Bremen: Zunahme der Kriminalität

Raub- und Gewaltdelikte auf offener Straße

Gemeinsam mit BKA-Präsident Holger Münch und der Bremer Landeskriminalamt-Leiterin Petra van Ahnken hat Innensenator Ulrich Mäurer jetzt neue Zahlen zur Kriminalitätsentwicklung vorgelegt. Danach gab es zuletzt wieder deutlich steigende Fallzahlen bei Raub- und Gewaltdelikten auf offener Straße. Dagegen will die Polizei jetzt mit erhöhtem Aufwand vorgehen. Zudem will das BKA eine Cloud als Art Datenhaus einrichten, in der zentral Daten gesammelt und Beamten in den verschiedenen Bundesländern zugängig gemacht werden.

Mehr Straßenraub im Innenstadtbereich

Vor allem im Bereich von Straßenraub habe es im vergangenen Jahr in der Innenstadt einen drastischen Anstieg gegeben, erklärte LKA-Chefin van Ahnken. Nach dem Höhepunkt im September mit 127 Straftaten habe die Polizei damals die Sonderkommission „Junge Räuber“ ins Leben gerufen. Nachdem einige Täter dingfest gemacht werden konnten, sank die Zahl der Straftaten bis zum Januar auf 17 Delikte.

Zahl der Straftaten deutlich gestiegen

Seitdem es wieder wärmer wurde, sei die Zahl der Straftaten aber wieder deutlich gestiegen. „Wie erwarten einen heißen Sommer, der sich nicht nur in der Gewaltkriminalität widerspiegelt“, bekannte van Ahnken – auch im Hinblick auf die Fußball-WM. Zugleich kündigten van Ahnken und Mäurer an, dass man dem auch mit erhöhtem Aufwand entgegensteuern werde.

Ausländerkriminalität: Viele Täter aus Maghreb-Staaten

Besondere Sorgen bereiten Mäurer, Münch und Ahnken auch die Ausländerkriminalität: Seit September habe es im Bereich Straßenraub 461 Ermittlungsverfahren mit 160 Tatverdächtigen gegeben. 59 Prozent der Täter stammten dabei aus den Maghreb-Staaten. Und bei wärmeren Wetter steigen die Zuwanderungszahlen wieder, erklärte Ahnken.

Zuwanderung „sprengt unsere Grenzen“

„Bei der Migrationssteuerung müssen wir besser werden“, meinte auch Münch und erntete Zustimmung von Mäurer: „Es ist der falsche Weg, alle Probleme der Welt in Bremen lösen zu wollen. Das sprengt unsere Grenzen und fährt das System vor die Wand. Die Polizei kann das Problem nicht lösen, sondern lediglich eingrenzen.“

Gewalttaten gegen Mandatsträger

Ein weiteres Problem hat Münch bei Gewalttaten gegen Mandatsträger sowie bei der Verfügbarkeit und Bearbeitung von Daten ausgemacht: Zu „Hass im Netz“ habe man 20.000 Hinweise bekommen und die Zahl verdoppele sich schnell, erklärt Münch. Ähnlich verhalte es sich bei Delikten zu Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, wo man 2023 280.000 Hinweise bekommen habe.

Zentrale Daten-Cloud des BKA

„Die schiere Masse führt zu Verzögerungen in der Bearbeitung“, erläutert Münch. Deswegen arbeite das BKA an einer zentralen Cloud, in der die Datenberge auch durch KI-Einsatz vorsortiert werden, um Kriminalität effektiv zu bekämpfen. „Das Datenhaus ist im Versuchsstadium und soll in einigen Jahren fertig sein. Da müssen alle 16 Bundesländer mitmachen“, erklärt Münch: „In diesem Jahrzehnt müssen wir den Umbruch hinbekommen, um zukunftsfähig zu sein.“

Kommentar: Zuwanderung steuern

Martin Bollmann

Der größte Teil der Tatverdächtigen bei den Straßenraub-Delikten kam aus den Maghreb-Staaten. ‚Die Polizei kann das Problem nicht lösen‘, hat Innensenator Ulrich Mäurer dazu gesagt und hat damit vollkommen recht. ‚Wenn man die Personen nicht in Ihre Heimatländer zurückführen kann, muss man ihnen hier eine Perspektive schaffen‘, sagte Mäurer und machte damit ein Dilemma deutlich: Vor allem junge Männer kommen aus den Maghreb-Ländern nach Europa, Deutschland und eben auch nach Bremen. Statt im ‚gelobten Land‘ schnelles Geld zu machen rutschen sie hier aber schnell in die Perspektivlosigkeit und eben auch in die Kriminalität ab. Da hilft es wohl nur, dass man die Zuwanderung intelligenter steuert und damit verhindert, dass unsere Systeme an ihre Grenzen geraten. Nur mit polizeilichen Mitteln sind diese Probleme nicht zu lösen.