„Wir sind ein Spezialversorger für Krankheitsbilder, die ambulant nicht versorgt werden können“, erklärt Dieter Bühling, seit Mai Leiter des Hospiz Sirius in Arsten. Was sich sehr technisch anhört, heißt für Bühling und sein Team aber vor allem: Menschen, die an einer lebensbeendenden Krankheit leiden, ein würdevolles und selbstbestimmtes Sterben zu ermöglichen. Und das schließt auch die Angehörigen mit ein.
Acht Plätze hat das Haus in Arsten und führt eine Warteliste. Das Hospiz entstand auf dem Grundstück des ehemaligen Lahrs-Hofs, Teile der alten Gebäude des Gutshofs stehen heute noch. Ein Mix aus Alt und neu ist entstanden.
Ein zusätzliches Zimmer bietet auch Angehörigen die Möglichkeit, vor Ort zu sein.
Auf die Wünsche der Gäste eingehen
Selbstbestimmung heißt im Hospiz Sirius auch, dass es beispielsweise keine Weckzeiten gibt. „Wir passen uns mit dem Frühstück an die Wünsche unserer Gäste an und fragen ab, welche Versorgung sie wünschen. Das betrifft auch die Pflege“, erklärt Bühling.
Ein Koch und eine Köchin bereiten nach einem festen Essensplan die Speisen zu. Diese können im eigenen Zimmer oder in der hellen und großem Wohnküche eingenommen werden. „Die Qualität ist natürlich eine andere, als in einer Klinik. Hier wird alles frisch eingekauft und auch Wünsche entgegen genommen“, sagt Bühling.
So habe ein Gast beispielsweise für sich und seine Familie frisches Schollenfilet mit Krabben vom Kutter gewünscht. „Die Küche versucht dann alles, was möglich ist“, sagt Bühling. Genuss sei am Ende des Lebens ein wichtiges Thema, vor allem, wenn jemand zuvor lange in der Klinik war.
Alle zwei Wochen wird gemeinsam mit allen Gästen, dem Pesonal und den Zugehörigen gefrühstückt. „Dann schieben wir auch die Betten ins Wohnzimmer“, sagt Bühling.
Gäste blühen auf
Jedes Zimmer ist eingerichtet und hat eine eigenen Nasszelle, außerdem einen eigenen „Schmutzraum“. Die Gäste bringen zudem ihre privaten Gegenstände, Bilder, Kissen oder Decken mit, richten sich ein, wie sie es möchten.
„Manche Gäste bleiben länger bei uns und wir erleben, was gute Pflege ausmacht. Sie blühen hier auf. Es gab auch schon Fälle, wo wir Gäste wieder entlassen konnten“, sagt Bühling. Das sei allerdings eher eine Ausnahme.
Ein Raum der Stille bietet zusätzlich jedem im Haus – auch den Angehörigen – die Möglichkeit des Rückzugs oder für Gespräche mit Ärzten oder dem Pflegepersonal.
Künftig soll zudem ein weiteres Zimmer für Zugehörige entstehen, daneben ein neuer Raum für die Trauerarbeit. „Wir können uns hier sehr gut auch vorstellen, dass gemalt wird oder Yoga und Meditation angeboten werden“, sagt Bühling über seine „Ausbaureserve“, einen großen hellen Raum unter dem Dach.
Um diesem Leben einzuhauchen, muss das Hospiz allerdings zunächst weitere Mittel einwerben.
Ehrenamtliche unterstützen das Hospiz
Die rund 20 Mitarbeiter werden von Ehrenamtlichen unterstützt. „Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Bühling und verrät, dass eine Ehrenamtlerin jede Woche die Gäste und Mitarbeiter mit einem selbstgebackenen Kuchen versorgt, eine andere jede Woche frische Blumen im Haus verteilt und damit für die warme und häusliche Atmosphäre sorgt.
Eine Pflegekraft betreut im Hospiz vier Gäste, manchmal auch nur einen oder zwei. „Die Gäste und Angehörigen bringen sich mit ein“ sagt Bühlig. Die meisten Menschen würden lieber zu Hause sterben. Wenn das aber nicht möglich ist, können die Angehörigen hier bei uns die Pflege abgeben und sich ganz auf ihre Begleitung des Gastes konzentrieren“, sagt Bühling. Denn ein Hospiz bietet auch den Familien die nötige Entlastung.
