Fledermäuse gibt es bereits seit über 50 Millionen Jahren – die letzten 50 Jahre haben sie allerdings an den Rand der Ausrottung gebracht. Bitte versuchen Sie als Laie nicht, eine Fledermaus zu versorgen. BUND und Nabu haben hierfür ein Expertennetz.Foto: Pixabay
Wildtieren helfen

Fledermäuse leben auch in der Stadt

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Die meisten Arten der Fledermäuse sind gefährdet. Ein bedeutsames Winterquartier iim U-Boot-Bunker „Valentin“

Fledermäuse faszinieren: Diese dämmerungs- und nachtaktiven Tiere orientieren sich mittels Ultraschall-Echoortung und erfassen auch ihre Beute derart. Alle 25 in Deutschland gegenwärtig heimischen Fledermausarten sind gesetzlich geschützt. Allerdings gehen ihre Bestände insgesamt zurück. Mittlerweile gelten die meisten dieser zu den Säugetieren zählenden Arten als gefährdet oder sogar als vom Aussterben bedroht.

Der Einsatz von DDT dezimierte auch die Fledermäuse

Kamen in den 1950er Jahren in Deutschland noch recht viele Fledermäuse vor, führte der Einsatz von Insektiziden zu einem Bestandseinbruch von insgesamt beinahe 90 Prozent. Insbesondere durch den massiven Gebrauch von DDT in den 1960ern in der Land- und Forstwirtschaft, aber auch in den Gärten, wurden Insekten in großem Stil vernichtet, die die Nahrungsgrundlage aller einheimischen Fledermausarten sind.

Fledermäuse verhungerten wegen Insektenmangels

Das inzwischen grundsätzlich verbotene DDT ist auch für den Menschen toxisch, wirkt als endokriner Disruptor und ist wohl kanzerogen und mutagen. Es dezimierte damals die Insekten so stark, dass Fledermäuse verhungerten, weil nicht mehr genug Beute vorhanden war.

Der Mensch bedroht die Lebensgrundlage der Fledermäuse

Noch immer bedroht der Mensch ihre Lebensgrundlage tiefgreifend: durch Zersiedelung der Landschaften, Verlust an landschaftlicher Vielfalt, Vernichtung von Biotopen sowie durch kontinuierliches dramatisches anthropogen induziertes Insektensterben.

Zum Nahrungsmangel kommen die Quartiersverluste

Zum Nahrungsmangel kommen noch Quartierverlust und -mangel hinzu – die Schlafplätze der Fledermäuse werden rar. „Leider werden ihre Höhlen viel zu oft zerstört. Und das nur, weil kaum jemand weiß, dass diese besonderen Tiere da sind. Es gibt immer weniger alte Bäume mit für Fledermäuse adäquaten Hohlräumen“, erklärt die Bremer Wildtierärztin Dr. K. Alexandra Dörnath, Leiterin des Exoten-Kompetenz-Centrums.

Gebäudesanierungen sperren Wildtiere oft aus

Hinzu komme, dass Gebäudesanierungen, die kaum noch Fugen oder Ritzen in den Gebäuden beließen, nicht nur Fledermäuse von einer artgemäßen Behausung aussperrten. Das betreffe die Fledermäuse aber besonders, da viele Arten als Kulturfolger gelten und nicht nur in versteckten Höhlen siedeln, sondern auch in Kirchtürmen, Burgen sowie in Häusern und anderen Gebäuden auf dem Lande genau wie in der Stadt.

Fledermäuse gibt es bei uns bereits seit über 50 Millionen Jahren – in den letzten 50 Jahren allerdings hat der Mensch sie beinahe ausgerottet. Foto: Maria Maltseva auf Pixabay

Im Bunker „Valentin“ ist ein bedeutendes Winterquartier

Ein besonders großes Quartier haben sich die Fledermäuse im ehemaligen U-Boot-Bunker „Valentin“ in Bremen-Farge ausgesucht. Dort verbringen nicht nur tausende Zwergfledermäuse ihren Winterschlaf – der Bremer Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) konnte dort insgesamt acht Arten nachweisen.

