Zufrieden mit der gemeinsamen Lösung (v. l.): Hans Fingerhut (Nabu Ganderkesee), Dr. Michael Müller (Fuhrenkamp-Schutzverein), Helmut Brüggemann (Nabu Hude), Nicolas Hehemann und Rami Ramadan (beide wpd) sowie die Gutachter Dr. Klaus Handke und Dr. Marc Reichenbach. Foto Buntemeyer
Windpark Hohenböken

Kompromiss für den Artenschutz

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Das Unternehmen wpd hat seine Pläne für den Windpark im Hohenbökener Moor angepasst.

Wie lassen sich Artenschutz und Windenergie in Einklang bringen? Mit Blick auf das Hohenbökener Moor ist jetzt eine Lösung auf den Tisch gekommen – buchstäblich, denn das Unternehmen wpd, das in Teilen des Landschaftsschutzgebietes einen interkommunalen Windpark errichten will, hat sich in mehreren Gesprächen mit dem Naturschutzbund (Nabu) Ganderkesee und Hude sowie dem Fuhrenkamp-Schutzverein und den Gutachtern Dr. Klaus Handke und Dr. Marc Reichenbach auf ein gemeinsames Positionspapier geeinigt. Als „ruhig und sachlich, fast schon vorbildlich“ beschrieb wpd-Geschäftsführer Rami Ramadan den Austausch, als die Beteiligten in der vergangenen Woche ihre Ergebnisse gemeinsam der Presse präsentierten. Ein Tenor, den alle Anwesenden teilten.

Schutz für wichtige Brutvogelfläche

Auf einer 80 Hektar großen sogenannten ornithologischen Kernfläche zwischen dem Stedinger Kanal und dem Maiplackenweg, auf der vom Aussterben bedrohte und stark gefährdete Vögel vorkommen, sollen keine Windkraftanlagen gebaut werden. Stattdessen verschiebt und erweitert sich die Potenzialfläche für den Windpark Richtung Süden, wobei die Erschließung lediglich von Süden und Osten her erfolgt. Für wpd reduziert sich die Gesamtzahl der geplanten Windräder von 13 auf 10 (acht auf Ganderkeseer, zwei auf Huder Gebiet). Hinzu kommt, dass die ornithologische Kernfläche, die von einer 150 Meter breiten Pufferzone eingeschlossen werden soll, mit Ausgleichsmaßnahmen unter Einbindung der Landeigentümer (die Verträge bleiben bestehen) aufgewertet werden kann. Die dortige Wiesenbrüterpopulation werde erhalten und gefördert. Potenzial sei da für insgesamt 1,5 Quadratkilometer. „Alles hat sich positiv entwickelt. Damit würde die Fläche einen Naturschutz-Charakter bekommen“, meint Hans Fingerhut, Vorsitzender des Ganderkeseer Nabu. Zudem bedeutet dies, dass kein anderer Planer das Gebiet mehr ins Auge fassen kann. Seit 2009 ist das Hohenbökener Moor ausgewiesenes Potenzialgebiet für Windenergie.

Neue Gesamtkarte erarbeitet

Grundlage des Lösungsansatzes bilden die Kartografierungen, die der Ganderkeseer Landschaftsökologe Handke und Reichenbach von der Oldenburger Arsu GmbH (Arbeitsgruppe für regionale Struktur- und Umweltforschung) erstellt haben. „Die Ergebnisse passten sehr gut zusammen“, resümiert Reichenbach, der von Handke noch „wertvolle Hinweise“ erhalten habe. In einem Umkreis von 500 Metern um die Windparkfläche stellten die Experten acht Arten mit 81 Brutpaaren von der Roten Liste mit der Einstufung „vom Aussterben bedroht“ und „stark gefährdet“ fest. Dazu zählen etwa Bekassine, Brachvogel, Uferschnepfe und Wiesenpieper. Das Vorkommen konzentriere sich vor allem auf jenen Bereich, der als ornithologische Kernfläche ausgewiesen werden soll. Auf dieser Datenbasis wurde eine neue Gesamtkarte erarbeitet.
Das Landschaftsschutzgebiet Hohenbökener Moor ist im nördlichen Teil bereits als Vogelbrutgebiet von landesweiter, im südlichen Teil von regionaler Bedeutung eingestuft. Von den ursprünglich 58 Brutpaaren der höchsten Gefährdungsstufen befinden sich nun noch sieben in einem 150-Meter-Radius um das Windrad. „Das betrifft aber nur Arten, die wenig windkraftsensibel sind, wie Wiesenpieper und Kiebitz“, weiß Handke.

„Kein Kuhhandel“

„Unsere Planungen waren immer ergebnisoffen“, betont Nicolas Hehemann, technischer Projektleiter bei wpd. Lag der geplante Windpark zuvor auf 29 Prozent des ausgewiesenen Landschaftsschutzgebietes, seien es nun 13 Prozent. Mit den zehn Anlagen könne Strom für über 50.000 Haushalte produziert werden. „Mir ist wichtiger, dass wir gemeinsam eine gute Einigung gefunden haben“, sagt Ramadan hinsichtlich der drei Anlagen weniger. Man wolle auch keine „Alibimaßnahmen“ erarbeiten.
„Es war wichtig, dass wir keinen Kuhhandel betreiben. Wir haben nun eine vertretbare Lösung, auch mit der Pufferzone“, meint Handke. Dr. Michael Müller, Vorsitzender vom Fuhrenkamp-Schutzverein, dankte dem Investor, der die Signale erkannt habe. „Wir haben es geschafft, die Emotionen herauszunehmen, was nicht immer einfach ist, und gut zusammengearbeitet“, freut sich auch Helmut Brüggemann, Vorsitzender des Nabu Hude.
Stimmt die Politik zu und laufen alle Genehmigungen nach Plan, rechnet wpd für Ende 2027 mit einer Inbetriebnahme des Windparks Hohenböken

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