Das Thema alternative Energiequellen beschäftigt viele Eigenheimbesitzer in Bremen. In Neubauten wird die Erdwärme, oder Geothermie, direkt mitgedacht und umgesetzt, in Alt- und Bestandsbauten stehen Eigentümer dagegen häufig vor dem Problem, nicht über den nötigen Platz für die Bohrung zu verfügen.
Eine Initiative in der Humboldtstraße startete vor genau zwei Jahren mit dem Projekt „Erdwärme Dich“, welchem sich inzwischen 15 Initiativen aus anderen Stadtteilen anschlossen. Das Ziel: In Form einer Genossenschaft Erdwärme für alle Haushalte zugänglich machen und damit unabhängig von schwankenden Gaspreisen und CO2-frei heizen zu können.
Der Weg zur Erdwärme
Gegründet wurde die Genossenschaft „Erdwärme Dich“ im vergangenen September, in den nächsten Wochen rechnen die Mitglieder mit der endgültigen Eintragung ins Genossenschaftsregister. Damit soll der Weg zur Erdwärme für interessierte Nachbarschaften vereinfacht werden. „Wir sparen viel Arbeit und Kosten. Der Vorteil bei uns ist: Wir sind nicht renditeorientiert. Jeder soll sich Erdwärme leisten können. Wir liefern die passende Wärmepumpe und den Einbau. Nutzer können das über 20 Jahre sicher abbezahlen“, sagt der Initiator und Mitgründer der ersten Initiative, Philipp Metz.
Durch die Größe der Genossenschaft kann diese Fördergelder beantragen, Verträge mit Pumpenherstellern und Handwerkern schließen und so günstigere Preise für die Nutzer verhandeln.
Entstehung des Erdwärmenetz
Wenn die Eintragung erfolgt ist, soll das deutschlandweit erste und einzige Erdwärmenetz im Bestand entstehen. Die Idee stammt aus Wien, Bremen könnte in Deutschland also eine Vorreiterrolle auf dem Weg zu einer CO2-freien Wärmeversorgung einnehmen. Um starten zu können, fehlt es aber nicht nur an der Eintragung der Genossenschaft, sondern auch an einer Genehmigung für Probeschachtungen. Diese will die Genossenschaft im Bereich Humboldtstraße vornehmen, im ersten so genannten Cluster von insgesamt 15. Dort soll das Pilotprojekt starten. „Damit wollen wir die technisch-ökonomische Machbarkeit beweisen“, sagt Metz.
Pilotprojekt in der Humboldtstraße
Die Humboldtstraße eigne sich deshalb, weil dort alles ausprobiert werden könne, was künftig in Bremen gebraucht werde. Mit der dortigen Friedensgemeinde ist zudem ein Großabnehmer vor Ort. „Ohne die Gestattung durch das ASV geht es nicht. Wenn wir die haben, wollen wir bis November eine Machbarkeitsstudie mit Bremer Ingenieurbüros erstellen. Es muss also noch im ersten Quartal losgehen“, erklärt Metz. Die Probeschachtungen sind wichtig, weil laut Metz in Bremen niemand so genau weiß, welche Leitung wo verläuft. „Alt-Leitungen bleiben außerdem einfach liegen“, sagt er.
Erste Bohrungen im Jahr 2025
Sollten die Proben zeigen, dass es möglich ist, die Erdsonden und Leitungen im Gehweg zu legen, wolle man – die Erlaubnis vorausgesetzt – mit den ersten Bohrungen 2025 beginnen. Metz rechnet mit bis zu neun Monaten Bauzeit für das erste Erdwärme-Cluster. „Wir könnten dann im Winter 2025/26 schon die Wärme nutzen“, sagt er. „Wir wären ein weiterer Versorger im öffentlichen Grund wie die anderen auch. Das muss anerkannt werden“, sagt Metz.
Beratungsanfragen nehmen zu
Auch der Geologische Dienst verzeichnet seit 2020 einen Zuwachs an Beratungsanfragen zum Thema. „Das nimmt gerade wieder Fahrt auf, wir sind da auf einem hohen Niveau“, sagt Björn Panteleit vom Geologischen Dienst. Grundsätzlich ist die Nutzung von Erdwärme für eine Wärmepumpe in ganz Bremen möglich. „In einigen Bereichen haben wir Tiefenbegrenzungen, weil es dort Salzstöcke gibt. Da müssen Hohlräume vermieden werden“, erklärt Panteleit.
Parallel zur Eintragung der Genossenschaft laufen derzeit auch die Gespräche mit den Behörden weiter. In dieser Woche soll eine Gesprächsrunde stattfinden. „Wir haben bisher die Erfahrung gemacht, dass die Bremer Politik dem Projekt sehr offen gegenübersteht“, sagt Metz. Bis Juni 2026 müssen Kommunen per Gesetz eine Wärmeleitplanung erstellen. „Unser Projekt könnte da mit einfließen. Deshalb sollten wir zügig das Pilotprojekt umsetzen“, sagt Metz.