Anne-Marie Grotheer leitet das Wundmanagement im RKK und bildet Mitarbeitende in diesem Bereich aus.Foto: Nicolai Wolff/RKK Anne-Marie Grotheer leitet das Wundmanagement im RKK und bildet Mitarbeitende in diesem Bereich aus.Foto: Nicolai Wolff/RKK
Hinter den Kulissen

RKK: Mit Maden und viel Geduld zur Heilung

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Das zentrale Wundmanagement am RKK widmet sich chronischen Wunden

Wunden sind ihr Ding – das sagt Anne-Marie Grotheer über sich selbst. Das war aber nicht immer so. Noch während ihrer Ausbildung zur Pflegefachfrau hatte sie großen Respekt vor offenen Wunden, wollte in der Hals-Nasen-Ohren-Abteilung arbeiten.

Ihr Examen machte Grotheer in der Gefäßchirurgie, ein Jahr später war sie Wundexpertin, nach drei weiteren Jahren absolvierte sie die Weiterbildung zur Fachtherapeutin für chronische Wunden.

In ihrem „Wund-Willi“ hat Anne-Marie Grotheer spezielle Materialien zur Versorgung chronischer Wunden.Foto: Füller

In ihrem „Wund-Willi“ hat Anne-Marie Grotheer spezielle Materialien zur Versorgung chronischer Wunden.Foto: Füller

Wundmanagement mit aufgebaut

2015 implementierte die heute 35-Jährige am RKK (Rotes Kreuz Krankenhaus) das Zentrale Wundmanagement. „Bestimmte Krankheitsbilder bringen chronische Wunden mit, beispielsweise Diabetes mellitus oder rheumatologische Krankheitsbilder. Chronische Wunden können nur heilen, wenn die Ursache behoben wird“, sagt Grotheer.

Anne-Marie Grotheer leitet das Wundmanagement im RKK und bildet Mitarbeitende in diesem Bereich aus.Foto: Nicolai Wolff/RKK

Anne-Marie Grotheer leitet das Wundmanagement im RKK und bildet Mitarbeitende in diesem Bereich aus.Foto: Nicolai Wolff/RKK

Bei einem Dekubitus (Anmerkung: Druckgeschwür) beispielsweise ist laut Fachfrau also die Pflege gefragt, eine Druckentlastung herbei zu führen. Im Gegensatz zu einer Akutwunde sind chronische Wunden nach sechs bis acht Wochen noch nicht abgeheilt.

„Ich glaube an jede Wunde“

Wird Grotheer zu einem Patienten gerufen, schaut sie sich zunächst die Wunde genau an, bespricht mit dem Betroffenen die Optionen und versorgt die Stelle entsprechend. „Wir hatten schon Fälle, da heilte eine Wunde jahrelang nicht. Hier bei uns haben wir das dann in den Griff bekommen“, sagt Grotheer, die auch als Dozentin für Wundmanagement tätig ist.

Man sehe direkte Erfolge aufgrund der Entscheidung, die man getroffen habe – das motiviere. Einer Patientin drohte eine Amputation, aber die Wundmanagerin nahm sich des Problems an. „Es dauerte lange, aber sie verheilte. Ich glaube an jede Wunde und habe das Ziel, sie zu heilen“, sagt Grotheer.

Maden als „Biochirurgen“

Zu ihren Aufgaben gehört auch die Beschaffung von speziellen Wundmaterialien. Dazu gehören Schaumverbände und -kompressen für Wundruhe, Pumpen, die einen Unterdruck erzeugen und schlechtes Gewebe abtransportieren sowie steril gezüchtete Maden in einer Art Teebeutel, Biochirurgen nennt Grotheer sie, denn die Tiere fressen abgestorbenes Gewebe.

„Alle Materialien müssen mich überzeugen, bevor wir sie anschaffen, denn sie sind auch nicht ganz günstig“, sagt Grotheer. Die Entscheidung zum Kauf trifft sie dann gemeinsam mit dem Einkauf.

Personal schulen

Das Wundmanagement beginne oft schon im OP, wo die Wunden etwa mit einem Schwamm versorgt werden. Zu diesem Zweck wird im RKK sämtliches Pflegepersonal von der Wundmanagerin geschult.

Mithilfe eines Silikon-Wund-Pos kann Grotheer im Rahmen von Schulungen Wunden und Materialien vorstellen. Foto: Füller

Mithilfe eines Silikon-Wund-Pos kann Grotheer im Rahmen von Schulungen Wunden und Materialien vorstellen. Foto: Füller

„Die Ärzte sind die Entscheider, denn die Diagnosen müssen behandelt werden. Aber das Pflegepersonal ist in der Wundversorgung besser geschult. Hier geht alles Hand in Hand, ich gehe auch mit in den OP und wir tauschen uns aus“, sagt Grotheer.

Werden Patienten entlassen, planen Grotheer und ihre Kollegin im Wundmanagement gemeinsam mit dem Sozialdienst, wie die Wundversorgung auch außerhalb des Krankenhauses gewährleistet ist. Es werden Wundüberleitungen mit genauen Anleitungen erstellt, dazu gibt es eine Wundtüte mit Material für die ersten Tage.

Methode deutschlandweit in Anwendung

2018 gewann die junge Mutter den Deutschen Wundpreis für ein Punktesystem, welches in der Dekubitusprophylaxe Anwendung findet. „Das System wird in Krankenhäusern in ganz Deutschland umgesetzt, hier auch. Das ist ein persönlicher Erfolg, der mich sehr stolz macht“, sagt Grotheer.

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