Maikäfer flieg: Seine Larve war früher eine Plage. Heute bekommt man diesen großen Käfer in Norddeutschland kaum noch zu Gesicht. Foto: Bollmann
Artensterben

Die ökologische Doppelkrise

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Menschengemacht: Globales Artensterben und Klimakrise. Der Patient Erde ist schwerkrank.

Trockenheit, Überschwemmungen, Unwetter – immer häufiger führt der Klimawandel zu Zerstörung und Tod. Wir stecken mitten in einer bedrohlichen Klimakrise. Und es ist nicht neu, dass menschliches Handeln diese Krise verursacht. Die Zeit wird knapp: Das sich wandelnde Klima gefährdet die Grundlage gegenwärtigen Lebens. Das ebenfalls menschengemachte globale Artensterben, der Verlust der Artenvielfalt, wird durch den Klimawandel im wahrsten Sinne des Wortes angeheizt.

Dörnath: „Wir befinden uns im größten Artensterben der Geschichte“

Der aktuelle Bericht des Weltbiodiversitätsrates der UN hätte eigentlich für einen globalen Aufschrei sorgen müssen. Demnach hat sich der Zustand der Natur in den letzten 50 Jahren dramatisch verschlechtert. „Noch nie zuvor sind so viele Arten in so kurzer Zeit vom Aussterben bedroht gewesen beziehungsweise sogar tatsächlich ausgestorben“, beklagt die erfahrene Tierärztin Dr. Alexandra Dörnath, die die Tierarztpraxis Klein Mexiko für Zoo-, Zirkus- und Wildtiere sowie exotische Heimtiere und das Exoten-Kompetenz-Zentrum leitet.

Täglich sterben 130 bis 150 Tierarten aus

Die Geschwindigkeit, mit der Arten aussterben, nimmt drastisch zu. „Täglich sterben 130-150 Tierarten aus. Vielleicht sind es noch viel mehr, weil darunter auch solche sein könnten, die noch gar nicht entdeckt worden waren und deren Verschwinden deshalb niemandem auffällt. Wir befinden uns im größten Artensterben der Erdgeschichte. Und dieses Artensterben ist menschengemacht“, betont die Tierärztin mit ernster Miene.

Es geht um ganz viele Arten, die für immer von der Welt verschwinden

Schon als Kind sei Dörnath tief bewegt gewesen, ja Tränen seien ihr über die Wangen gelaufen, wenn das Lied „Karl, der Käfer“ der Gruppe Gänsehaut oder „Es gibt keine Maikäfer mehr“ von Reinhard Mey zu hören war. „Jetzt ist alles noch viel schlimmer als in diesen Liedern beschrieben. Es geht nun nicht mehr nur um den Käfer namens Karl, der nicht gefragt und einfach fortgejagt wurde“, so Dörnath. Schon lange ginge es nicht mehr um Individuen oder um eine einzelne Art, eben um den „Maikäfer“, sondern um ganz viele Arten, die jeden Tag und für immer von dieser Welt verschwänden.

„Unsere Generation wird Zeuge des Aussterbens aller Menschenaffen-Arten.“

Das Oberflächenwasser der Weltmeere ist durch den Treibhaus-Effekt auf Rekordkurs. Lebewesen, denen es zu warm wird, verschwinden. „Unsere Generation wird zudem Zeuge des Aussterbens aller Menschenaffen-Arten im natürlichen Lebensraum sein“, stellt Dörnath, die zu Gorillas promoviert hat, traurig fest. „Wir Menschen rotten sogar unsere nächsten Verwandten aus. Wir entziehen ihnen den Lebensraum, wir machen sie krank, wir erschießen sie“, fährt Dörnath fort. Aber soweit brauchen wir gar nicht schauen: Auch in Deutschland sterben Arten oder sind vom Aussterben bedroht. Manche Spezies werden nur in Zoos überleben können.

Auch die Flora leidet unter dem Klimawandel

Dabei hat das große Sterben nicht nur bei Insekten wie dem Maikäfer und seinen Verwandten wie beispielsweise den Schmetterlingen längst begonnen. Während der Protagonist aus Meys Lied dennoch nicht unter Naturschutz steht, ist zum Beispiel der Feldhamster gemäß der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU eine streng zu schützende Art von gemeinschaftlichem Interesse. Leider ist dieser in Deutschland sogar eine der am meisten vom Aussterben bedrohten Säugetierarten und daher auf der Roten Liste als akut vom Aussterben bedroht aufgeführt.
Auch die Flora leidet unter dem Klimawandel. Nach den vergangenen trockenen Jahren sind insbesondere viele Fichtenbestände krank: die Kombination aus Dürre, Hitze und Borkenkäferbefall überleben die wenigsten Exemplare.

Ganze Fichtenbestände sterben ab durch die Kombination von Trockenheit, Hitze und Borkenkäferbefall. Foto: Pixabay3

Jeder Mensch sollte umweltbewusst handeln

„Der Patient Erde ist schwerkrank. Er leidet an der Krankheit ,Mensch‘. Jeder Mensch möge umweltbewusst handeln und seinen ökologischen Fußabdruck klein halten, indem er so wenig Ressourcen unseres einmaligen Planeten wie möglich verbrauche und möglichst wenig zum CO2-Ausstoß beitrage. Und jeder Mensch möge Rücksicht auf die Geschöpfe nehmen, mit denen wir die Erde teilen. Dann wäre schon sehr viel getan“, so Dörnath. „Eigentlich wäre dies ganz einfach, es scheitert aber an der Gier des Menschen“, konstatiert die erfahrene Tierärztin und Naturfreundin.

Die Expertin
Dr. Alexandra Dörnath aus der Tierarztpraxis Klein-Mexiko
Foto: Bollmann

■ Falls Ihnen ein Thema rund um einheimische Wildtiere und auch Exoten unter den Nägeln brennt, schreiben Sie uns einfach unter martin.bollmann@weserreport.de eine Mail.

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