Die Quote derer, die ihre Ausbildung in der Pflege abbrechen wollen, soll verringert werden. Foto: Pixabay Die Quote derer, die ihre Ausbildung in der Pflege abbrechen wollen, soll verringert werden. Foto: Pixabay
Fachkräftemangel

Pflege:Ausbildungsabbrüche in Bremen verhindern

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Mit einer neuen Beratungsstelle soll die Quote der Ausbildungsabbrüche in Pflegeberufen gesenkt werden.

Nach der Schule folgt der Praxisschock: „Die jungen Leute machen erste Erfahrungen mit dem Tod und mit Krankheiten und sie erfahren wie es ist, vielleicht nicht helfen zu können“, berichtet Anke Schmidt, Sozialpädagogin und Projektleiterin von „Pflegeausbildung – bleib dran“.

Das Projekt wurde nun von der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz in Zusammenarbeit mit der Arbeitnehmerkammer Bremen ins Leben gerufen und soll die Quote derer, die eine begonnene Ausbildung in einem Pflegeberuf wieder abbrechen möchten, senken. Denn häufig, so Schmidt, brauche es lediglich ein offenes Ohr, um ein Problem gemeinsam lösen zu können.

Probleme in Schule, Praxis oder privat

Drei Themen beschäftigen die Auszubildenden am häufigsten, wenn sie mit dem Gedanken spielen ihre Ausbildung wieder zu beenden: Sie haben Probleme in der Praxis, in der Schule oder private Belastungen.

„Die Themen sind alle gleich gewichtet und jedes muss angegangen werden“, sagt Schmidt, die auch aufsuchend arbeitet und in den Einrichtungen präsent ist.

Dort kann es Auszubildende etwa belasten, wenn sie mit ihren Praxisanleitern nicht zurecht kommen oder wenn die Arbeitsbelastung zu hoch ist. Schulische Probleme können sprachlicher Natur sein, wenn der oder die Auszubildende etwa Deutsch als Zweitsprache spricht. „Es handelt sich um einen anspruchsvollen Beruf mit einer anspruchsvollen Fachsprache“, sagt Schmidt.

In solchen Fällen könne sie Hilfe vermitteln. Oft wissen die Schüler auch gar nicht, dass es Hilfsangebote gibt. Bei persönlichen Problemen versuche sie ebenfalls zu helfen, zuzuhören und Wege und Lösungen zu finden, wenn möglich.

„Mein Ziel ist die Vermeidung von unreflektierten Ausbildungsabbrüchen“, erklärt Schmidt. „Es gibt viele, die sehr motiviert starten und auch alles für die Ausbildung mitbringen, die dann aber dennoch scheitern“, sagt die Projektleiterin. Angestrebt wird die Fortsetzung der Ausbildung – wenn nötig auch bei einem anderen Arbeitgeber.

Erfahrungen aus anderen Bereichen

Die Quote der Ausbildungsabbrecher in der Pflege liegt bei rund 30 Prozent, wie Elke Heyduck, Geschäftsführerin der Arbeitnehmerkammer Bremen sagt. In der Gastronomie liege sie bei etwa 50 Prozent, bei Groß- und Außenhandelskaufleuten dagegen bei 4 Prozent.

Ähnliche Angebote gibt es bereits seit längerem an zwölf berufsbildenden Schulen in Bremen. Mit dem Angebot an den Pflegeschulen wolle man nun dem Fachkräftemangel begegnen.

„Der Beruf ist grundsätzlich attraktiv, die Rahmenbedingungen sind aber schlecht“, sagt Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard. Auf zu wenig Pflegekräfte entfiele zu viel Arbeit, woraufhin sich viele gegen den Beruf entscheiden würden, was wiederum zu einer Verringerung der Arbeitskräfte führe. „Ein Teufelskreis“, resümiert Bernhard.

Zudem sei die Wertigkeit von Pflege unterschätzt und die Anerkennung spiele eine große Rolle, ist sich Bernhard sicher. Auch müssten traditionell gewachsene Strukturen und Hierarchien überdacht werden.

2022 starteten 537 Menschen in eine Pflegeausbildung in Bremen, 2019 – vor der Berufsreform – waren es noch 494.

„Wir wollen die jungen Leute nicht verlieren, weil es Probleme im Praxisalltag oder in der Schule gibt“, sagt Heyduck. Aus den bisherigen Projekten an anderen Schulen könne man den Erfolg ableiten.

Auf drei Jahre angelegt

Das Projekt „Pflegeausbildung – bleib dran“ ist zunächst auf drei Jahre angelegt. Finanziert wird es mit 300.000 Euro vom Gesundheitsressort. Angesiedelt ist das Projekt bei der Wirtschafts- und Sozialakademie der Arbeitnehmerkammer Bremen.

„Wir wünschen uns eine Ausweitung des Projektes und dass wir die Probleme beseitigen können. Mit der Pflege steht und fällt die Zukunft der Gesundheitsversorgung „, sagt Claudia Bernhard. Eine Abbrecherquote im einstelligen Bereich sei ihre Wunschvorstellung.

An die Beratungsstelle können sich neben den Auszubildenden auch die Einrichtungen beziehungsweise die Praxisanleiter oder das Lehrpersonal wenden. „Sie ist für alle da, die an der Ausbildung der jungen Menschen Teil haben“, sagt Schmidt.

Infos: bleib-dran-pflege.de

 

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