Feuersalamander Auch in der Nähe Bremens, im Hasbruch, leben Feuersalamander. Dieses Amphibium ist eine der wenigen „nationalen Verantwortungsarten“ Deutschlands im internationalen Artenschutz. Er ist durch den Pilz namens Batrachochytrium salamandrivorans („Bsal“) bedroht. Foto: Manfred Antranias Zimmer, Pixabay
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Amphibien sterben an Pilz

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Von Menschen eingeschleppte Seuchen bedrohen Amphibien weltweit. Chytrid-Pilze werden zur tödlichen Gefahr.

Amphibien sind weltweit bedroht

Die zunehmende Bebauung ihrer Lebensräume, die fortschreitende Erwärmung unseres Planeten, der Ein­satz von Pestiziden sowie der Mangel an Nahrung bedroht Amphibien weltweit in ihrer Existenz. Wenn sich nichts massiv ändert, werden wir Zeugen ihres Aussterbens. Insbesondere Frösche, Krö­ten und Salamander leiden bei uns nicht nur unter dem Verlust ihrer Habitate.

Frösche werden massenhaft getötet

Streu­nende Katzen und unnatür­liche Feinde, etwa Wasch­bär­en, töten gerade zur Laich­zeit massenhaft Frösche und Kröten. Da­ne­ben setzen ihnen zwei ag­gres­sive Hautpilze zu, die über den un­kontrollierten Tier­handel, also durch den Menschen verbreitet, von Kontinent zu Kontinent springen.

Amhibien sterben in Massen

Der eine Pilz heißt „Bd“ (Kürzel für Batrachochytrium dendrobatidis), auch „Chytridpilz“ genannt, der andere „Bsal“ (Kurzform von Batrachochytrium salamandrivorans). Bd und Bsal verbreiten sich rasant nicht nur über Länder­gren­zen, sondern über ganze Kontinentalgrenzen. Frösche, Kröten und Salamander ster­ben in Massen, weil diese ag­gressiven Pilze ihre Haut zer­stören. Weltweit fallen Hun­derte Arten der Epidemie zum Opfer.

Über 2.000 Amphibienarten sind ausgestorben

„Amphibien zei­gen deutlich an, wenn etwas in ihrem Ökosystem nicht stimmt“, sagt die Bremer Wild­tier­ärztin Dr. K. Alexandra Dörnath, Leiterin des Exoten-Kompetenz-Centrums. „Und in unserer Umwelt stimmt men­schengemacht gerade ganz viel nicht“, fährt die Natur­liebhaberin fort. Innerhalb der letzten 40 Jahre seien etwa 2.000 Am­phi­bienarten ausgestorben oder vom Aus­sterben be­droht.

Populationen von Feuersalamandern ausradiert

„Das ist ein dra­ma­ti­scher Zustand für die Öko­systeme“, so Dörnath. Denn: „Alles ist vernetzt.“ Dörnath weiter: „Deutsch­land ist ein Bsal-Hotspot. Im Drei­länder­eck Deutschland/Nieder­lande/Belgien sind bereits ganze Feuer­sala­man­der-Po­pulationen ausradiert wor­den.“ Die Veterinärin erklärt: „Bsal befällt über­wie­gend Schwanzlurche, ver­ur­sacht die sogenannte Sa­la­man­der­pest. Beim Feuer­sala­man­der, der nationalen Verant­wort­ungs­art Deutsch­lands im in­ter­nationalen Ar­ten­schutz, ist Bsal zu 100 Pro­zent letal (tödlich). Bsal wur­de leider mit Terrarientieren ein­ge­schleppt.“

90 Lurcharten ausgestorben

Ein Science-Artikel aus 2019 berichtet: Der Chytrid­pilz Bd ist für Bestands­rückgänge bei mehr als 500 Lurcharten und das Aus­sterben von 90 dieser Arten ver­antwortlich. Das ist das größte bisher durch einen einzelnen Erreger verursachte Artensterben. Dennoch ist die Habitat-Zerstörung durch den Menschen die Haupt­ur­sache weltweiter Rückgänge von Amphibienbeständen. Dies betrifft 90 Prozent aller als gefährdet eingestufter Arten. Die übrigen Ge­fährdungs­faktoren, so auch die Pilzerkrankungen, kom­men kumulativ hinzu. Alle Faktoren verstärken sich vermutlich wechselwirkend.

Verzicht auf Massenimporte

Was kann getan werden? „Der Verzicht auf kom­merzielle Massen­im­por­te, der Han­del nur mit Nach­zucht­tieren und der Einsatz von Wild­fängen lediglich für koordinierte Er­halt­ungs­zucht­­programme wie die von Citizen Conservation würde einen großen Unterschied machen“, so der Ökologe Wolfgang Rades, Arten­schutz­beauftragter des Loro Parque und Sprecher der Bun­des­ar­beits­gemeinschaft Inter­nationaler Artenschutz des Nabu. Die Kapazitäten im Bereich Er­haltungs­zucht müssten in den kommenden Jahrzehnten drastisch aus­ge­baut werden.

Alexandra Dörn Die Expertin
Dr. Alexandra Dörnath aus der Tierarztpraxis Klein Mexiko
Foto: Bollmann

Citizen Conversation und rettende Haltung

Citizen Conservation macht Bürger zu Arten­schützern und sieht Wild­tier­haltung nicht in erster Linie als Teil des Problems, son­dern vor allem als Teil der Lösung der Bio­diversitäts­krise. Das Motto dieses 2018 gegründeten Gemeinschafts­projekts aus VdZ (Verband der Zoologischen Gärten), Frogs and Friends sowie der DGHT (Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Ter­rarienkunde) ist: „Haltung ret­tet Arten.“ Aber: „Bei jeglicher Haltung müssen auch Frösche und Sala­mander vor eingeschleppten Seuchen ge­schützt werden“, so Dörnath. Und so fordert ein Zusam­men­schluss von Experten gesetzliche Regel­ungen, die das Einschleppen gefährlicher In­fekt­ions­krank­heiten durch Amphibien wirk­ungsvoll ver­hin­dern müssen, ihren Import für wichtige Zwecke aber gleich­zeitig nicht ver­bieten.

Fragen rund um die Wildtiere

Falls Ihnen ein Thema rund um einheimische Wildtiere und auch Exoten unter den Nägeln brennt, schreiben Sie uns einfach unter martin.bollmann@weserreport.de

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