Delmenhorst bekommt ein drittes Gymnasium. Die Einrichtung ist Teil der Schulentwicklungsplanung für die kommenden Jahre, die Ende 2023 vom Rat der Stadt Delmenhorst mit knapper Mehrheit abgesegnet wurde. Die steigenden Schülerzahlen und der Elternwille machen diesen Schritt notwendig. Nun steht auch der Standort fest. Mit 28 Ja- und 12 Neinstimmen – bei einer Enthaltung – folgte der Rat der Stadt Delmenhorst in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause am vergangenen Dienstag, dem Vorschlag der Fachverwaltung: Das zukünftige Gymnasium wird östlich der Grundschule Iprump-Stickgras am Standort Iprump entstehen. Der Abstimmung war eine lebhafte Diskussion vorangegangen.
15 mögliche Schulstandorte wurden geprüft
In den vergangenen Monaten hatte die Fachverwaltung im gesamten Stadtgebiet 15 mögliche Schulstandorte geprüft, darunter auch Flächen im Marienviertel, auf dem ehemaligen Hertie-Areal und am Försterhof. Zu den Entscheidungskriterien zählten neben der Größe und Erreichbarkeit, auch eine leichte und somit kostengünstige Erschließung des Grundstücks, geringe Eingriffe in Natur und Landschaft sowie eine kurzfristige Umsetzung. Die Ergebnisse wurden der Politik im öffentlichen Schulausschuss sowie im nichtöffentlichen Verwaltungsausschuss vorgestellt. Hasan Bicerik (SPD) beklagte, dass die Stadtverwaltung einfach die Entscheidung des Schulausschusses (der den Stadtort Iprump mit Mehrheit abgelehnt hatte) ignoriert habe, ohne Alternativen aufzuzeigen.
Die gibt es aus Sicht der Verwaltung nicht. Der seinerzeit als Standort für das Gymnasium vorgeschlagene Försterhof am Brendelweg scheide aus, da dort eine Förderschule Geistige Entwicklung errichtet werden soll.
Ausgeschiedene Möglichkeiten
Ein Grundstück am Finanzamt, das Claus Hübscher von der FDP bevorzugt hätte, sei nicht geeignet, weil auf dieser Fläche eine neue Feuerwache entstehen soll. Mögliche Grundstücke im nördlichen Bereich des Brauereiwegs sowie östlich der Wilhelm-Niermann-Grundschule seien zu klein, der Wollepark scheide wegen anderweitiger Nutzungsplanung aus und am Riedeweg würden das angrenzende Umspannwerk und der Schwerlastverkehr des naheliegenden Gewerbegebietes stören. Zudem sei hier die ÖPNV-Infrastruktur unzureichend. Im südlichen Bereich des Brauereiwegs fehle eine Anbindung an das Straßennetz. Darüber hinaus befinde sich auf dem rund Grundstück eine schützenswerte Wallhecke und ein Kleinstgewässer.
Betrieb ab 2026, Fertigstellung der Schule 2028
Ganz anders das Areal östlich der Grundschule an der Bremer Heerstraße. Im Besitz der Stadt befindet sich hier bereits ein rund 9.000 Quadratmeter großes Grundstück. Das angrenzende zirka 1.100 Quadratmeter große Grünland-Grundstück steht nun zum Verkauf, so dass eine Fläche von insgesamt 11.000 Quadratmetern für das Gymnasium zur Verfügung stehen würde. In der Nähe gibt es eine Bushaltestelle. Die Radwege auf der Bremer Straße sind gut ausgebaut. Die Fachverwaltung begründet ihren Vorschlag darüber hinaus damit, dass ein Gymnasium am Standort Iprump Synergieeffekte für die benachbarte Grundschule hätte. Die soll zu einer Ganztagsschule ausgebaut werden und benötigt deshalb eine Schulmensa. Die könnte von allen Jahrgängen genutzt werden. Genauso wie die Sporthalle.
Oberbürgermeisterin Petra Gerlach verwies vor der Abstimmung im Rat auf den sehr knapp bemessenen Zeitplan. Denn das dritte Gymnasium muss bereits im Sommer 2026 seinen Betrieb aufnehmen. Bei optimistischer Planung könne das Schulgebäude in Iprump Mitte 2028 fertiggestellt sein. In der Übergangszeit will die Stadtverwaltung bereits bestehende Mobilbauten an der Oberschule Süd nutzen, die diese dann nicht mehr benötigt. So ließen sich weitere Synergieeffekte schaffen und es würden keine zusätzlichen Kosten produziert, so Petra Gerlach.
Gute Erreichbarkeit per Zug, Bus oder Fahrrad
Frauke Wöhler, als Vorsitzende des Schulausschusses, dankte der Verwaltung für ihre Planungen und Argumente und betonte, dass auch der Bahnhof Heidkrug in der Nähe sei, was ein weiteres Argument für den Standort Iprump sei. Während Claus Hübscher (FDP) die Schülerbeförderung kritisch sieht, betonte Jürgen Waßer (CDU) sowie der Erste Stadtrat Markus Pragal, dass die Strecke gut per Fahrrad zu bewältigen sei. „Die Innenstadt ist gerade einmal vier Kilometer entfernt“, so Waßer. Uwe Dähne (Grüne) bat die Anwesenden, „den Standort nicht im Vorfeld schlecht zu machen.“ Kristof Ogonovski ergänzte: „Die Qualität eines Gymnasiums ist nicht abhängig vom Standort, sondern vom pädagogischen Konzept.“