Nach dem 1:0-Erfolg in Köln am vergangenen Wochenende und dem damit verbundenen Sprung auf Rang sieben der Bundesligatabelle keimen rund ums Weserstadion zarte Pflänzchen der Hoffnung auf die Rückkehr ins internationale Fußballgeschäft. Nun stellt sich am heutigen Samstag (15.30 Uhr) mit dem SV Darmstadt 98 der Tabellenletzte vor. Eigentlich eine Pflichtaufgabe für die Schützlinge von Werder-Coach Ole Werner – wären da nicht die großen Verletzungssorgen in der Abwehr.
Ausfall durch Riss am Syndesmosebandes
In Person von Kapitän Marco Friedl, der sich am Dienstag im Training einen Riss des vorderen Syndesmosebandes am rechten Sprunggelenk zugezogen hat, fällt nach Amos Pieper (Aufbautraining nach Knöchelbruch), Milos Veljkovic (Knie) und Niklas Stark (Hüfte) der vierte Innenverteidiger und eine Korsettstange der Erfolge der vergangenen Wochen aus. Auch Anthony Jung trainierte am Donnerstag nur individuell. „Er wird am Samstag zur Verfügung stehen“, zeigte sich Werner am Donnerstag zuversichtlich, dass zumindest die linke Stammkraft der Dreierkette gegen den Aufsteiger auflaufen kann.
Werder-Verteidigung, die so noch nicht gesehen wurde
Die Alternativen für die letzte Reihe werden inzwischen dünn. Routinier Christian Groß oder Senne Lynen, der zuletzt als Mann vor der Abwehr überzeugt hatte, bieten sich als Friedl-Vertreter in der Zentrale an. Für Groß spricht die Erfahrung auf dieser Position und dass Werner sein Mittelfeld nicht auch noch neu sortieren müsste. Für Lynen sprechen die aktuell größere Spielpraxis gegenüber Groß und die höhere Geschwindigkeit. In jedem Fall wird man eine Werder-Verteidigung sehen, die so noch nicht in einem Pflichtspiel auf dem Platz gestanden hat.
Gemeinsam verteidigen ohne Kapitän
„Alle Spieler, die im Kader stehen werden, genießen unser Vertrauen. Ich bin der vollen Überzeugung, dass die Jungs ihre Aufgabe super meistern werden“, betonte Ole Werner. „Natürlich ist es besser, wenn alle da sind, aber wir können uns hier auf jeden verlassen.“
Eine Schwächung ist der Ausfall von Friedl trotzdem. „Er ist unser Kapitän und wenn er nicht auf dem Platz steht, ist es mit Sicherheit eine Schwächung – gerade nach seinen jüngsten Top-Leistungen“, bestätigt der Cheftrainer. Von seinem Team fordert er: „Wir müssen die Situation so annehmen, wie sie ist und werden versuchen, eine solide Basis zu legen und gemeinsam zu verteidigen.“
Kontrollierter Offensive
Hurra-Fußball ist von Werder nicht zu erwarten. „Darmstadt ist nicht einfach zu bespielen. Sie sind flexibel und suchen spielerisch ihre Wege. Wir wollen aber unsere Stabilität behalten. Unser Ziel ist es, am Ende ein Tor mehr zu haben als der Gegner“, sagt Ole Werner. Das klingt eindeutig mehr nach „kontrollierter Offensive“ als nach „Angriff ist die beste Verteidigung“.
Als Warnung taugt in jedem Fall das 2:4 im Hinspiel, als Werder sich nicht nur defensiv desaströs präsentierte. Die Lilien erinnern sich gern. Für sie war es einer von nur zwei Siegen in dieser Saison. Der andere gelang eine Woche später in Augsburg.