2024 war ein bewegtes Jahr in allen Bremer Stadtteilen. Zu diesem Anlass interviewt der WESER REPORT die Ortsamtsleiter und Ortsamtsleiterinnen der verschiedenen Bezirke. Heute: Hellena Harttung aus der Mitte/Östliche Vorstadt.
2024 ist in der Mitte und der Östlichen Vorstadt einiges passiert, auf welche Ereignisse blicken Sie als Ortsamtsleiterin zurück?
Die Beiräte Mitte und Östliche Vorstadt haben sich in diesem Jahr erneut mit einer Vielzahl unterschiedlichster Themen beschäftigt.
Ein wichtiger Punkt war die Vergabe von Globalmitteln. Zum Beispiel an die Bildungsbrücke, die niederschwellig Kinder aus Familien mit geringem Einkommen unterstützt.
Die Bildungsbrücke übernimmt die sogenannte Schulnebenkosten, also Kosten für Klassenfahrten oder neue Turnschuhe. Kosten welche sonst für die Eltern, oft Alleinerziehende, kaum finanzierbar gewesen wären. So wird auch die soziale Teilhabe gestärkt.
In der Östlichen Vorstadt sind die Verlegung des Klinikums Links der Weser zusammen mit der Kardiologie an das Klinikum Bremen Mitte ein großes Thema, dessen Bedeutung für den Stadtteil, gerade hinsichtlich der dadurch entstehenden Mobilität, bisher nur in Teilen erfasst ist.
Apropos Mobilität, das war auch ein bewegendes Thema in den Beiräten nicht wahr?
Auf jeden Fall. Wir freuen uns, dass die Fahrradpremiumroute nun umgesetzt und damit für diese Form der Mobilität ein verbessertes Angebot geschaffen wurde. Der krönende Abschluss wird dann die Fahrradbrücke vom Tiefer auf den Werder. In die Entwicklung der Innenstadt kommt auch Schwung rein.
Wir haben einen Teil der Uni nun ganz zentral am Domshof und die Anzahl der Wohnungen in der Innenstadt steigt. Das waren zentrale Forderungen des Beirats, die auch weiterhin verfolgt werden.
Gab es auch etwas, das besser hätte laufen können?
Das Projekt (an)docken gab Jugendlichen Unterstützung im Alltag, zum Beispiel bei Schulden, Schul- oder Ausbildungsabbruch oder einem fehlendem Zuhause. Dieses wichtige Projekt ist eingestellt worden – und reißt eine große Lücke in der sozialen Versorgung unserer Stadt. Da war unser gemeinsamer Einsatz leider vergeblich.
Die Beiräte und das Ortsamt setzen sich für die Fortführung des awareness-Teams im Viertel ein, die seit vier Jahren unterwegs sind und wichtig für das nächtliche Sicherheitsgefühl. Sie agieren niederschwellig, sprechen Leute an und unterstützen in verschiedenster Hinsicht.
Dabei geht es möglicherweise einfach darum, ein Taxi nach Hause zu organisieren oder für Hilfsbedürftige ein Gespräch oder Kontakte zu eröffnen. Dabei sind die awareness-Teams auf der Straße unterwegs, eng vernetzt mit der Gastronomie wie auch mit der Polizei. Die Finanzierung dieser Teams ist leider nicht mehr gewährleistet – aber wir kämpfen weiterhin dafür.
Erinnern Sie sich an einen besonderen Moment im vergangenen Jahr?
Sehr besonders waren die Abschiede von meinen Kollegen Armin Willkomm und auch Manuela Jagemann, die mehr als zehn Jahre die Geschicke des Stadtteile entscheidend mitgeprägt hat. Wir haben gefeiert – jeweils mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Was steht für 2025 im Beirat an?
2025 wird ein Jahr der Entscheidungen. Zum Beispiel wird die Entscheidung fallen, wie das Parkhaus Mitte gestaltet wird, ein wichtiger Ort für die Entwicklung der Innenstadt, von dem wiederum Impulse für das gesamte Zentrum ausgehen.
Wir müssen bei allen Projekten das Stadtklima und die Entsiegelung von Flächen stärker berücksichtigen. Ganz in diesem Sinne wird nun die Dechanatstraße zur Klimastraße umgebaut. Dafür hat sich der Beirat stark eingesetzt – wie auch der Bürgerrat.
Im Bereich der Bildung gibt es Gutes zu vermelden: dieses Jahr zieht die Schule Lessingstraße in ihr neues Domizil, die ehemalige Augenklinik an der St. Jürgen-Straße wird da ganz neue Lern- und Gestaltungsräume anbieten.
Zu guter Letzt: Gibt es eine Hoffnung oder einen Wunsch für den Stadtteil im Jahr 2025?
Im Neuen Hulsberg Viertel ist die wunderbare Baugemeinschaft KARL entstanden – und die nächste Baugemeinschaft steht in den Startlöchern. Für die Östliche Vorstadt wäre es sehr wünschenswert, dass dieses große Wohnquartier auch über diese zwei Projekte hinaus endlich in die Umsetzung kommt – Hemmnis ist derzeit die schwierige Baukonjunktur.
Außerdem: Ich wünsche den Beiräten Mitte und Östliche Vorstadt sowie speziell meiner Nachfolgerin Astrid Verena Dietze ein gutes Händchen und viel Glück.
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