Auch im Sport ist es eine Herausforderung, Ehrenamtliche zu gewinnen. Foto: Pixabay
Engagement

Viel Aufwand, wenig Zeit

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Vor welchen Herausforderungen das Ehrenamt in Bremen steht.

Für ehrenamtliches Engagement gibt es vielfältige Möglichkeiten: Ob im Sport- oder Kleingartenverein, bei der Tafel oder im Tierschutz. Im Jahr 2019 haben sich 39,7 Prozent aller Deutschen ab 14 Jahren engagiert. „Doch dann kam die Pandemie dazwischen“, weiß Lena Blum, Leiterin der Freiwilligen-Agentur Bremen. Diese habe sich stark auf das Ehrenamt ausgewirkt.

„Vor allem junge Menschen haben noch viel damit zu tun, dass sie so lange im Lockdown waren. Und das führt nun nicht dazu, dass sie ins Ehrenamt streben“, erklärt Blum. Allerdings sehe sie auch viele besonders aktive junge Menschen im Ehrenamt. Ein Beispiel ist die Junge Tafel (mehr dazu im Artikel „Mit gutem Beispiel voran“).

Breite Masse erreichen

„Das Problem ist, dass sich vor allem Menschen engagieren, die finanziell gut gestellt sind“, betont Blum. Schön wäre es, die breite Masse der Bevölkerung zu erreichen. „Um junge Leute fürs Ehrenamt zu interessieren, müssen wir in Schulen gehen. Auch in den Freiwilligendiensten merken wir da einen starken Rückgang“, so die Leiterin der Freiwilligen-Agentur.
Früher habe sich Freiwilligenarbeit über viele Jahre gezogen. Das sei nun nicht mehr so. „Der Trend geht zum Kurzzeitengagement“, findet Blum.

Das sieht auch Axel Hausmann so. Der Vorsitzende des Kleingärtnervereins Beim Kuhhirten erklärt, dass formale Ämter wie Schriftführer oder Kassierer, die viel mit Verwaltung zu tun haben, unbeliebt sind. „Die Menschen engagieren sich eher für kurze Projekte. Für Ämter lässt man sich für vier Jahre wählen. Das ist mittlerweile eine lange Zeit.“ Für Menschen unter 45 Jahren sei es schwierig, lange zu planen, da sie öfter den Job und Wohnort wechseln.

Besseres soziales Miteinander

Für Hausmann ist auch die Bürokratisierung ein Hindernis, dass viele Menschen vom Ehrenamt abhalte. „Für manche Dinge hatte ich früher einen Aufwand von fünf Minuten, wo ich mittlerweile einen Tag für brauche. Und das im Ehrenamt.“ Wenn solche Regelungen vereinfacht werden, würde dies auch das Engagement vereinfachen. „Und dabei ist das Ehrenamt so viel Wert. Man lernt Menschen außerhalb der eigenen Blase kennen und das sorgt für ein besseres soziales Miteinander“, findet Hausmann.

Ein Grund für diese Entwicklung ist laut Blum der allgemeine Rückgang an Vertrauen in Institutionen und eine stärkere Individualisierung. „Auch die Digitalisierung schreckt viele Menschen ab. Beispielsweise braucht es für eine Arbeit mit Kindern ein polizeiliches Führungszeugnis. Dies wird nur noch digital ausgestellt. Nicht alle, die das beantragen, können es auch digital“, so Blum. Solche Situationen seien Hürden auf dem Weg ins Ehrenamt.

Ausbau im Sport

Bremer Sportvereine können zwar eine überdurchschnittliche Anzahl von ehrenamtlichen Trainern und Übungsleitenden aufweisen, Thomas Kaessler, Geschäftsführer des Landessportbundes Bremen, sieht trotzdem die große Notwendigkeit für den Ausbau des Ehrenamts im Sport: „Es stellt sich als Herausforderung dar, Ehrenamtliche zu gewinnen und sie langfristig im Verein zu binden.“ Vor allem sei es schwierig, junge Engagierte für diese wichtige Tätigkeit zu gewinnen. Er betont: „Das Ehrenamt im Sport ermöglicht uns, nicht nur persönliche Erfolge zu teilen, sondern auch die Freude an der Bewegung weiterzugeben.“

Engagementstrategie

In einer Engagementstrategie für Bremen hat die Freiwilligen-Agentur einige Punkte herausgearbeitet, wie man Ehrenamt attraktiver gestalten könnte. „Da geht es beispielsweise um die Wertschätzung im Ehrenamt und die Hürden, die abgebaut werden müssen, damit alle Teile der Gesellschaft sich engagieren können“, so Lena Blum, Leiterin der Freiwilligen-Agentur Bremen.

Auch brauche es oft neben dem Ehrenamt auch hauptamtliches Personal, um die Arbeit zu bewältigen. „Wir haben eineinhalb Jahre an der Strategie gearbeitet und eine Handlungsempfehlung an die Politik gegeben, die uns beauftragt hat. Anscheinend sind aber noch keine Gelder dafür vorgesehen.“ Blum hofft noch auf ein Umdenken der Politik: „Schließlich stärkt ehrenamtliches Engagement die Demokratie. Dabei merkt man, dass man etwas in der Gesellschaft bewegen kann.“

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