Hygiene ist im Krankenhaus oberstes Gebot. Multiresistente Keime, Antibiotikaresistenzen und Erreger wie das Coronavirus gefährden Patientinnen und Patienten, aber auch Mitarbeitende.
Das Hygienemanagement am RKK (Rotes Kreuz Krankenhaus) leitet Michael Bojarra seit zehn Jahren. Der Oberarzt in der Medizinischen Klinik ist eigentlich Internist, hat aber eine Ausbildung als Hygieniker absolviert und leitet das Hygieneteam des RKK.
„Das Ziel aller Dinge, die wir tun, ist der Schutz unserer Patienten vor Infektionen“, sagt Bojarra. Das Einhalten der Basishygiene sei hierfür das A und O, also die korrekte Desinfektion von Händen, Oberflächen und Medizinprodukten – damit keine Krankheitserreger verbreitet werden können.
Kontinuierliche Schulungen
„Um die Notwendigkeit, die Abläufe und die richtige Ausführung im Krankenhaus fest zu verankern, finden im RKK kontinuierlich Schulungen aller Berufsgruppen statt. Händedesinfizieren zum Beispiels muss ein laufender Prozess sein. Man kann die Qualität der Durchführung mit Hilfe von UV-Lampen sehr gut darstellen. Wir verwenden diese zur Anschauung in unseren Schulungen“, sagt Bojarra.
Aber auch Oberflächenhygiene spielt im Krankenhaus eine große Rolle. Bojarra und sein Team sind auf den Stationen des RKK unterwegs und nehmen diese im wahrsten Sinne unter die Lupe. „Wir kontrollieren zum Beispiel die einzelnen Räume, ob Flächen und Geräte sauber sind, Materialien vorschriftsmäßig gelagert und beschriftet sind oder auch die Lagerungstemperaturen von Medikamenten“, erklärt Bojarra.
Die Umgebungsuntersuchungen auf Oberflächen, Geräten und in den Risikobereichen nimmt das Team selber vor, aber auch das Gesundheitsamt Bremen auditiert regelmäßig in den Bremer Krankenhäusern. „Wir schaffen diese Überprüfung immer auf Anhieb“, ist Bojarra stolz.
Patienten auch isolieren
Ins Krankenhaus kommen auch immer wieder Patientinnen und Patienten mit isolationspflichtigen Erregern, wie MRSA-Keimen oder Corona. Diese werden in speziellen Zimmern behandelt, die Räume entsprechend ausgestattet, um das Risiko für alle Mitarbeitenden zu minimieren.
„Jeder neue Mitarbeitende, von der Pflegefachkraft über die FSJler oder die Grünen Damen wird von uns geschult, bevor er oder sie etwas anfassen darf“, schmunzelt Bojarra. Auf jeder Station des Krankenhauses gebe es zudem eine ausgebildete Pflegefachkraft, die als Hygienebeauftragte fungiere.
Zu den Aufgaben des Krankenhaus-Hygienikers gehört es aber auch, Erreger zu bewerten und zu dokumentieren, Muster und Zusammenhänge zu erkennen und Infektionsketten zu durchbrechen, wenn sie auftreten sollten.
„Bei einem Tuberkuloseverdacht beispielsweise müssen wir sicherstellen, dass die richtigen Masken getragen werden. Wir brauchen dann eine schnelle Diagnose und müssen klären, ob der Patient bleiben kann und ob er beim Gesundheitsamt bekannt ist“, erklärt Bojarra.
Vorträge mit Schwerpunktthemen
Für das Personal des RKK organisiert Bojarra außerdem Vorträge. „Kommunikation ist in der Hygiene besonders wichtig“, sagt Bojarra. In seinen Vorträgen befasst er sich auch mit künftig wichtigen Themen, wagt einen Blick voraus: Hat der Klimawandel Auswirkungen auf die Ausbreitung neuer Erreger in Europa?
„Tropenkrankheiten kommen dann auch bei uns häufiger vor“, sagt der Hygieniker. Auch neue Pilze wie der Candida auris, welcher in Bremen zwar noch nicht vorkomme, aber in Deutschland bereits nachgewiesen wurde, nimmt Bojarra in sein Schulungsprogramm auf.
„Hygiene unterliegt einem Wandel und ist dynamisch. Wir müssen den Umgang mit solchen Veränderungen immer im Blick haben, bevor sie eintreten. Wir sind vorbereitet“, sagt Bojarra.
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