Andreas Bovenschulte gilt als Bürgermeister zum Anfassen. Und tatsächlich wird der Zwei-Meter-Mann in seinem zweiten Wohnzimmer auf dem Bremer Markplatz nicht nur sofort erkannt, sondern auch direkt angesprochen.
Dem Tourist aus Hamburg kann er seine Bitte nach einem Selfie an den Bremer Stadtmusikanten nicht abschlagen, leiht dem älteren Herrn sogar seinen doch deutlich längeren Arm zum Auslösen der Smartphonekamera. „Wenn man freundlich gefragt wird, ist das doch kein Problem und eine freundliche Geste“, sagt Bovenschulte.
Auf Tuchfühlung mit Andreas Bovenschulte
Wenn er rund um seinen Arbeitsplatz unterwegs ist, geht der Bürgermeister auch aktiv auf die Gruppen zu, die sich zwischen Rathaus, Roland, Schütting und Bürgerschaft tummeln.
„Es ist wunderbar, dass die Innenstadt so voll ist und brummt und es ist toll, über den Marktplatz zu gehen und das zu beobachten“, schwärmt Bovenschulte, der im Mai in seine zweite Amtszeit als Bremer Bürgermeister gewählt wurde.
Gerne, so verrät er, spricht er dann die Gästeführerinnen und -führer an und begrüßt die Touristen. Lässt seine Zeit es zu, bleibt es nicht nur bei einer Begrüßung. Dann hält der Bürgermeister auch ein kleines Pläuschchen.
„Unsere Besucher sind immer so begeistert von der Stadt. Wir können mit so viel Positivem punkten. Das wird einem dann klar“, sagt Bovenschulte, der im August seinen 58. Geburtstag feierte.
Die Liebe zur Musik blieb
Gebürtig stammt der Wahlbremer aus Hildesheim, wuchs in Mehle auf. Schon früh begeisterte er sich für Musik. Sein Berufswunsch als Kind: Bandleader.
Wohnort und Berufswunsch änderten sich mit der Zeit, die Liebe zur Musik blieb bis heute. Und auch dafür ist der Bürgermeister bekannt: Er kann rocken.
„Irgendwann traut man sich dann in Bands. Wenn man alleine Musik macht, fehlt dieses Feeling. Ich habe in zahlreichen Combos mitgespielt“, erinnert sich Bovenschulte.
Zunächst fing alles ganz traditionell an: Im Feuerwehrmusikzug seines Heimatortes lernte und spielte Andreas Bovenschulte Posaune und Trompete, wechselte dann in Schülerbands.
„Betonrock“ und „Pfusch am Bau“
Im Rahmen der Friedensprojekttage seiner Schule stand er erstmals mit seiner Band „Betonrock“ auf der Bühne. „Wir spielten vor der vollen Aula, die Stimmung war richtig gut. Wir hatten Erfolg, obwohl wir kaum etwas konnten“, schmunzelt Bovenschulte.
Seine nächsten Stationen in Sachen Band führten ihn auch zu den Formationen „Exzesse Nachtexpress“ und „Pfusch am Bau“. „Ich bin kein Musiker, aber ich habe viel Spaß am Spielen“, sagt der Vater zweier Töchter.
Sein Musikgeschmack ist breit gefächert, zu Hause fühlt er sich aber in den Genres Punk und Ska. Und so ist er denn auch mal Gast im Publikum von Rockkonzerten wie den Toten Hosen auf der Bürgerweide oder auf dem Hurricane Festival bei Kraftklub – ganz vorne am Mosh Pit (Anmerkung der Redaktion: Ein Mosh Pit ist ein direkt vor der Bühne entstehender Kreis von Tanzenden, insbesondere auf Metal- und Punkkonzerten).
Dort war er mit seinen Töchtern, erzählt der Bürgermeister. Und auch auf dem Festivalgelände wurde er für Selfies Besuchern angesprochen.
