Amphibien sind weltweit bedroht
Die zunehmende Bebauung ihrer Lebensräume, die fortschreitende Erwärmung unseres Planeten, der Einsatz von Pestiziden sowie der Mangel an Nahrung bedroht Amphibien weltweit in ihrer Existenz. Wenn sich nichts massiv ändert, werden wir Zeugen ihres Aussterbens. Insbesondere Frösche, Kröten und Salamander leiden bei uns nicht nur unter dem Verlust ihrer Habitate.
Frösche werden massenhaft getötet
Streunende Katzen und unnatürliche Feinde, etwa Waschbären, töten gerade zur Laichzeit massenhaft Frösche und Kröten. Daneben setzen ihnen zwei aggressive Hautpilze zu, die über den unkontrollierten Tierhandel, also durch den Menschen verbreitet, von Kontinent zu Kontinent springen.
Amhibien sterben in Massen
Der eine Pilz heißt „Bd“ (Kürzel für Batrachochytrium dendrobatidis), auch „Chytridpilz“ genannt, der andere „Bsal“ (Kurzform von Batrachochytrium salamandrivorans). Bd und Bsal verbreiten sich rasant nicht nur über Ländergrenzen, sondern über ganze Kontinentalgrenzen. Frösche, Kröten und Salamander sterben in Massen, weil diese aggressiven Pilze ihre Haut zerstören. Weltweit fallen Hunderte Arten der Epidemie zum Opfer.
Über 2.000 Amphibienarten sind ausgestorben
„Amphibien zeigen deutlich an, wenn etwas in ihrem Ökosystem nicht stimmt“, sagt die Bremer Wildtierärztin Dr. K. Alexandra Dörnath, Leiterin des Exoten-Kompetenz-Centrums. „Und in unserer Umwelt stimmt menschengemacht gerade ganz viel nicht“, fährt die Naturliebhaberin fort. Innerhalb der letzten 40 Jahre seien etwa 2.000 Amphibienarten ausgestorben oder vom Aussterben bedroht.
Populationen von Feuersalamandern ausradiert
„Das ist ein dramatischer Zustand für die Ökosysteme“, so Dörnath. Denn: „Alles ist vernetzt.“ Dörnath weiter: „Deutschland ist ein Bsal-Hotspot. Im Dreiländereck Deutschland/Niederlande/Belgien sind bereits ganze Feuersalamander-Populationen ausradiert worden.“ Die Veterinärin erklärt: „Bsal befällt überwiegend Schwanzlurche, verursacht die sogenannte Salamanderpest. Beim Feuersalamander, der nationalen Verantwortungsart Deutschlands im internationalen Artenschutz, ist Bsal zu 100 Prozent letal (tödlich). Bsal wurde leider mit Terrarientieren eingeschleppt.“
90 Lurcharten ausgestorben
Ein Science-Artikel aus 2019 berichtet: Der Chytridpilz Bd ist für Bestandsrückgänge bei mehr als 500 Lurcharten und das Aussterben von 90 dieser Arten verantwortlich. Das ist das größte bisher durch einen einzelnen Erreger verursachte Artensterben. Dennoch ist die Habitat-Zerstörung durch den Menschen die Hauptursache weltweiter Rückgänge von Amphibienbeständen. Dies betrifft 90 Prozent aller als gefährdet eingestufter Arten. Die übrigen Gefährdungsfaktoren, so auch die Pilzerkrankungen, kommen kumulativ hinzu. Alle Faktoren verstärken sich vermutlich wechselwirkend.
Verzicht auf Massenimporte
Was kann getan werden? „Der Verzicht auf kommerzielle Massenimporte, der Handel nur mit Nachzuchttieren und der Einsatz von Wildfängen lediglich für koordinierte Erhaltungszuchtprogramme wie die von Citizen Conservation würde einen großen Unterschied machen“, so der Ökologe Wolfgang Rades, Artenschutzbeauftragter des Loro Parque und Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Internationaler Artenschutz des Nabu. Die Kapazitäten im Bereich Erhaltungszucht müssten in den kommenden Jahrzehnten drastisch ausgebaut werden.
Die Expertin
Dr. Alexandra Dörnath aus der Tierarztpraxis Klein Mexiko
Foto: Bollmann
Citizen Conversation und rettende Haltung
Citizen Conservation macht Bürger zu Artenschützern und sieht Wildtierhaltung nicht in erster Linie als Teil des Problems, sondern vor allem als Teil der Lösung der Biodiversitätskrise. Das Motto dieses 2018 gegründeten Gemeinschaftsprojekts aus VdZ (Verband der Zoologischen Gärten), Frogs and Friends sowie der DGHT (Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde) ist: „Haltung rettet Arten.“ Aber: „Bei jeglicher Haltung müssen auch Frösche und Salamander vor eingeschleppten Seuchen geschützt werden“, so Dörnath. Und so fordert ein Zusammenschluss von Experten gesetzliche Regelungen, die das Einschleppen gefährlicher Infektionskrankheiten durch Amphibien wirkungsvoll verhindern müssen, ihren Import für wichtige Zwecke aber gleichzeitig nicht verbieten.
Fragen rund um die Wildtiere
Falls Ihnen ein Thema rund um einheimische Wildtiere und auch Exoten unter den Nägeln brennt, schreiben Sie uns einfach unter martin.bollmann@weserreport.de