Das rote Apotheken-A ist das Erkennungszeichen für öffentliche Apotheken in Deutschland. Die Vorgeschichte reicht bis in die 1920er Jahre zurück. Foto: Konczak
Protesttag

Protesttag der Apotheken

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Forderungen nach mehr Anerkennung und finanzieller Entlastung bundesweit am 14. Juni

Nach dem Arztbesuch ist der nächste Schritt die Einlösung des Rezepts in einer Apotheke. Auch im Alltag sind diese Fachgeschäfte essenziell, wenn beispielsweise eine Erkältung naht oder der Verdacht einer Schwangerschaft besteht. Doch viele Apotheken fühlen sich von der Regierung im Stich gelassen, viele müssen ihr Geschäft schließen. Damit ihre Bedürfnisse gehört werden, ruft die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) am Mittwoch, 14. Juni zum bundesweiten Protesttag der Apotheken auf.

Lieferengpässe, Personalnot und Unterfinanzierung

„Wir wollen die Aufmerksamkeit für unsere immer kleiner werdende Berufsgruppe schaffen, um von der Politik nicht vergessen zu werden“, fasst Peter Bertram, Inhaber der Avie Apotheke in Ganderkesee, zusammen.

Lieferengpässe, Personalnot und eine seit Jahren bestehende Unterfinanzierung seien Teil des Problems. „Weil die Bundesregierung in ihren Gesetzesvorhaben immer wieder die Probleme der öffentlichen Apotheken übergeht, destabilisiert sie die Arzneimittelversorgung in Deutschland“, heißt es von der Präsidentin der ABDA Gabriele Regina Overwiening.

Zehn Forderungen der Apothekerschaft

Die Forderungen sind auf einem zweiseitigen Formular zusammengefasst. Jüngst hatte Petra Piechotta (Grüne) eben jene Liste als „Wunschzettel für den Weihnachtsmann“ betitelt. Dies stieß auf vehemente Kritik. „Achtung und Respekt sind nicht vorhanden“, äußert sich Axel Schwirtz, Inhaber der Flores Apotheke in Hude, zu dieser Aussage. Derselben Meinung ist auch Knut Hartmann, Inhaber der Löwen-Apotheke in Delmenhorst. Laut ihm sei „die fehlende Wertschätzung durch Politik, Krankenkassen, Ärzte und auch einigen Kunden“ Grund für diesen Protest.

Schwirtz fasst die wichtigste Forderung zusammen: „Zuletzt wurde das Fixum der Arzneimittelpreisverordnung 2004 erhöht. Seitdem beträgt dieses 8,35 Euro brutto. Das muss versteuert werden und weitere zwei Euro werden als Zwangsrabatt abgezogen.“ Dieses Fixum bezieht sich auf den Anteil, die eine Apotheke pro eingelöstes verschreibungspflichtiges Medikament erhält. Dieses Abgabehonorar soll laut Forderung auf 12 Euro erhöht werden. „Durch Inflation und steigende Personalkosten ist das nicht mehr zeitgemäß“, so Schwirtz.

„Diese Vergütung soll und muss angepasst werden, da auch wir Apotheken höhere Energiepreise, Mieterhöhungen und Personalkostenerhöhung erhalten und somit unsere Marge so weit in den Jahren gesunken ist, dass immer mehr Apotheken schließen und somit die Versorgung der Bevölkerung, vor allem in ländlichen Gebieten, gefährdet ist“, ergänzt Bertram.

Finanzielle Belastung

„Die Apotheken haben leider immer noch den Ruf, eine ‚Gelddruckmaschine‘ zu sein. Die ‚reichen‘ Apotheker. Das war früher.Heute kämpfen die meisten Apotheken um ihre Existenz. Manch ein Inhaber verdient weniger als seine Angestellten“, klärt Hartmann auf.

„Wird ein Rezept falsch ausgefüllt, haben wir die Arbeit. Wenn sogar zu spät entdeckt wird, dass beispielsweise der Name des behandelnden Arztes auf einem Krankenhausrezept nicht vermerkt ist, kann die Krankenkasse die Bezahlung verweigern. Und da kann es manchmal um vier- oder fünf-stellige Summen gehen. Dem Patienten ist geholfen worden und eigentlich ist kein Schaden entstanden, aber trotz erbrachter Leistung bekommt die Apotheke kein Geld“, weist Hartmann auf ein weiteres Problem hin.

Während der Corona-Pandemie haben die Apotheken sehr viel abgefangen. „Wir sind in die Lücke gesprungen, haben Impfungen organisiert und Masken verkauft“, blickt Schwirtz zurück. Die Maskenabgabe war eine einmalige finanzielle Entlastung und trägt nicht zur langfristigen Problemlösung bei. „Apotheken bieten mehr als nur die Abgabe von Medikamenten. Wir trösten, geben Tipps und sind ein soziales Auffangnetz“, appelliert Schwirtz. Dabei thematisiert er auch, dass Apotheken an sechs Tagen die Woche geöffnet haben und für die Kunden erreichbar sind. Zusätzlich gibt es an Sonn- und Feiertagen sowie abends Notdienste.

Protestmarsch in Oldenburg

Am 14. Juni um 9.30 Uhr wird es in Oldenburg einen Protestmarsch geben. Jeder, der sich mit den Apotheken solidarisiert, kann sich diesem anschließen. In Delmenhorst und Umgebung verteilen einige Apotheken Flyer. Weitere Informationen und teilnehmende Apotheken sind unter abda.de zu finden.

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