Musik und Konzertstimmung genießen
Aber auch kleinere Konzerte, etwa im Eisen, und die großen Bremer Musikevents wie die Breminale und das Musikfest Bremen genießt Bovenschulte als Zuschauer.
Die Abschiedstournee der Hip Hop-Band Fettes Brot wollte er sich auch nicht entgehen lassen. „Nur in der Pop-Musik habe ich ein wenig den Anschluss verloren und kenne mich nicht mehr so gut aus wie früher“, scherzt er.
Bei all der Musik in seinem Leben passt es auch gut, dass Bovenschulte neben seinem Posten als Regierungschef des Landes Bremen auch das Amt des Senators für Kultur bekleidet.
Kein Tag ist wie der andere
Einen immer gleichen, typischen Arbeitstag gibt es für den Bürgermeister nicht. Sein Arbeitszimmer im Rathaus ermöglicht ihm den Blick in die Gute Stube, das Wohnzimmer, auf den Marktplatz.
Und auf den Domshof, der über den Sommer erneut mit Sitzmöbeln und Bühne ausgestattet wurde. Genau dort verbringt der Präsident des Senats an mit Terminen ausgebuchten Tagen auch seine Mittagspause, wenn er nicht unterwegs ist.
„Ich sitze gerne auf dem Domshof. Die Möblierung dort wird sehr gut angenommen und es ist immer voll. Das freut mein Herz“, sagt Bovenschulte.
Die Atmosphäre auf Marktplatz und Domshof habe etwas ganz Besonderes und Entspanntes dieser Tage, findet er. Hier könne man auch immer einen Plausch halten.
Das Konzept geht auf
Zum Mittagessen zieht es Andreas Bovenschulte auch das eine oder andere Mal in die Markthalle Acht. „Wir mussten dort auch schon warten, weil es keine Sitzplätze mehr gab, so voll war es. In der Markthalle gibt es sehr gutes Essen und das Gesamtkonzept mit dem alternativen Foodcourt überzeugt“, ist sich Bovenschulte sicher.
Er beobachte gerne das Treiben in der Halle, ist es doch ein Zeichen dafür, dass das Konzept aufgeht.
Mit dem Umzug der Rechtswissenschaften von der Universität in das ehemalige Gebäude der Bremer Landesbank, die in der Nord LB aufging, wird der Domshof ab Ende 2024 noch mehr Publikum haben.
Zentrum weiter beleben
Von den neuen Nachbarn verspricht sich der Bürgermeister, der selbst in Bremen Rechtswissenschaften studierte, eine weitere Belebung des Zentrums. „Wir müssen diese Frequenz nun Schritt für Schritt weiter ausdehnen“, sagt Bovenschulte und nennt als Beispiele das Balgequartier, die neuen Pläne für das Kaufhaus Karstadt und das Parkhaus Mitte.
„Der Zug muss hinführen zum Brill und zum Faulenquartier“, sagt der Bürgermeister.
Privat ist der studierte Jurist Andreas Bovenschulte in der Bahnhofsvorstadt beheimatet, genießt dort – wenn es seine Zeit zulässt – den Sommerabend auch mal im Schwarzen Hermann. „Das ist sozusagen auch mein Freisitz“, scherzt er.
Ein Großer Kino-Fan
Auch Literatur interessiert ihn sehr. „Leider lese ich inzwischen aber weitaus weniger Romane und Belletristik als früher. Das ist ein wunder Punkt“, gibt er zu.
Das liege vor allem daran, dass er viele Stunden seines Arbeitstages mit dem Lesen von Dokumenten verbringe.
Neben der Musik ist das Kino seine ganz große Leidenschaft. Wenn er die Zeit findet. In diesem Jahr hat er es aber tatsächlich schon in alle drei großen Filme geschafft: Mission Impossible – Dead Reckoning, Oppenheimer und Barbie.
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