„Wir wollen Begegnungen schaffen“, sagt Ömer Kaya, Geschäftsführer des neu gegründeten Jugendhilfeträgers Sileo. Dieser will an der Woltmershauser Straße eine Wohngruppe für 13 unbegleitete minderjährige Ausländer und Ausländerinnen schaffen.
Begegnungen soll es zum einen zwischen den jungen Menschen und den Besuchern der Begegnungsstätte des Vereins Aktive Menschen Bremen (AMeB) geben, der in dem Gebäude seit vielen Jahren ansässig ist und sich an ältere Menschen richtet.
Mit dem Verein sei man bereits in gutem Austausch, sagt Kaya. Die Begegnungen sollen so generationenübergreifend stattfinden und ein Lernen voneinander ermöglichen.
Wer einziehen darf ist noch unklar
Sie sollen aber auch interkulturell sein, denn Kaya und sein Team wollen die Einrichtung auch für Jugendliche öffnen, die einen deutschen Hintergrund haben.
„Wer am Ende bei uns einzieht, wissen wir aber nicht. Es können auch Jugendliche sein, die schon länger in Deutschland leben. Das entscheiden die Casemanager des Amtes“, erklärte Kaya dem Woltmershauser Beirat.
Die Jugendlichen werden im Alter zwischen 15 und 18 Jahren sein, mit einer Sondergenehmigung ist ein Aufenthalt bis 21 Jahre möglich.
Einzelwohnungen sollen Selbstständigkeit fördern
In dem Gebäude entstehen aber auch drei Einzelappartements. „Ursprünglich war die Einrichtung nur für männliche Jugendliche geplant, durch die Wohnungen können wir sie aber geschlechtergemischt öffnen“, erklärt Kaya, Quartiersmanager in Lüssum.
Kaya selbst hat in seiner Vergangenheit in der Jugendarbeit sowie bereits Erfahrungen mit geschlechter- und kulturgemischten Gruppen gemacht.
„Die Mischung kenne ich gut. Und die jungen Menschen profitieren davon. Wenn es in Ballungszentren beispielsweise dazu kommt, dass es nur noch einen Kulturkreis gibt und man mit jedem die eigene Sprache sprechen kann, ist es nicht mehr nötig, Deutsch zu lernen. Integration fängt aber mit der Sprache an“, ist sich Kaya sicher.
Vorbilder und Mentoren
Und diese lernen die jungen Bewohner der Einrichtung schneller, wenn sie mit einheimischen Jugendlichen zusammenleben. „Wir wollen auch Vorbilder schaffen“, sagt Kaya, der selbst eine Flüchtlingsbiografie hat.
So hat er ein multikulturelles Team um sich, außerdem einen hohen Anteil weiblicher Fachkräfte, um „patriarchale Strukturen aufzubrechen und den Jugendlichen zu zeigen, dass auch Frauen ihnen etwas zu sagen haben“, sagt Kaya.
Er selbst kam als Kind jesidischer Kurden 1985 aus der Türkei nach Deutschland. „Meine Eltern wollten ihr Land und ihren Hof eigentlich nicht verlassen, aber wir mussten flüchten“, erzählt Kaya auf Nachfrage. Mit seiner Geschichte möchte auch er ein Vorbild und Mentor für die jungen Menschen sein.
Sicherheitsdienst eingeplant
Ängste nehmen will Kaya auch. Sowohl den Nachbarn, als auch den jungen Bewohnern der Einrichtung. Aus diesem Grund sei explizit auch die Polizei als Gast im Haus willkommen. „Wo sie herkommen, ist die Polizei nicht unbedingt ein Freund und Helfer“, erklärt er.
In den Abendstunden soll ein Sicherheitsdienst vor Ort sein. „Es soll sich keine Traube vor dem Haus bilden und wir wissen immer, wer sich im Haus aufhält und wer es wann verlässt“, will Kaya beruhigen.
Die drei Einzelwohnungen sollen den jungen Erwachsenen die Chance bieten, selbstständig zu werden.
Ihren Tag werden die Jugendlichen mit Schulbesuchen und Praktika verbringen. „Sie erhalten Struktur über die Einrichtung und das System“, erklärte Kirsten Tiedemann von der Sozialbehörde dem Beirat. Sollte psychologische Hilfe nötig sein, so werde der Träger diese über Kooperationspartner organisieren, sagt Kaya.
Einzug im Sommer
Wann der Einzug ansteht, ist noch offen. Die Bauarbeiten im Haus würden sich derzeit immer wieder verzögern. Kaya rechnet allerdings damit, dass die Gruppe innerhalb der nächsten drei Monate einziehen könne.
Nach einer Eingewöhnungszeit wolle man sich dann dem Stadtteil öffnen und alle Menschen einladen, sich gegenseitig kennenzulernen und Begegnungen zu schaffen.