Mit der Qualifizierung zur Kindertagespflegeperson können sich Interessierte auch in einer Kita anstellen lassen. Foto: Pixabay/EvgeniT Mit der Qualifizierung zur Kindertagespflegeperson können sich Interessierte auch in einer Kita anstellen lassen. Foto: Pixabay/EvgeniT
Kitaoffensive

Großes Interesse an Tagespflege

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Das Qualifizierungsprogramm der Bildungsbehörde wird in Bremen gut angenommen.

Um die fehlenden Betreuungsplätze in Bremen schaffen zu können, hatte Bildungssenatorin Sascha Aulepp gemeinsam mit PiB – Pflegekinder in Bremen und dem Paritätischen Bildungswerk (PBW) die Kindertagespflegeoffensive gestartet. Nun zogen die Beteiligten eine Zwischenbilanz.

Mit der Kampagne sollen Menschen in Bremen dazu ermutigt werden, sich im Bereich der Kindertagesbetreuung zu qualifizieren, um dann selbstständig oder angestellt zu arbeiten. In Frage kommen nach abgeschlossener Qualifizierung die Betreuuung von bis zu fünf Kindern in den eigenen vier Wänden, aber auch die Anstellung in einer Krippe als Zweitkraft.

Hohe Zahl von Interessierten

„Wir waren selber überrascht, wie viele Menschen über die bisher angebotenen Veranstaltungen dazu angesprochen wurden und sich gemeldet haben“, sagt Judith Pöckler-von Lingen, Geschäftsführerin von PiB.

Bei einer ersten Veranstaltung in Vegesack hatten sich 140 Personen informiert. Über diese wiederum würden auch weitere von dem Angebot erfahren, sind Aulepp und Pöckler-von Lingen sicher. Mehr als 300 Personen hatten ihr Interesse bisher bekundet.

Immer weniger Tagespflegepersonen

Denn auch im Bereich der Tagespflegepersonen zeige sich seit einigen Jahren ein Abwärtstrend, wie die PiB-Chefin sagt. Derzeit sind in Bremen 220 Frauen und Männer in der Kindertagespflege tätig, vor rund fünf Jahren waren es noch etwa 250. Die Tagespflegepersonen in Bremen betreuen derzeit 900 Kinder.

Über die Interessierten und diejenigen, die sich ausbilden lassen, erführen auch weitere Personen von der Möglichkeit. „Wenn die eine Nachbarin als Tagesmutter arbeitet, bekommen es auch andere mit“, sagt Pöckler-von Lingen.

Neue Kurse konzipiert

Die Qualifizierungsmaßnahme führt das Paritätische Bildungswerk durch. Dieses hat die Kurse erarbeitet und neu konzipiert, denn die Offensive richtet sich vor allem auch an Menschen, die zugewandert sind. „Wir mussten schnell neue Kurse schaffen, weil die Nachfrage hoch war“, sagt Frauke Felix, Geschäftsführerin des PBW.

„Diese Frauen und Männer, die Erfahrungen mit Kindern und oft auch aus ihrer Arbeit in der frühkindlichen Bildung mitbringen und – was in unseren Einrichtungen mit Kindern aus vielen verschiedenen Ländern goldwert ist – ihre eigene Muttersprache, die brauchen wir, die brauchen unsere Kinder“, sagt Bildungssenatorin Aulepp.

Stundenzahl erhöht

Derzeit laufen vier Kurse noch bis zu den Sommerferien, jeweils mit 15 Teilenehmenden. Normalerweise bildet das PBW in zwei Kursen pro Jahr aus.

Als Zugang ist ein B1-Sprachniveau notwendig, außerdem wurde die Stundenzahl der Fachtheorie erhöht. „Das fachsprachliche und pädagogische Konzept wurden miteinander verzahnt“, sagt Felix.

Viele wollen eine Anstellung

Derzeit sei vor allem das Interesse an einer späteren Anstellung bei den Teilnehmenden groß. Die Maßnahme wurde in Kooperation mit der Agentur für Arbeit sowie dem Arbeitsressort konzipiert, denn sie bietet vielen Menschen eine Chance auf einen Anstellung als ausgebildete Kindertagespflegeperson.

Auch jetzt schon würden Teilnehmende tageweise ihren Praxisteil der Qualifizierungsmaßnahme in Kitas machen, sagt Felix. „Wenn die Kitas und Träger skeptisch dem Modell gegenüber wären, würden sie das nicht machen“, ist Felix sicher.

50 neue Kräfte im Herbst

Bis zum Herbst sollen so 50 neue Tagespflegepersonen qualifiziert und bereit für ihren Einsatz sein. Rein theoretisch könnten dann 250 Kinder zusätzlich betreut werden. Weitere Kurse starteten bereits, in Kürze auch dezentral – etwa in Blumenthal.

Wegen des Fachkräftemangels können aktuell 40 Gruppen in den Einrichtungen in Bremen nicht eröffnet werden. Würde man rein rechnerisch die bestehenden Teams aus zwei Erzieherinnen oder Erziehern in den Kitas auflösen und jeweils eine qualifizierte Tagespflegeperson zur Seite stellen, könnten mehrere Hundert Kinder zusätzlich betreut werden, rechnet Maike Wiedwald, Sprecherin des Bildungsressorts vor.

Neues Konzept startet in Vegesack

Ganz neu in Bremen ist das Konzept der Großtagespflege. Die erste eröffnet zum Sommer in Vegesack, in den ehemaligen Räumen der Hans-Wendt-Stiftung im Bürgerhaus Vegesack.

In einer Großtagespflege arbeiten zwei Tagespflegepersonen gemeinsam als Angestellte und betreuen bis zu acht Kinder unter drei Jahren.

Dafür ins Boot geholt hat die Bildungsbehörde den Familienservice Weser-Ems, der bisher 28 Häuser in Niedersachsen betreibt. „Mit den Tagespflegepersonen hat Bremen einen großen Wurf gemacht“, sagt Frank Gieselmann, Vorstand vom Familienservice Weser-Ems.

Auch in Niedersachsen gäbe es zu wenige Fachkräfte für die Betreuung der Kinder. Es sei wichtig, nun die Tagespflegepersonen in den Fokus zu rücken.

Das Ziel, so Gieselmann, müsse es sein, dass die Politik sich klar positioniert und ein Berufsbild Tagespflegeperson entwickelt werde.

Kleine Gruppen ohne Bürokratie

In einer Großtagespflege, wie der Familienservice Weser-Ems sie betreibt, werden Frauen und Männer mit dem nötigen Zertifikat angestellt.

„Die Gruppen sind klein und familiennah“, beschreibt es Marion Wellnitz, Vorstand des Familienservice Weser-Ems. Acht Kinder besuchen die Gruppe. „Die Tagespflegepersonen dürfen spielen und kümmern sich um sie. Die Bürokratie übernehmen wir“, sagt Wellnitz.

Bereits am dem Sommer startet die erste Gruppe in Vegesack.

Infos zur Kindertagespflegeoffensive finden Interessierte unter bildung.bremen.de

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