„Der Sommer war für uns ganz schlecht wegen des miesen Wetters“, sagt Larissa Bormann vom Secondhand-Geschäft „First Class Klamotte“ im Bremer Viertel. Denn der Verkauf ist auch in Gebrauchtbekleidungsgeschäften wetterabhängig.
Auch „Frauensachen“ in der Neustadt hatte unter dem verregneten Sommer zu leiden: „Ohne einen richtigen Sommer verkaufen wir kaum Sommersachen. Die liegen jetzt noch im Lager und müssen günstiger verkauft werden als vorgesehen, damit wir Platz für die Herbstmode haben“, sagt Kerstin Runge, eine der drei Inhaberinnen von „Frauensachen“.
Laut einer Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland liegt der Kauf von Gebrauchtkleidung im Trend. Demnach kaufte jeder zweite Deutsche bereits Secondhand-Kleidung – vor allem aus Gründen der Nachhaltigkeit.
Aber auch die günstigeren Preise sorgen laut PwC-Studie für eine anhaltende Nachfrage. PwC-Experten schätzen, dass das Volumen des Secondhand-Modemarktes in Deutschland von rund 3,5 Milliarden Euro im Jahr 2022 auf fünf bis sechs Milliarden Euro bis 2025 ansteigen wird. Schwimmt Bremen gegen den Strom?
Weniger Nachfrage, mehr Angebot
Von einem gesteigerten Interesse an Secondhand-Kleidung spüren weder Bormann noch Runge etwas, eher das Angebot ist gestiegen: „Wir werden überrannt, es wollen mehr Menschen Kleidung verkaufen als kaufen“, sagt Runge.
Dabei stoßen die kleinen Geschäfte allerdings an ihre Lagergrenzen. An die Umsätze von vor Corona kommen die Geschäfte nicht mehr heran. „Es geht seitdem viel über Online-Geschäfte und Secondhand-Plattfomen im Internet“, sagt Runge. Ihr Geschäft besteht im nächsten Jahr bereits seit zehn Jahren und hat viele Stammkundinnen.
Das zeigt auch die PwC-Analyse: 54 Prozent der Secondhand-Konsumenten in Deutschland nutzen Onlinekanäle, 39 Prozent gehen lieber stationär einkaufen.
Auch Anbieter in Bremen haben ein Online-Angebot erstellt und bieten Vintage- und Secondhand-Mode über das Internet an. Levon Honkomp, Geschäftsführer von „Wanted Vintage“ wollte so während der Coronapandemie weiterhin Kleidung verkaufen können.
Vintage-Geschäfte wie „Wanted Vintage“ kaufen allerdings nicht von privat an, sie beziehen ihre Teile von Großhändlern. „Wanted Vintage“ arbeitet mit der Bremer Brewelo GmbH zusammen, die Schuhe und Kleidung in Altkleider-Containern sammelt.
Onlineshop als Notlösung
Der Onlineshop war auch für Honkomp eine Notlösung, denn: „Im Secondhand-Geschäft gibt es jedes Teil nur einmal. Man muss also sehr viel Aufwand betreiben, um ein einziges Teil online anzubieten und zu verkaufen“, erklärt Honkomp. Zwar erreiche man online mehr potentiellen Käufer, allerdings sei der Arbeitsaufwand auch deutlich höher und damit auch teurer. „Bei kleinen Unternehmen ist das nicht rentabel. Man muss schon ein gutes System haben und eigentlich viele Mitarbeiter“, rechnet Honkomp vor. Denn von dem Fotografieren über das Onlinestellen und Verpacken bis hin zum Versand seien sehr viele Arbeitsschritte notwendig, um ein Teil an den Kunden oder die Kundin zu bringen.
„Wenn man es nebenbei machen kann, während man im Ladengeschäft arbeitet, dann geht es vielleicht, aber dann nur für hochpreisige Artikel“, sagt Honkomp. Gemeinsam mit Isabel Ratfisch und Gyula Castro hatte Honkomp mit seinem Unternehmen 2022 den ersten Platz beim Pop-Up-Store-Wettbewerb der Wirtschaftsförderugn Bremen belegt (WESER REPORT berichtete).
Der Onlineshop ist derzeit offline, Honkomp betreibt seine zwei Ladengeschäfte. „Bald soll es aber auch online weitergehen“, sagt er.