Ein gesundes Kaninchen hat offene, wache Augen , ein erkranktes nicht. Foto: Günter/Pixabay
Myxomatose

Die Kaninchenpest geht um

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Viele Wildkaninchen sind an Myxomatose erkrankt. Es besteht auch Gefahr für Hauskaninchen.

In Bremen lassen sich Wildkaninchen an vielen Stellen beobachten: An den Grünstreifen der Straßen, genauso wie in Parkanlagen, Kleingärten, Brachflächen oder solchen, die landwirtschaftlich genutzt werden, findet man die vor allem bei Kindern sehr beliebten Hasenartigen. Allerdings schwankt ihre Bestandsgröße in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren. Zu den Feinden des Wildkaninchens zählen nicht nur Gefahren wie Greifvögel, Hundeartige (Haushund, Wolf, Fuchs) und der Mensch, sondern auch solche, die nicht sichtbar für das Auge sind: Viren.

Ein an Myxomatose erkranktes Kaninchen hat fast immer eitrige und zugeschwollene Augen. Foto: Dörnath

Das ursprünglich aus Südamerika stammende Myxomatosevirus gehört zu den Pockenviren und ist aktuell verantwortlich für viele Todesfälle bei Bremens Wildkaninchen. Gerade erst vor wenigen Tagen sind der Bremer Wildtierärztin Dr. K. Alexandra Dörnath, Leiterin des Exoten-Kompetenz-Centrums, zwei schwer erkrankte Kaninchen mit den typischen Symptomen dieser Krankheit am helllichten Tage auf der Habenhauser Seite der Weser im Naturschutzgebiet begegnet.

Die Myxomatose kann durch Mücken übertragen werden

„Die Krankheit kann direkt, von Kaninchen zu Kaninchen, oder aber indirekt, durch Insekten wie Stechmücken oder Flöhe übertragen werden“, so Dörnath. „Auch für Hauskaninchen stellt die Myxomatose eine große Gefahr dar. Der Mensch kann das Virus über Futter, wie im Endemiegebiet gesammeltes Frischfutter oder auch Heu, welches Kontakt zu infizierten Wildkaninchen hatte, aber auch über seine Kleidung in die Wohnung tragen. Für den Menschen ist dieses Virus aber ungefährlich und Wildhasen erkranken in den seltensten Fällen“, betont die Tierärztin.

Die Expertin
Dr. Alexandra Dörnath aus der Tierarztpraxis Klein Mexiko
Foto: Bollmann

Dabei sind die jetzt im Bremer Süden beobachteten Myxomatose-Fälle nicht die ersten dieser Art in diesem Jahr in der Hansestadt: Bei einer kürzlich statt gefundenen Kaninchenjagd am Rande der Hemelinger Marsch war der größte Teil der erlegten Tiere an Myxomatose erkrankt.
Wildkaninchen sind ein natürliches Reservoir für den Erreger der Myxomatose. Weshalb sich das Virus in diesem Jahr nahe des Werdersees und in der Hemelinger Marsch stark verbreitet, ist wohl eine Folge des kürzlichen Hochwassers. „Die Kaninchen sind deshalb in höher gelegene Bereiche geflohen, wo sich dann ihr Bestand verdichtet hat. Hohe Populationsdichten führen immer auch zu Stress und dieser begünstigt dann Ausbrüche von Infektionskrankheiten, die als Regulatoren von Wildtierbeständen gelten“, so Dörnath.

An Myxomatose erkrankte Kaninchen haben Schwellungen am Kopf

„Erkrankte Tiere haben Schwellungen am Kopf und an den Körperöffnungen, eitrige Augen und Nasen und sind apathisch. Wildkaninchen finden nicht mehr in ihren Bau zurück und gehen zugrunde“, beschreibt Dörnath. Die Tierärztin werde häufig gefragt, was getan werden könne, um solchen Tieren zu helfen. „Man kann schwer erkrankten Kaninchen, unterschiedslos, ob Wild- oder Hauskaninchen, leider in der Regel nicht mehr helfen, da es keine gezielte Therapie gibt. Erkrankte Haustiere können lediglich unterstützend behandelt werden. Dies führt aber nur selten zur Genesung.

Schwere Verläufe der Kaninchenpest verlaufen tödlich

Bei leichtem Verlauf kann die Krankheit ausheilen, schwere Verläufe enden nach Tagen meist tödlich“, fasst Dörnath zusammen. Erkrankte Wildkaninchen mögen ins Gebüsch getragen werden, ohne sie direkt zu berühren (Handschuhe, Handtuch), damit sie dort in Ruhe sterben könnten. Verendete Tiere gehörten in die Tierkörperbeseitigungsanstalt. Auch die Feuerwehr könne zur Hilfe gerufen werden.
Überlebt ein Kaninchen diese schwere Krankheit doch, bleibt es lange ansteckend.

Eine Impfung zum Schutz vor Myxomatose

„Allerdings ist die Prophylaxe bei den Hauskaninchen ganz einfach“, so die Expertin. „Es gibt Impfstoffe für Kaninchen zum Schutz vor Myxomatose. Nach der Grundimmunisierung erfolgt die Impfung dann wenigstens im halbjährlichen Abstand“, erklärt Dörnath. „Wildkaninchen können nicht geimpft werden: Hauskaninchen, auch solche, die nur drinnen gehalten werden, sollten aber unbedingt vor einem tödlichen Verlauf dieser Krankheit mittels Impfung geschützt werden“, betont die Fachfrau.

Fragen zu Wildtieren und Exoten?

Falls Ihnen ein Thema rund um einheimische Wildtiere und auch Exoten unter den Nägeln brennt, schreiben Sie uns einfach unter martin.bollmann@weserreport.de eine Mail.

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