Geschäftsführer Klaus Filbry, Präsident Hubertus Hess-Grunewald, Kommunikationsdirektor Christoph Pieper und der zugeschaltete Harm Ohlmeyer stellten das Konzept der strategischen Partnerschaft vor. Foto: Nordphoto/gumzmedia
Anteile verkauft

38 Millionen für Wachstum

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Werder verkauft 18 Prozent der Anteile an regional verwurzelte Unternehmer.

Der Begriff „Investor“ löst bei den in dieser Hinsicht empfindlichen Bremer Fans schnell eine allergische Reaktion aus. Deshalb hatte Werder die Suche nach einem Geldgeber auch als Suche nach einem „strategischen Partner“ deklariert. Der ist nun gefunden.

Genau genommen ist es nicht ein Geldgeber, sondern es sind deren acht. Zusammengeschlossen in einem „regionalen Bündnis“ kaufen Frank Baumann, Arnd Brüning, Jens Christophers, Marco Fuchs, Martin Harren, Klaus Meier, Harm Ohlmeyer und Kurt Zech für 38 Millionen Euro 18 Prozent der Anteile an der SV Werder Bremen GmbH & Co KGaA. Über die Kapitalgesellschaft wickelt Werder insbesondere die Geschäfte der Bundesliga-Fußballer, der Fußballerinnen und des Nachwuchsleistungszentrums ab.

Hess-Grunewald steht hinter der Lösung

„Ich bin Romantiker“, sagt Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald. „Ich habe immer gehofft, dass wir es selber schaffen können. Aber als die Anforderungen an den strategischen Partner beschlossen waren, habe ich meinen Frieden damit gemacht“, erklärt er. „Ich stehe voll hinter der Lösung“.

Die engen Vorgaben des Präsidiums und die drei Wunschvorstellungen seien erfüllt worden: Erstens: Regionale Unterstützer zu finden, die die Werte, Identität und Tradition des Vereins respektieren und wahren. Zweitens: Menschen zu binden, die sich langfristig engagieren und denen es vor allem um die Entwicklung von Werder geht. Und drittens: Partner zu erhalten, die keinen operativen Einfluss nehmen wollen. „Werder muss Werder bleiben!“, stellt Hess-Grunewald klar.

Geldgeber wollen in der Regel Mitspracherecht

Die engen Vorgaben waren es auch, die der Geschäftsführung um Klaus Filbry die Suche nach frischem Eigenkapital deutlich erschwerten. „Das Geld, das in den Fußball fließt, will in der Regel Mitspracherecht, Rendite und die Mehrheit“, erläutert Fil­bry.

Das regionale Bündnis war bereit, weitgehend auf Einfluss und gänzlich auf garantierte Rendite zu verzichten. Zwei Aufsichtsratsposten in der Kapitalgesellschaft erhalten die Geldgeber. Der Aufsichtsrat wird dafür von sieben auf neun Mitglieder erweitert. Das garantiert dem Verein auch in diesem Gremium eine Mehrheit. Schließlich werden weiterhin vier Aufsichtsratsmitglieder von der Mitgliederversammlung gewählt und zusätzlich bekommt der Präsident Kraft seines Amtes einen weiteren Sitz.

Langfristiges Engagement

„Wir wollen Werder etwas zurückgeben“, begründet Harm Ohlmeyer das finanzielle Engagement. „Uns ist an der langfristigen Weiterentwicklung von Werder gelegen und nicht an kurzfristiger Rendite. Wir sind von den Ideen und Planungen der Verantwortlichen überzeugt. Wir wollen gemeinsam mit ihnen erfolgreich sein“, sagt der Sprecher des Bündnisses. Nur er wird in der Öffentlichkeit für die Gruppe sprechen. Das ist vertraglich so vereinbart.

Verkaufen dürfen die strategischen Partner ihr Anteilspaket erst nach einer langen Haltefrist und nur mit Zustimmung des Vereins, der ein Rückkaufrecht besitzt.

Frank Baumann überrascht als Investor

Insbesondere die Personalie Frank Baumann überrascht. Es sei der Wunsch des scheidenden Geschäftsführers Profisport gewesen, sich zu beteiligen, so Filbry. Eine spätere Tätigkeit im Aufsichtsrat sei damit aber nicht verbunden. Im Gegenteil: „Das hat Frank klar ausgeschlossen. Auch nach einer Wartezeit.“

Beim Zustandekommen des Bündnisses sei Baumann jedoch ein wesentlicher Faktor gewesen, verrät Filbry. Ihm sei es gelungen die Partner von der langfristigen Strategie des Vereins zu überzeugen.

Frisches Geld soll Wachstum erzeugen

Das frische Kapital will Werder nicht zur Tilgung der Schulden nutzen. „Unsere Partner sind Unternehmer. Sie wollen, dass wir mit dem Geld Wachstum generieren“, sagt Filbry. Aus den Erträgen sollen dann die Schulden getilgt werden. Gleichzeitig würde der Wert der Anteile steigen, womit die Bündnispartner bei einem Verkauf der Anteile in ferner Zukunft dann doch eine Rendite erzielen könnten.

„Wir erlangen durch das Engagement mehr wirtschaftlichen Spielraum, um infrastrukturelle Maßnahmen weiter voranzutreiben. Außerdem liegt der Fokus darauf, in junge, talentierte Spieler zu investieren, um nachhaltig Werte für Werder Bremen zu schaffen“, erläutert Filbry. Mit dem Geld sollen Spieler im Alter zwischen 16 und 22 Jahren an die Weser gelockt werden – und das über mehrere Jahre verteilt. „Wir werden den Weg der wirtschaftlichen Vernunft weitergehen“, verpricht Filbry.

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