Viele Arten sind akut gefährdet

Breitflügelfledermaus, Zwergfledermaus und Wasserfledermaus sind die häufigsten bei uns vorkommenden Arten. Andere Spezies hingegen sind akut gefährdet. Die Große Hufeisennase verfügt zum Beispiel nur noch über eine einzige nachgewiesene Kolonie in Hohenburg in der Oberpfalz. Ihr Bestand war um die Jahrtausendwende bereits auf 37 Exemplare geschrumpft. Durch den außergewöhnlichen Einsatz des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) für den Erhalt dieser Art ist die Kolonie seitdem erfreulicherweise auf über 300 Tiere angewachsen. „Damit die Große Hufeisennase aber nicht mehr als bedroht gilt, müssten es nicht nur in Hohenfeld deutlich mehr Tiere werden“, erläutert Dörnath.

Jede sichtbare Fledermaus braucht Hilfe

„Grundsätzlich braucht jede am Tag sichtbare Fledermaus Hilfe“, betont die Wildtierärztin. Wenn ein solches Tier nicht in seinem dunklen Quartier sei, sondern auf der Erde liege, in der Wohnung herumfliege oder an einer Hauswand hänge, dann stimme etwas nicht. „Im Notfall zählt jede Minute, auch wenn die Fledermaus in einer scheinbar guten Verfassung ist. Oft täuscht dies, denn Wildtiere mobilisieren unter Stress ihre letzten Kräfte“, weiß Dörnath. Fledermäuse seien nur mit bissfesten Handschuhen anzufassen und immer sofort an einen Fachmann zu übergeben, damit die Tiere richtig gehandhabt und auch adäquat untergebracht, medizinisch behandelt und idealerweise wieder ausgewildert werden.

Für Hilfe braucht es Fachkenntnis und Erfahrung

Hierfür brauche es Fachkenntnisse und Erfahrung. „Die Kollegin Dr. Renate Keil hat das ,BUND Fledermauszentrum Hannover‘ aufgebaut und ist unter dem Fledermausnotruf 0157-30 91 02 22 erreichbar, während die bundesweite Fledermaushotline des Naturschutzbundes (NABU) 030-28 49 84 50 00 lautet“, so die Naturfreundin.
Weitere Beispiele für heimische Arten sind Mopsfledermaus, Kleine Hufeisennase, Fransen- oder Rauhautfledermaus. „Da jede Fledermausart oder -kolonie ihre eigenen Lebensräume, Fress- und Lebensgewohnheiten hat, muss auch der Schutz hierauf abgestellt sein. Manche Fledermäuse leben auf Dachböden, andere in Wäldern, einige Arten jagen über Gewässern, andere am Boden“, erklärt Dörnath.

Die Expertin
Dr. Alexandra Dörnath aus der Tierarztpraxis Klein Mexiko
Foto: Bollmann

Die Lebensräume der Fledermäuse schützen

„Der beste Fledermausschutz ist der Schutz ihrer Lebensräume. Dazu gehört der Erhalt alter Baumbestände genau wie der Schutz ihrer Behausungen. Bei Gebäudesanierungen ist an Quartiere für Fledermäuse zu denken. Es gibt Fledermauskästen, die es im Bausatz zu kaufen gibt, und für das Dach gibt es spezielle Lüfterpfannen“, erklärt Dörnath. „Je naturnaher ein Garten ist, desto mehr Insekten tummeln sich dort – und das ist auch gut für unsere Fledermäuse“, weiß die Tierärztin. Insektenschutz ist also Fledermaus-, aber auch Vogelschutz.

Neben einem Fledermauskasten wurde an dieser Hauswand auch ein Vogelnistkasten aufgehängt.  Foto: Bollmann

Es gibt keinen Grund im Garten Insektizide einzusetzen

Wichtig für Fledermäuse sind in der Nacht blühende und stark duftende Pflanzen, die Nachtfalter anlocken. Leider lauert in dieser Beute auch Gefahr, dann nämlich, wenn Insekten durch Pflanzenschutzmittel oder andere Chemikalien belastet sind. Die mit der Nahrung aufgesammelten Gifte reichern sich im Körper an und schwächen diesen und/oder den Nachwuchs. „In unseren privaten Gärten gibt es aber keinen vernünftigen Grund, Insektizide einzusetzen“, betont Dörnath. „Das muss aufhören!“

Es geht um den Schutz einheimischer Wildtiere

■ Falls Ihnen ein Thema rund um einheimische Wildtiere und auch Exoten unter den Nägeln brennt, schreiben Sie uns einfach unter martin.bollmann@weserreport.de eine Mail.

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