Seit 17. Mai ist die Ausstellung Kataklump mit Arbeiten von Heinrich Campendonk, Paul von Ostaijen und Fritz Stuckenberg im Haus Coburg zu sehen. Wem das Betrachten der Kunstwerke (möglich bis 18. August) in der Städtischen Galerie Delmenhorst, Fischstraße 30 nicht ausreicht und wer sich ungestört im eigenen Heim mit einer Arbeit von Fritz Stuckenberg auseinandersetzen möchte, wird in der Artothek fündig.
Geboren 1881 in München zieht Stuckenberg im Alter von zwölf Jahren mit seinen Eltern nach Delmenhorst. Nach seinem Studium zieht es ihn, wie viele Künstler seiner Generation, für mehrere Jahre nach Frankreich. Dort begegnete er Künstlern wie Fernand Léger und Robert Delaunay. Anfang April 1910 bricht Stuckenberg nach Marseille auf und verbringt zunächst einen Monat im nahegelegenen Cassis. Die folgenden sieben Wochen hält er sich in Martigues an der Rhône-Mündung auf.
„Rast am Brunnen“ entstand 1910
Dort prägt ihn die intensive Auseinandersetzung mit dem Impressionismus nachhaltig. Der Maler entwickelt in dieser Phase eine individuelle Bildsprache, die sich weniger auf das eigentliche Motiv, sondern vielmehr auf Formen, Flächen und Farben konzentriert, so wie auch in dem Werk „Rast am Brunnen“. Er stellt acht Bilder im „Salon de l´Union Internationale des Beaux-Arts et des Lettres“ aus und wird lobend in der Presse erwähnt.
1912 geht Stuckenberg nach Berlin. Hier verbringt er seine künstlerisch innovativsten Jahre. Das Gegenständliche weicht dem Abstrakten, der Expressionismus findet immer stärker Einzug in seine Arbeiten. Stuckenberg unterhält in Berlin Kontakte zu bedeutenden Künstlern seiner Zeit und schließt sich zunächst dem „Sturm“- Kreis und später der „Novembergruppe“ an. Zahlreiche Ausstellungen, darunter die „Erste Internationale Dada-Messe“, zeigen seine Werke.
Es folgt eine kurze Zeit – 1919 bis 1921 – im bayrischen Seeshaupt. Einen Eindruck von Werken, die in dieser Zeit entstanden, gibt die Ausstellung Kataklump.
Rückorientierung zur naturnahen Landschaftsmalerei
Wegen Krankheit und finanziellem Druck kehrt Stuckenberg 1921 nach Delmenhorst zurück. Die Arbeiten, die in dieser Schaffensphase entstehen, bewegen sich zwischen Konstruktivismus und Refiguration. In den Werken ist eine Rückorientierung zur naturnahen Landschaftsmalerei zu erkennen.
Das 1927 entstandene Gemälde „Ruhige See“ zeigt eine sonnige Szenerie am Meer vor Borkum. Ein weiter Himmel, geschmückt von einzelnen Wolken und einem Dunstschleier am Horizont erstreckt sich über dem Meer. In der Mitte der Arbeit leuchtet das weiße Segel eines Bootes, links am Horizont ist ein weiteres zu erkennen. Die Stille des Meeres und der weite Himmel strahlen eine beruhigende Harmonie aus, der klassische Bildschnitt unterstützt dies.
Der besondere Einsatz von Licht, lässt dem Werk „Ruhige See“ fast etwas Magisches zukommen. Spätere Arbeiten verfolgen diese Orientierung noch stärker, Stuckenberg fertigt spirituell-esoterische Arbeiten sowie abstrakte Kompositionen.
Stuckenberg stirbt 1944 im bayrischen Ort Füssen.
Info zur Artothek
Die Artothek, Lange Straße 47, ist mittwochs und samstags von 11 bis 17 Uhr sowie donnerstags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Infos unter hauscoburg.de.