Johannes Mitternacht beteiligt sich mit einem Werk von Gerd Thume an der aktuellen Ausstellung im Haus Coburg. Foto: Konczak
Kultur

„Meinen Respekt zollen“

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Johannes Mitternacht stellte dem Haus Coburg ein Werk von Gerd Thume zur Verfügung

„50 Jahre | 50 Tage | 50 Werke“ lautet der Titel der ersten Ausstellung im Jubiläumsjahr der Städtischen Galerie Delmenhorst. Eröffnet wurde sie am 1. März und läuft noch bis zum 21. April. Die Leiterin des Hauses, Dr. Matilda Felix, lud die Bevölkerung ausdrücklich zur Partizipation ein. Für 50 Tage bestimmen Bürgerinnen und Bürger, welche Werke die Ausstellungsräume des Haus Coburg an der Fischstraße 30 füllen. Einer der Leihgeber ist Johannes Mitternacht. Der Delmenhorster Schauspieler setzt sich aktiv für die Kunst- und Kulturszene in der Stadt ein.

Welches Werk haben Sie für die Ausstellung verliehen?

Johannes Mitternacht: Eine kolorierte Zeichnung des Kunstlehrers, Künstlers und Kulturaktivisten Gerd Thume aus dem Jahr 1997. Sie zeigt die Markthalle als leuchtendes Zentrum in der schwarzweißen Innenstadt, dezent in den Delmenhorster Farben aquarelliert.

Wie zufrieden sind Sie mit der Anordnung des Werkes in der Ausstellung?

Neben anderen Drucken und Zeichnungen ist es durchaus stilistisch passend platziert. Thumes „Halle für alle“ in Gesellschaft der Frida Kahlo (von einer noch sehr jungen Künstlerin) und einer Abbildung der Städtischen Galerie.

Warum haben Sie sich für ein Werk von Gerd Thume entschieden?

Er ist im Jahr 2022 verstorben. Ich wollte ihm posthum öffentlich Respekt zollen. Für mich ist mit ihm eine wichtige politische Aussage verbunden. Und die wollte ich in die Ausstellung und den (stadt-)gesellschaftlichen Diskurs einbringen. Ich wollte aufzeigen, wie wichtig unbequeme Individualisten und anstrengende Querköpfe für unser aller Zusammenleben sind, obwohl oder gerade weil sie sich anerkannten Normen und Übereinkünften beharrlich und penetrant widersetzen und einfach keine Ruhe geben. Ich zolle jedem Respekt, der sich für seine menschlichen und politischen Überzeugungen in dieser Weise einsetzt.

Was haben Sie an Gerd Thume besonders geschätzt?

Er hat seinerzeit mit dem Verein „Arkaden für Delmenhorst“ erreicht, dass der 1955 abgerissene Verbindungsgang zwischen Rathaus und Markthalle Anfang der 2000er Jahre nachträglich unter Denkmalschutz gestellt wurde. Für ihn hätte der Wiederaufbau der Arkaden eine Reparatur des Ensembles aus Wasserturm, Rathaus und Markthalle dargestellt. Der Architekt Heinz Stoffregen hat die Anlage ganz bewusst als Einheit geplant: ein demokratischer Baustil, der Politik und Bürger miteinander in Verbindung bringt. Ein bis heute hochaktuelles Thema, nicht nur in Delmenhorst, nebenbei bemerkt. Zudem gründete Gerd Thume im Jahr 2011 gemeinsam mit Marlis Düßmann den Runden Tisch „Kultur in Delmenhorst“. Ich wurde zum Sprecher ernannt. Die ersten Treffen dieser Bürgerinitiative aus insgesamt 21 Kulturakteuren und Institutionen fanden damals im Haus Coburg statt.Wir haben im Austausch mit Ratspolitk und Verwaltung den zweijährigen Prozess begleitet, in dem die Markthalle zum Veranstaltungsort umgewandelt wurde. All diese Erinnerungen stecken für mich in dieser Zeichnung.

Im Rahmen der Ausstellung „50 Jahre | 50 Tage | 50 Werke“ sollen die Leihgeber im Rahmen von Rundgängen das eigene Werk vorstellen können. Werden Sie sich an einem dieser Führungen beteiligen?

Ja. Ich wurde – zusammen mit anderen Leihgebenden – eingeladen, am 7. April im Rahmen eines Rundgangs im Haus Coburg ein Kurzgespräch zu den Hintergründen der Werkauswahl und dem Künstler führen. Beginn ist um 15 Uhr.

Mehr zur Ausstellung und zum Begleitprogramm findet man hier.

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