Der Lebensraum schwindet: Die Außendeichwiesen an der Weser waren soweit überschwemmt, dass sich die Wildtiere oft nur mit letzter Kraft aus dem Wasser retten konnten. Dieses Reh schaffte es gerade noch an den Deich, wo es zunächst unterkühlt, zitternd und entkräftet verharren musste. Fotos: Bollmann Der Lebensraum schwindet: Die Außendeichwiesen an der Weser waren soweit überschwemmt, dass sich die Wildtiere oft nur mit letzter Kraft aus dem Wasser retten konnten. Dieses Reh schaffte es gerade noch an den Deich, wo es zunächst unterkühlt, zitternd und entkräftet verharren musste. Fotos: Bollmann
Wildtiere

Ruhezonen – lebenswichtig für Tiere

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Das Hochwasser hat Wildtierbestände lokal dezimiert / Tod durch Ertrinken oder Stress

Bilder vom Hochwasser waren vor Kurzem allgegenwärtig. Über die Not der Tiere wurde allerdings kaum berichtet. Immer häufiger führt der Klimawandel zu Trockenheit im Sommer und Starkregenereignissen im Winter. Die Klima­krise verändert auch den Lebensraum der Wildtiere in dramatischer Weise.

Tod durch Hochwasser

„Viele Wildtiere sind in den überfluteten Gebieten in Deutschland durch das Wasser umgekommen“, beklagt die Tierärztin Alexandra Dörnath. Das Hochwasser sei nicht nur für die Menschen eine Herausforderung, es bringe auch den Lebensraum der Tiere durcheinander. Oft sei dies mit Lebensgefahr für die Wildtiere verbunden. Besonders tragisch sei dabei, dass selbst einige der Tiere gestorben seien, die den Wassermassen zuvor noch knapp entkommen waren. „Das Hochwasser bedroht sogar Fische, die mit den Wassermassen mitgetrieben werden und beim Rückzug des Wassers dann auf den Wiesen oder sogar in Kanalrohren verenden“, so die Veterinärin.

Keine Wiesen zum pausieren und erholen

Während Maulwürfe oder Hasen nur selten trockene Weidebereiche erreichten, schafften es zumindest eine ganze Reihe Rehe. Die mussten allerdings auf Wiesen zurechtkommen, die meist an Naherholungsflächen grenzen, auf denen sich Menschen aufhalten. Dabei seien die Tiere mit der Flucht vor den Wassermassen also noch nicht in Sicherheit, betont die Tierärztin mit ernster Miene. Waren in diesen Bereichen unangeleinte Hunde unterwegs oder wurde sogar geböllert, flüchteten die Rehe oftmals wieder ins Wasser und verendeten dort.
Der Bestand an Tieren werde sich wohl auch in den kommenden Jahren nicht so schnell erholen, vermutet Dörnath. Offene Reviere würden zwar wieder von zuwandernden Rehen oder Füchsen besetzt, bis sich der Bestand insgesamt erhole, dürfte es aber eine ganze Weile dauern.
„Schon längst geht es beim Wildtierschutz nicht mehr um Individuen oder um eine einzelne Gruppe, sondern um ganz viele Arten, die jeden Tag und für immer von dieser Welt verschwinden“, betont Dörnath. Besonders wichtig sei es deshalb, dass die Menschen die Ruhezonen der Wildtiere schützen, konstatiert die Naturfreundin. Auch im Winter. „Jede Störung beunruhigt die Tiere und trägt bei der Flucht dazu bei, dass ihre lebensnotwendigen Fettreserven aufgebraucht werden“, so die Tierärztin. „Hunde müssen in der Natur an die Leine und Böllern sollte unterlassen werden – beides zum Schutz der Wildtiere“, so Dörnath. Natürlich brauchen auch Zugvögel wie die Nonnengänse, die im Winter und Frühjahr auf vielen Feuchtwiesen Rast machen und ihre Reserven für den Weiterflug auftanken, Ruheplätze.

■ Falls Ihnen ein Thema rund um einheimische Wildtiere und auch Exoten unter den Nägeln brennt, schreiben Sie uns einfach unter martin.bollmann@weserreport.de eine Mail.

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