Sie sind verärgert über die geplanten Kürzungen: Tanja Kramer (links) und Anne Deutsch hatten sich in Anbetracht steigender Energie- und Lebensmittelkosten einer Erhöhung der Förderungen erhofft. Foto: Johannsen
MGH

Der Rotstift droht

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Mehrgenerationenhaus von geplanten Mittelkürzung des Bundesfamilienministeriums betroffen

Ein Rad greift ins nächste, wenn es um die zahlreichen Angebote im Mehrgenerationenhaus (MGH) geht. „Wir haben hier ein super Team, das auch noch viel ehrenamtlich organisiert“, sagt MGH-Leiterin Anne Deutsch und meint damit, dass sie und ihre Angestellten Teilzeit arbeiten und fast die gleiche Zeit pro Woche noch einmal unbezahlt in das MGH stecken. Deutsch und ihre Kollegin Tanja Kramer sagen, dass sie dies gerne tun, seien die Kollegen und Besucher doch wie eine zweite Familie. Was sie nun aber überhaupt nicht verstehen können, ist dass das Bundesfamilienministerium die Förderung für die MGHs kürzen will. Dabei war die Zahlung erst 2020 von 30.000 Euro auf 40.000 Euro jährlich angehoben worden. Jetzt sollen 2.000 Euro wieder gestrichen werden.

„Das mag sich nicht wie viel Geld anhören“, sagt Kramer. „Es heißt aber, dass wir uns nicht weiterentwickeln können, es wahrscheinlich keine neuen Angebote geben und einiges teurer wird.“ Das bedeute für viele Menschen, dass sie sich die Veranstaltungen im MGH nicht mehr leisten können.

„Viele leben am Limit“, sagt die Leiterin. Das sehe man auch an der Rett-ich-Station im Haus. „Sobald da mal Lebensmittel drinstehen, sind sie schon weg“, berichtet Kramer weiter.

Derzeit arbeiten 13 Angestellte im MGH, allesamt Teilzeit oder im Mini-Job. „Wir zahlen eigentlich nur ein Taschengeld dafür, was sie hier leisten“, sagt Kramer. Bei steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen hätte sie auch gerne die Löhne angepasst. Das geht nun nicht. „Schlimm wäre es, wenn unsere Mitarbeiterinnen kündigen, weil sie etwas Lukrativeres finden. Der Arbeitsmarkt gibt es derzeit her.“

Angst hätten die beiden vor weiteren Kürzungen anderer Förderer wie dem Land Niedersachsen. „Wir alle müssen den Gürtel enger schnallen“, sagt Kramer. „Da gibt es nicht mehr so viele Spenden wie in der Vor-Corona-Zeit.“ Nun hoffen sie auf die Hilfe der Politik.

Bei der Stadt sei man sich bewusst, dass die Kürzungen „schmerzlich“ sind, heißt es auf Anfrage dieser Zeitung. Und weiter: „Die Stadt hofft gemeinsam mit dem MGH, dass die tatsächlichen Haushaltsverhandlungen des Bundes noch zu einem anderen, für die Mehrgenerationenhäuser positivem Ergebnis führen werden.“ Der Landkreis verweist darauf, dass die Gemeinde für das MGH zuständig sei. Deutsch, die auch Delegierte des Bundesnetzwerkes der MGHs ist, hat sich inzwischen an Bundeskanzler Olaf Scholz gewandt. „Wir sind wichtig für die Gesellschaft. Es wäre schön, wenn das auch honoriert wird“, stellt sich klar.

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