Gerade in der Brutzeit werden viele Vögel und Kleinsäuger zum „Spielzeug“gut genährter Hauskatzen.Foto: Pixabay Gerade in der Brutzeit werden viele Vögel und Kleinsäuger zum „Spielzeug“gut genährter Hauskatzen. Foto: Pixabay
Wildtiere schützen

Kleintiere sind schnelle Beute

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Die Natur hat ein Hauskatzenproblem. Die Samtpfoten sind eine Gefahr für die Artenvielfalt.

Hauskatzen, die unkontrollierten Ausgang haben, sind eine tödliche Gefahr für unsere einheimische Fauna. Wildtiere, wie beispielsweise Eichhörnchen, Frösche, Echsen und Schmetterlinge, werden in großen Zahlen von Hauskatzen gejagt, verletzt, getötet.

Insbesondere die Vogelwelt hat während der Brutzeit enorme Todeszahlen zu verzeichnen. Da Jungvögel zunächst fliegen lernen müssen, fallen gerade diese den geschickten Jägern zum Opfer.
Laut der Weltnaturschutzunion (IUCN) zählen Hauskatzen zu den 100 gefährlichsten fremden invasiven Arten.

Sie tragen zur Gefährdung von Tieren bei, die auf der Roten Liste bedrohter Arten stehen. Auch in Deutschland ist die Hauskatzenpopulation so groß, dass sie eine Gefahr für die Artenvielfalt ist.

In der Stadt ist die Dichte dieser exotischen Jäger besonders groß. Unter Futterhäusern oder nahe dem Eingang des Nistkastens sitzend, stellen sie Vögeln nach. Im Frühjahr jagen sie die fast flüggen Jungvögel. Aufgrund der vielen Hauskatzen in Deutschland werden diese geschickten Jäger zu einer echten Bedrohung für die Bestände einheimischer Kleintiere.

Der Deutschen wohl liebstes Haustier tötet eine unglaublich hohe Zahl an Lebewesen: In Deutschland sind jährlich Opfer in Millionenhöhe zu beklagen, während dies in den USA sogar Milliarden (!) Tiere sind. Aus Tier- und Naturschutzgründen also sollte man die „Stubentiger“ besser in der „Stube“ lassen.

„Unkontrollierte Freigänger sind wegen ihres ausgeprägten Jagdtriebes eine Gefahr für unsere einheimische Fauna“, betont Wildtierärztin Dr. Alexandra Dörnath, die die Tierarztpraxis Klein Mexiko für Zoo-, Zirkus- und Wildtiere sowie exotische Heimtiere leitet. Katzen seien für die Artenvielfalt sogar gefährlicher als Pestizide. Laut Angaben des Landwirtschaftsministeriums der USA gefährden Freigänger- und streunende Hauskatzen heimische Wildtiere durch Jagd, Konkurrenz sowie Krankheitsverbreitung.

Der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe schätzte für das Jahr 2021, dass 16,7 Millionen Hauskatzen in Deutschland leben. Hätte die Hälfte davon unkontrollierten Freigang, und würde man die Zahlen einer englischen Studie auf Deutschland übertragen, dann würden bei uns jährlich mehr als 130 Millionen Tiere durch Hauskatzen getötet.

Diese enorm hohen Zahlen seien ein deutliches Signal dafür, dass man seine Katze nicht draußen herumstromern lassen dürfe, betont Dörnath. Allein aus Gründen des Artenschutzes müsse die Hauskatze im Haus bleiben. „Angesichts der derzeitigen ökologischen Krisen sollte kein nicht-einheimisches Raubtier unsere einheimischen Wildtiere jagen können – egal, ob aus Hunger oder aus Lust am Spiel. Invasive Haustiere haben schlimme Folgen für unser Ökosystem“, erklärt Dörnath. „Wir befinden uns aktuell in einer globalen menschengemachten Aussterbewelle enormen Ausmaßes. Alle ökologisch sensibilisierten Menschen sollten also so verantwortungsvoll sein und ihre Hauskatzen drinnen lassen oder nur kontrolliert rauslassen“, betont Dörnath und fügt hinzu: „Bei der Jagd unterscheiden Katzen nämlich nicht zwischen bedrohten und nicht bedrohten Arten“. Allerdings leide jedes Tier, unabhängig von seinem Artenschutzstatus, wenn es zur Beute würde.

Die Dichte der Hauskatzen in Deutschland hat für unsere Fauna ein wirklich bedrohliches Ausmaß angenommen. Zur dieser kritischen Populationsgröße hinzu kommen noch schwindende Lebensräume und Futterknappheit. „Die Wildnis leidet an einer Hauskatzenkrise“, so Dörnath. Eine US-Studie sei bereits vor zehn Jahren zu dem Schluss gekommen, dass der Einfluss von Hauskatzen auf heimische Wildtiere reguliert werden müsse.

Besser geht Hauskatzenhaltung nicht: Ein kontrollierter Ausgang aus der katzengerecht eingerichteten Stube in ein Außengehege wird dem Tier- und Artenschutz gerecht.  Foto: pv

Ein Aussengehege ist gut für Katzen und Kleintiere

Alexandra Dörnath

Die Expertin Dr. Alexandra Dörnath aus der Tierarztpraxis Klein-Mexiko Foto: pv

In ihrer Praxis werde sie gefragt, was man denn machen solle, wenn die Katze raus wolle, aber nicht dürfe, so Dörnath. Dabei gebe es dafür doch einfache Lösungen. Man biete seiner Katze kontrollierten Freigang beispielsweise auf einem mittels Katzennetz gesicherten Balkon oder in einem über eine Katzenklappe begehbarem Außengehege.

Das schützt nicht nur die Wildtiere, sondern auch die Katzen selbst. So sind sie sicher vor Autos, Nachbars Luftgewehr wie auch Gift. Keine Lösung sei es jedenfalls, der Katze einfach ein Glöckchen umzuhängen und sie unkontrolliert rauszulassen. „Katzen sollten definitiv drinnen bleiben oder wirklich nur kontrollierten Freigang haben. Nicht ohne Grund diskutieren Behörden eine Ausgangssperre für Hauskatzen. Eine solche wäre ein zielführender Beitrag zum Tier- und Naturschutz,“ bringt es Dörnath auf den Punkt.

Falls Ihnen ein Thema rund um einheimische Wildtiere und auch Exoten unter den Nägeln brennt, schreiben Sie uns unter martin.bollmann@weserreport.de

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