Allein seit Jahresbeginn 2024 haben in Bremen fünf Apotheken geschlossen. Foto: Schlie Allein seit Jahresbeginn 2024 haben in Bremen fünf Apotheken geschlossen.Foto: Schlie
Apothekenschließung

Bremen: „Jeden Monat schließt eine Apotheke“

Von
Apothekerkammer und Apothekerverband in Bremen warnen vor den Auswirkungen eines geplanten Gesetzes.

„Die Lage ist dramatisch“, sagt Christiane Lutter, Vorsitzendes des Bremer Apothekerverbands. Sie hat zu Ende April mit der Kattenturmer Apotheke eine ihrer drei Apotheken geschlossen.

Die Entscheidung fiel ihr nicht leicht und aus rein wirtschaftlichen Gründen. Lutter ist nicht alleine: Seit Jahresbeginn haben nun fünf Apotheken in Bremen schließen müssen. „So etwas haben wir vorher noch nie erlebt. Jeden Monat schließt eine Apotheke“, sagt Lutter.

Honorare und Vergütungen zu niedrig

Ein Grund für die dramatische Lage ist laut Lutter die Unterfinanzierung des gesamten Systems. Seit rund 20 Jahren sind die Honorare nicht gestiegen, die Personal- und Nebenkosten allerdings erheblich. „Die Schere zwischen Kostenstruktur und Umsatzerlös geht immer weiter auseinander“, sagt Lutter.

Und das, obwohl alle Mitarbeitenden in den Bremer Apotheken immer viel zu tun haben, gibt sie zu bedenken. Häufig stehen Schlangen vor den Türen.

Von 190 Apotheken in Bremen im Jahr 1990 gibt es jetzt noch 125. 53 haben seit 2010 schließen müssen. In manchen Stadt- und Ortsteilen gibt es keine oder nur eine Apotheke. Die Verteilung hängt laut Klaus Scholz, Präsident der Apothekerkammer Bremen, auch direkt mit der Dichte der Arztpraxen zusammen.

Entwurf sieht kürzere Arbeitszeiten vor

Kammer und Verband zeichnen zudem ein düsteres Bild für die Zukunft der Apotheken, sollte der vom Bundesgesundheitsministerium in Auftrag gegebene Referentenentwurf für das Gesetz für eine neue Apothekenhonorar- und Apothekenstrukturreform beschlossen werden.

Dann nämlich sollen Apotheken ihre Öffnungszeiten um 19 Stunden pro Woche sowie das Personal reduzieren – um Kosten einzusparen.

Zweigapotheken mit eingeschränktem Angebot

Der Entwurf sieht zudem vor, dass in so genannten Filial- oder Zweigapotheken kein Pharmazeut mehr vor Ort sein muss. Diese könnten dann von Pharmazeutisch-Technischen Assistenten geleitet werden, mit Einschränkungen im Angebot.

Arzneimittel, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen, dürfen beispielsweise nur von Apothekern und Apothekerinnen herausgegeben werden. „Reduzierte Öffnungszeiten und weniger Personal sorgen nicht für weniger Arbeit“, sagt Scholz.

Nachwuchs verunsichert

Mit dem Entwurf drehe sich die Spirale weiter abwärts, pflichtet ihm der stellvertretende Verbandsvorsitzende Thomas Real bei. Denn nach jeder Schließung müssten die noch verbliebenen Apotheken die zusätzliche Arbeit stemmen.

Hinzu komme, so Sebastian Köhler, Inhaber der Horner Apotheke, dass der Nachwuchs sich inzwischen wegen der niedrigen Honorare und Löhne eher in der Wirtschaft oder direkt bei den Krankenkassen bewerbe.

Laut Entwurf soll nämlich auch der prozentuale Anteil der Vergütung weiter abgesenkt werden. „Ich wollte Pharmazie studieren, weil ich Menschen helfen will. Jetzt zu hören, was der Entwurf vorsieht, gibt mir und vielen anderen das Gefühl überflüssig zu sein“, sagt Svenja Knoop, Pharmaziestudentin im Praktischen Jahr.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner