Die Zahl überschuldeter Verbraucher ist im Bundesland Bremen zurück gegangen. Das zeigt der Schuldneratlas von Creditreform für das Jahr 2024, der in dieser Woche vorgestellt wurde.
Trotz des Rückgangs bildet Bremen mit einer Überschuldungsquote von 11,81 Prozent (2023: 12 Prozent; 2022: 12,46 Prozent) aber weiterhin das Schlusslicht im Ländervergleich. So weisen allein in der Stadt Bremen 50.300 Personen nachhaltige Zahlungsstörungen auf (10,54 Prozent), etwa 450 mehr als noch vor einem Jahr.
Hohe Quote im Westen der Stadt
Die meisten überschuldeten Menschen leben laut Schuldneratlas in der Altstadt und Bahnhofsvorstadt (Quote 17,26 Prozent), in Gröpelingen (Quote 19,64 Prozent) und in Oslebshausen, Ohlenhof (Quote 21,73 Prozent).
Die niedrigsten Quoten weisen Oberneuland (3,94 Prozent), Schwachhausen, Bürgerpark (3,71 Prozent) und Riensberg, Neu Schwachhausen (3,63 Prozent) auf.
Eine Überschuldung bedeutet, dass die monatlich zu leistenden Gesamtausgaben die Einnahmen übersteigen. Der Creditreform Schuldneratlas wird seit 2004 jährlich erstellt und erfasst kleinräumig verteilt die Überschuldungssituation privater Verbraucher.
Konsum ist zurück gegangen
„Die multiplen Krisen und eine lahmende Wirtschaft scheinen die Verbraucher auf den ersten Blick unbeeindruckt gelassen zu haben. Die eigentlich guten Nachrichten haben allerdings einen ernsten Hintergrund. Denn die Verbraucher haben Angst vor der Zukunft und halten ihr Geld deshalb zusammen“, erläutert Peter Dahlke von Creditreform Bremen die neuen Ergebnisse.
Seit dem Beginn der Coronakrise hatten sich die Überschuldungsfälle laut Dahlke stark verringert. Ein Grund dafür sind die damals bereitgestellten staatliche Hilfen und eine Sparneigung der Verbraucher.
Auch 2024 sei der Konsum deutlich zurückgegangen, so Dahlke weiter. Neben Verbrauchern würden aber auch Unternehmen derzeit aus Unsicherheit kaum noch investieren.
Geringverdiener am häufigsten gefährdet
„Bei stabil bleibender Überschuldungslage insgesamt sind erneut vor allem Geringverdiener in die Überschuldungsspirale geraten“, sagt Verena Dahlke von Creditreform Bremen. Vor allem die hohen Energie- und Lebensmittelpreise machten dieser Gruppe zu schaffen, da ein höherer Anteil des Einkommens für Grundbedürfnisse ausgegeben werden müsse.
„Außerdem sehen wir einen weiteren Anstieg bei jungen und konsumorientierten Menschen. Diese Entwicklung korrespondiert mit der zunehmenden Nachfrage nach Ratenkrediten und sogenannten „Buy now, pay later“-Angeboten beim Online-Shopping“, erläutert Verena Dahlke.
Die Überschuldungsgefährdung nehme in Bremen künftig deutlich zu, sodass ein Wiederanstieg der Überschuldungszahlen im Jahr 2025 zu erwarten ist, lautet die Prognose des Schuldneratlasses.