – fahrerloses Transportsystem), welche die einzelnen Materialien und Montageteile aus dem Lager übernehmen und auf so genannten Dollys ins Packzentrum bringen.
Um Unfälle zu vermeiden, war die Halle während der Einrichtung mithilfe eines Lasers vermessen worden. Die Roboter übernahmen feste Wegpunkte. 24 Geräte sind im C3 im Einsatz und teilen sich die Fahrtwege mit den Gabelstaplern. Künftig sollen beide Fahrzeugarten mit Funktechnik nachgerüstet werden.
30 Sekunden für eine Palette
An einer automatischen Palettenaufstellanlage sind vier weitere Roboter im Einsatz. Sie tackern Kartonagen auf Holzpaletten. Drei unterschiedliche Größen könne so gefertigt werden. Für eine Palette benötigen die hochmodernen Roboter 30 Sekunden.
Die Waren aus dem Schmalregallager werden mittels Stapler oder FTS an die modular aufgebauten Packzonen geliefert. Dort sortieren Mitarbeiter die einzelnen Teile in die gefertigten Kartonagen ein. Am Ende der Halle werden die Paletten dann verladen.
70 bis 100 Container werden am Tag über Binnenschiffe ab Neustädter Hafen sowie per Schiene und Lkw zu den Seehäfen Hamburg, Wilhelmshaven und Bremerhaven transportiert. Investiert hat die BLG als Langzeitmieter des C3 laut Klawitter einen hohen einstelligen Millionenbetrag.
Ein Schritt in die Zukunft
„Mit dem C3 Bremen sind wir einen Schritt gegangen, der gegangen werden muss, um Konkurrenzfähig sein zu können“, sagt Frank Dreeke. Der Markt erkenne das an. „Das Logistikcenter C3 Bremen ist in vielerlei Hinsicht als Blaupause für den Bau und die Gestaltung von Logistikimmobilien der Zukunft zu sehen“, ist Dreeke überzeugt.
Zur Eröffnung der C3 zerschnitt Vizekanzler und Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck symbolisch ein grünes Band: „Groß und gesamtheitlich gedachte Projekte wie dieses sind genau was wir brauchen, um unsere Klimaziele zu erreichen und Deutschland zur Treibhausgasneutralität zu führen. Ein starkes Projekt, das zeigt, wie zukunftsorientiertes Wirtschaften und Klimaschutz Hand in Hand gehen“, so Habeck.