Kleine Ausbeute (v. l.): Landwirt Dieter Osterloh, Urs Beckmann (Azubi auf dem Hof Osterloh), „Kartoffelbauer“ Dieter Kruse und Pflanzenbauberater Jan Juister. Foto: Konczak
Natur

„Tolle Knolle“ fällt mager aus

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Kraut- und Knollenfäule sorgt für gehörige Ernteeinbußen bei Kartoffeln im „Bienenglück“

2020 konnten interessierte Hobbylandwirte erstmals selbst auf der Fläche des ökologischen Projektes „Bienenglück“ am Bürsteler Fuhrenkamp Kartoffeln zur eigenen Ernte setzen. Einer, der dort regelmäßig die „tolle Knolle“ anbaut, ist Dieter Kruse. „Es ist nichts gespritzt. Man weiß, die Kartoffeln sind sauber, und durch die Pflege hat man eine andere Beziehung zu diesem Lebensmittel“, meint der Ganderkeseer. In diesem Jahr jedoch fiel die Ausbeute spärlich aus. „Sonst habe ich immer 40 Kilogramm Kartoffeln geerntet. Jetzt waren es nur 16 Kilogramm“, erzählt Kruse.

Frühzeitige Ernte notwendig

„Enttäuschend“, meint auch Jan Juister, Pflanzenbauberater und Mit-Initiator vom „Bienenglück“, mit Blick auf die Erntebilanz der 20 Parzellen, die je 15 Quadratmeter Fläche enthalten. Das Problem: Die Kraut- und Knollenfäule hat in diesem Jahr früh zugeschlagen. Die war zwar bislang auch jedes Jahr aufgetreten. „Je nach Witterung aber unterschiedlich stark“, so Landwirt Dieter Osterloh vom Hof Osterloh. In feuchtwarmer Umgebung fühlt sich der Pilz besonders wohl. Vor zwei Wochen sei die Kraut- und Knollenfäule aufgetreten und damit vier Wochen vor dem Erntezeitpunkt. Die Bürger, die in den Parzellen ihre Kartoffeln anbauen, sind laut Osterloh informiert worden mit dem Aufruf, nun schnell zu ernten, bevor die Fäule auf die Knolle übergeht.

Grund für die Knollenfäule

Nur zehn Prozent eines normalen Ertrags weisen die Parzellen laut Juister auf. Der immer wieder auftretende Niederschlag mit Temperaturen von 15 bis 17 Grad im Mai und Juni habe die Entwicklung des Pilzes begünstigt. „Er braucht Feuchtigkeit, um zu keimen“, weiß der Fachmann. Hinzu komme die Gefahr, dass die Sporen durch Niederschlag in den Boden eingewaschen werden. Während Bio-Bauern gern mit Kupfer-Spritzmitteln gegen die Kraut- und Knollenfäule vorgehen, wird auf der „Bienenglück“-Fläche bewusst auf solche Methoden verzichtet. Der Standort für die Kartoffel-Parzellen wechselt jährlich. Die Fläche, die derzeit dafür genutzt wird, bekommt nun eine vierjährige Anbaupause. Zudem ist noch nicht klar, inwieweit der neue Standort des „Bienenglück“ etwa 300 Meter weiter am Fuhrenkamp eine Rolle bei der Erntebilanz gespielt haben könnte. Generell, so die Experten, braucht die Kartoffelpflanze eine Fläche mit Sonneneinstrahlung und Wind zur Trocknung. Entsprechend sollten die Reihenabstände nicht zu gering sein. Beim „Bienenglück“ sind es 75 Zentimeter.

Blick auf die Blühfläche

Mit der Entwicklung der Blühwiese auf der neuen Fläche ist Juister wiederum bislang zufrieden. Aufgrund des nassen Bodens konnten etwa 50 Einzelarten zwar erst Anfang Juni ausgesät werden. Dafür spross aber auch wenig Unkraut. Und viele Insekten fühlen sich bereits wohl. „Es kreucht und fleucht“, freut sich Juister.

Die Parzellen für den Kartoffel-Anbau sind stets begehrt, aber wer in der nächsten Saison selbst seine Knollen für den heimischen Mittagstisch ernten möchte, kann sich per E-Mail an bienenglueck@hof-osterloh.de melden. Und auch wenn die Kartoffeln in diesem Jahr kleiner ausfallen, Dieter Kruse lässt sich die Früchte seiner Arbeit trotzdem wohl schmecken – in der Pfanne als Bratkartoffeln.

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