Dieser Mauersegler fliegt gerade von seiner Nisthilfe ab. Foto: Bollmann
Wildtieren helfen

Wohnraum ist schnell weg saniert

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Gebäudebrüter finden immer weniger Nistmöglichkeiten. Auch Fledermäuse sind betroffen.

Das Brutgeschäft ist in vollem Gange

Während der kalendarische Frühling längst da ist, ließen die Temperaturen oft noch wenig Vorfreude auf den Sommer aufkommen. Während frostempfindliche Pflanzen am besten noch ein bisschen im Haus ausharren sollten, hat das Brutgeschäft der Vogelwelt schon längst begonnen. Die ersten Meisen haben bereits Anfang des Jahres Nistkästen in Augenschein genommen. Denn: Der Wohn- und somit Brutraum wird immer knapper.

Sanierungen führen oft zu Wohnraummangel

Das gilt für Höhlen- und erst recht für Gebäudebrüter. Während die Vögel in aufgeräumten Gärten kaum noch geeignete Büsche und Hecken finden, leiden Höhlenbrüter auch unter dem knappen Altbaumbestand. Noch schlimmer sieht es bei den Gebäudebrütern aus: Zunehmende Fassadenversiegelungen, Dacherneuerungen und Wärmeisolierungen vernichten Unterschlüpfe. Da ist Hilfe dringend nötig, damit der Wohnraummangel nicht zum Artenschwund führt.

Viele Vogelarten in der Bedouille

„Seit vielen Jahren stellen sogar Laien fest, dass viele Vogelarten unter Brutraummangel leiden“, sagt die Bremer Wildtierärztin Dr. K. Alexandra Dörnath, Leiterin des Exoten-Kompetenz-Centrums. „Leider sind sogar Arten wie der Star und der Hausspatz, die früher Allerweltsarten waren, in der Bredouille und werden immer seltener“, erklärt die Naturliebhaberin. Bei Altbremer Häusern hätten die Spatzen zum Beispiel über Jahrzehnte im Bereich der Regenrinnen oder im Dachbereich Unterschlupf gefunden.

Die Expertin
Dr. Alexandra Dörnath aus der Tierarztpraxis Klein Mexiko. Foto: Bollmann

Brutplätze der Gebäudebrüter häufig wegsaniert

Das gleiche gelte auch für andere seltene Vogelarten, zu denen beispielsweise der Mauersegler gehöre. Wenn diese flinken Flieger im Mai aus ihren afrikanischen Winterquartieren, die meist südlich des Äquators liegen, bei uns ankommen, sind deren Brutplätze oft schon belegt, oder viel schlimmer: wegsaniert. Dabei wüssten viele Eigenheimbesitzer noch nicht einmal, dass sie mit der Sanierung Brutplätze vernichten, berichtet Sieke Martin. Sie arbeitet beim BUND Bremen und berät die Wohnungsbaugesellschaften zu Fragen tierfreundlicher Sanierung, die die Erhaltung resp. Schaffung von Brutraum beinhaltet. Seit beinahe einem Jahrzehnt hat sie verschiedene Gesellschaften unterstützt und hierbei 545 Gebäude aus der Perspektive eines Wohnraum suchenden Vogels angeschaut. Dabei seien 3.100 Vogelnistmöglichkeiten und 1.100 Fledermausquartiere geschaffen oder erhalten worden, berichtet Martin.

Sieke Martin zeigt eine der typischen Nisthilfen für Halbhöhlenbrüter, mit denen man einheimischen Vogelarten wie den Hausrotschwänzen oder Rotkehlchen das Überleben sichern kann. Foto: Bollmann

Die Kästen für Mauersegler als Standardkasten

Vor allem Mauerseglerkästen seien oft als Standardkasten verbaut worden, der auch von Spatzen und sogar Baumläufern akzeptiert werde. Aber auch die deutlich größeren Dohlen- und auch Halbhöhlenkästen seien angebracht worden. Martin und Dörnath freuen sich, dass die Wohnungsbaugesellschaften mittlerweile ganz gut mitarbeiten und appellieren zugleich an die privaten Sanierer, an ihre tierischen Mitbewohner zu denken: „Wir müssen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Niststätten nicht vernichtet werden und Vögel an den Gebäuden brüten können. Das ist aktiver Tier- und Artenschutz.“

Auf jegliche Art von Spritzmitteln verzichten

Was kann getan werden, um den Vögeln zu helfen und mehr Raum für Rotkehlchen und Co. zu schaffen? Das wird Dörnath häufig in ihrer Praxis gefragt. Das ist eigentlich einfach, findet die Expertin: Generell sollte der Garten so naturnah gestaltet sein, dass Tiere möglichst viel Nahrung und Rückzugsmöglichkeiten finden. Und ganz wichtig sei es, auf jegliche Art von Spritzmitteln zu verzichten. „Diese schädigen nicht nur die Vögel, sondern auch deren Nahrung, wie Bienen und andere Kleinstlebewesen.

Intakte Nahrungsketten und das Netz des Lebens

Nur, wenn die Nahrungsketten intakt bleiben, und möglichst viele Arten einen Lebensraum finden, kann auch das Netz des Lebens intakt bleiben“, betont Dörnath. „Viele der heimischen Vogelarten, die bei uns überwintern, haben zwar bereits Bruträume gefunden, zusätzliche Nistmöglichkeiten zu schaffen ist aber nie falsch, erklärt die Tierärztin. Und gerade die aus den südlichen Winterquartieren zurückkehrenden Zugvögel sind aktuell besonders dringend auf Brutmöglichkeiten angewiesen, weiß auch Martin.

Das Original: Dieser Mauersegler hat Glück gehabt und eine geeignete Nisthilfe gefunden. Wohnraum ist leider auch bei Vögeln, gerade in der Stadt, Mangelware. Foto: Bollmann

Weitere Hilfen, die man den Vögeln und Kleintieren auch im Sommer bieten kann, sind regelmäßige Gaben artgemäßen Futters und auch Wasser in Trinkwasserqualität. Die Wasserstellen sind allerdings täglich zu reinigen und idealerweise mit Steinen zu versehen, damit Insekten nicht ertrinken, erklären Dörnath und Martin.

Serie: Wildtieren helfen

Falls Ihnen ein Thema rund um einheimische Wildtiere und auch Exoten unter den Nägeln brennt, schreiben Sie uns einfach unter martin.bollmann@weserreport.de eine Mail.

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