Zwischen Wäscheleine, Kulturbeuteln und Limo-Flaschen hat das Architekturkollektiv raumlaborberlin seine neue Ausstellung „Modelling Futures“ in der Städtischen Galerie kuratiert. Diese gibt einen großen Überblick der Projekte aus den vergangenen 24 Jahren.
Fast zwei Wochen haben die Künstler in den Räumlichkeiten von Haus Coburg gelebt und nebenbei die Ausstellung hergerichtet. „Nahes Leben und Arbeiten“, beschreibt Galerieleiterin Dr. Matilda Felix die Situation. Für sie eine intensive neue Erfahrung. „In unseren Schließfächern finden wir jetzt Kulturbeutel und Zahnbürsten“, so Felix. Nach dem ersten Diskursiven Dinner, das am gestrigen Samstag stattgefunden hat, sind die acht Ausstellenden wieder ausgezogen. Sie lassen bis zum 28. Januar diverse Modelle, Fotografien und Videobeiträge zurück, die sich Interessierte ansehen können
Architektonische Ideen für die Stadtentwicklung
Das Kollektiv raumlaborberlin entwirft temporäre Architekturen im urbanen Raum und schafft damit eine Bühne für Gespräche. Sie nutzen oft Kultur und Social Design um Leerstand, Brachen und vernachlässigte Areale für alternative Nutzung attraktiv zu machen. Damit schaffen sie eine Bühne und initiieren einen sozialen Prozess.
Im Haus Coburg werden verschiedene Projekte vorgestellt, die überall auf der Welt so bereits der Öffentlichkeit präsentiert und diskutiert wurden. „Die Stadt Delmenhorst befindet sich im Umbruch. Hier setzt raumlaborberlin an und gibt wertvollen Input“, erklärt die Galerieleiterin. Wünsche und Denkanstöße für die Stadtentwicklung finden hier ebenso Platz wie Kunst und das Neudenken von bestehenden Gegebenheiten.
„Das Haus wird zum Verhandlungsort“, fasst Florian Stirnemann zusammen. Er ist bildender Architekt und Mitglied des Kollektivs. Die Gruppe hat sich zur Aufgabe gemacht, experimentell neue Handlungsweisen zu verwirklichen. Dafür wurde sie vielfach ausgezeichnet, zuletzt auf der Architektur Biennale in Venedig 2021 mit dem goldenen Löwen.
Universität auf einem Regenrückhaltebecken
Besonders erfolgreich ist ihr Projekt „Floating University“, welches in einem großen Regenrückhaltebecken am Tempelhoferfeld in Berlin Platz gefunden hat. Das Kollektiv baute dort eine architektonische Struktur, die von Universitäten aus allen Ländern genutzt werden kann, um den Unterricht dorthin auszulagern. „Das ist ein ganz anderer Kontakt zur Natur. Es gibt die Habitation, uns und die Umwelt“, beschreibt Stirnemann. Dort merke man direkt und unmittelbar die Einflüsse des Menschen auf die Natur. 2018 begann dieses temporär angedachte Projekt, mittlerweile wird es größtenteils von dem Floating Verein weitergeführt und ist zu etwas Dauerhaften geworden. Im Haus Coburg wird das Projekt mittels Fotografien dargestellt und die bewährte Spülstation findet in der provisorischen Küche Platz.
Die Diskursiven Dinner finden am 19. Oktober, 16. November und 18. Januar jeweils um 19 Uhr statt. An den Abenden wird gekocht, auf Augenhöhe diskutiert und gegessen. Die Themen reichen von der Transformation der Innenstadt über Schulen bis hin zur Gesundheit und medizinischen Versorgung. Eine vorherige Anmeldung ist notwendig, die Teilnehmerzahl ist auf 30 begrenzt. Interessierte melden sich per E-Mail an hauscoburg@delmenhorst.de frühzeitig an.