Das Hospiz arbeitet eng mit dem ambulanten Palliativdienst zusammen, außerdem mit der Palliativstation am Krankenhaus Links der Weser. Zwei Ärzte kommen zweimal in der Woche zur Visite, haben Bereitschaftsdienste und nehmen auch auf Nachfrage Termine im Hospiz wahr.
Rituale für Sterbende und Hinterbliebene
„Wir haben hier Rituale für die Gäste, aber auch für die Mitarbeitenden und die Angehörigen“, verrät Bühling. So hängt etwa in jedem Kleiderschrank ein bunter Kleiderbügel. „Darauf hängt unser Gast die Kleidung, in der er oder sie uns wieder verlässt. Der Bügel ist auch eine Möglichkeit, zum Thema Sterben ins Gespräch zu kommen“, erklärt Bühling, der unter anderem zehn Jahre lang die Palliativstation in Delmenhorst leitete.
Verstorbene bleiben bis zu 36 Stunden nach ihrem Tod im Hospiz Sirius. Angehörige können Abschied nehmen, beim Waschen und Ankleiden helfen, wenn sie möchten.
Für Gäste die ankommen oder das Haus verlassen, werden die großen Flügeltüren im Atrium geöffnet. „Wenn uns jemand verlässt, begleiten wir ihn mit dem Team durch die Tür bis zum Wagen“, sagt Bühling. Außen am Zimmer des verstorbenen Gastes leuchtet ein Stern, außerdem werden im Eingangsbereich die Kerzen angezündet.
Angehörige können in einem Buch mit dem Namen der verstorbenen Person zwei Seiten gestalten. „In unserer Supervision für das Personal werden alle Namen der noch einmal genannt, eine Kerze angezündet und die eigenen Gedanken können geäußert werden“, sagt der Hospizleiter.
Raum für blühendes Leben
Dass ein Hospiz aber auch ein Ort voller Leben ist, beweist eine Spielecke mit Kinderspielzeug im hellen Wohnzimmer. „Wir haben auch junge Gäste, die kleine Kinder haben. Oder Enkel kommen zu Besuch. Hier können sie gemeinsam spielen. Kinder sind die Gegenwart und bringen eine andere Freude mit“, findet Bühling.
Sie können auch bei ihren Eltern übernachten, wenn das der Wunsch sein sollte. Den Kinderbereich würde der Leiter gerne ebenfalls noch ausbauen, beziehungsweise ihnen einen eigenen Bereich schaffen.
Im so genannten Atrium mit imposantem Fachwerk finden wöchentliche Konzerte oder Lesungen statt. Bis zum Ende des Jahres soll im Außenbereich der Wintergarten fertig gestellt werden. „Alle Zimmer haben auch die Möglichkeit, dass man mit dem Bett nach draußen kann“, erklärt Bühlig. Der Garten des Hospizes ist zudem liebevoll von einer Gärtnerin angelegt. „Zu jeder Jahreszeit blüht noch etwas und es gibt viel zu entdecken“, sagt der Hospizleiter.
Tag der Offenen Tür
Um Interessierten die Möglichkeit zu geben, das Team und das Haus in Arsten kennenzulernen, bietet das Hospiz Sirius einen Tag der offenen Tür an. Am 25. November wollen Bühling und sein Team dann auch darüber informieren, für wen ein Hospiz in Frage kommt, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen und welche Ängste oder Vorstellungen Interessenten haben.
Außerdem wollen sie mit Mythen aufräumen: „Ein Hospiz kostet keine Miete oder Pflegebeiträge“, sagt der Leiter. 95 Prozent der Kosten tragen die Krankenkassen, 5 Prozent erwirtschaftet das Hospiz über Spenden.
Der Tag der offenen Tür im Hospiz Sirius findet am 25. November 2023 von 14 bis 17 Uhr statt. Das Hospiz ist eine Einrichtung der Zentrale für Private Fürsorge und befindet sich In der Laake 14 in 28279 Bremen.
Infos: hospiz-sirius.de
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