Auf jeden Fall ein Hingucker und damit hat Hornbach wohl sein Ziel erreicht. Doch die aufgesprühten Slogans in der City (hier Wilhelm-Kaisen-Brücke) gefallen nicht jedem.Foto: Gößler Auf jeden Fall ein Hingucker und damit hat Hornbach wohl sein Ziel erreicht. Doch die aufgesprühten Slogans in der City (hier Wilhelm-Kaisen-Brücke) gefallen nicht jedem. Foto: Gößler
Werbekampagne

Vergängliches Ärgernis

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Werbung auf den Gehwegen: Die auffälligen Hingucker gefallen nicht jedem

Seit Kurzem gibt es in Bremen eine ungewöhnliche Werbekampagne, Slogans und Logos mit weißer Farbe wurden auf das Pflaster der Innenstadt gesprüht.

Die meisten stammen von der Baumarkt-Kette „Hornbach“, die damit buchstäblich neue Wege geht. Dazu Pressesprecher Christian Grether: „Wir würdigen damit die wachsende Bedeutung jedes Quadratmeters Wohnraum.“

Neben zahlreichen anderen Werbeformaten nutze Hornbach zur Kommunikation mit den Kundinnen und Kunden diese sogenannten Kreidestencils. „Es handelt sich dabei um eine unkonventionelle Marketingaktion in rund 30 Städten. Die verwendete Farbe ist wasserlöslich, unbedenklich und lässt sich problemlos rückstandsfrei entfernen.“

So ein Stencil sei eigentlich identisch mit einer Straßenkreidezeichnung von Kindern. „Beim nächsten Regen ist es weg, auch Wind verpustet die Kreide“, ergänzt Grether.

Agenturen werben scheinbar mit Originalität und Effektivität im scharfen Kampf um Aufmerksamkeit. „Verwandeln Sie Gehwege, Plätze und Fußgängerzonen in Werbeflächen für Ihre Werbebotschaft“, preist etwa die Kölner Agentur Inovisco die „Kreide-Stencils“ an, die sie wunschgemäß umsetzt.

Passanten wenig begeistert

H&K+S, eine der renommiertesten Werbeagenturen Bremens, wurde laut Björn Boy (zuständig für Markenberatung) jedoch noch nicht mit dem Thema konfrontiert, geschweige denn mit der Umsetzung beauftragt.

Passanten sind von den weißen „Stolpersteinen“ wenig begeistert, fühlen sich abgelenkt vom eh schon bedenklichem Chaos auf den Straßen. „Ich habe genug von Plakaten an Hauswänden und Stromkästen. Das wird inzwischen wirklich zu viel“, schimpft eine Bewohnerin aus der Neustadt. „Viele sind ja eh schon vom Handy abgelenkt und schauen nur noch nach unten“, ergänzt eine Nachbarin und weist auf die damit verbundenen Gefahren hin.

Andrea Voth, Referentin beim Amt für Straßen und Verkehr (ASV), sagt dazu folgendes: „Für die Fachabteilung ,Straßenerhaltung‘ fallen solche Sprühaktionen unter Boden-Graffiti.“ Diese werden nach Stufen eingeordnet, heißt beobachten oder beseitigen. „Ist die aufgesprühte Botschaft diffamierend oder als politisch fragwürdig einzustufen, wird sie sofort von uns entfernt.“

Gleiches gilt, wenn eine Gefährdung der Verkehrssicherheit vorliegt, weil beispielsweise für Fußgänger: rutschige Stellen durch verwendete Lacke entstanden sind. Bei dauerhaften Veränderungen im Straßenraum wäre ein Antrag beim ASV zu stellen.

„Wir behalten uns vor, je nach Inhalt beziehungsweise Schädigung der Gehwegoberfläche, eine entsprechende Strafanzeige zu erstatten“, so Voth. Im Fall Hornbach ist das wohl nicht nötig. Ein Schauer und schon hat sich alles erledigt.

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