Das ein Wolf auftaucht, ist schon fast normal
Gleich mehrmals wurde in der vergangenen Woche wieder ein Wolf in Stuhr gesichtet. Danach war das Tier „Am Großen Heerweg“ unterwegs, wurde aber auch auf einem Acker und in der Nähe des Roland-Centers gesehen. Die letzte Sichtung meldete die Polizei aus dem Bereich Moordeich/Stuhrer Landstraße. Die Sichtungen sind für Marcus Henke, Präsident der Landesjägerschaft Bremen, keine Überraschung: „Das ist alles im normalen Bereich. Dass wir Wölfe haben, ist ja klar. Deswegen sehe ich das als vollkommen normal an.“
Marcus Henke: „Der Wolf kommt im urbanen Raum an“
„Der Wolf kommt zunehmend im urbanen Raum an“, stellt Henke klar, wenn da ein einzelnes Tier rumrennt, werden wir uns dran gewöhnen müssen. Der Wolf ist jetzt Teil unseres Ökosystems“, erklärt Henke und verweist auf weitere Sichtungen im Blockland und einen Reh-Riss in Oberneuland. Gerade erst vor wenigen Tagen sei es nur zehn Kilometer Luftlinie von Stuhr entfernt zu einem Nutztier-Riss gekommen, erklärt Henke.
Erst die DNA-Analyse gibt Auskunft über die Herkunft des Wolfes
Die Ergebnisse der DNA-Analyse stünden derzeit aber genauso aus, wie bei der Probe aus dem Geflügelstall im Bereich der Kladdinger Wiesen, wo in der Nacht zu Montag mehrere Tiere getötet wurden. Die Indizien deuteten auch in diesem Fall auf einen Wolf hin. Genaueres könne man aber erst sagen, wenn die Ergebnisse vorliegen, so Henke. Dann wüsste man auch, ob der Beutegreifer aus dem Rudel bei Wildeshausen stamme oder aus einem anderen Rudel.
Kommentar: Kein Grund zur Hysterie
„In Windeseile vebreitete sich die Nachricht über die erneuten Wolfssichtungen in Stuhr in den sozialen Medien. Allerdings hielt sich die Überraschung darüber bei Fachleuten in Grenzen. Ganz gleich, ob in Garlstedt, bei Cuxhaven oder in Wildeshausen – im Bremer Umland haben sich bereits an mehreren Stellen Wolfsrudel etabliert. Gerade in den Wintermonaten kommt es dann immer wieder zu Sichtungen, wenn abwandernde Jungtiere auf der Suche nach eigenen Revieren auch den urbanen Raum streifen. Die Sichtungen sind daher kein Grund zur Hysterie, sondern die neue Normalität – da hat der Bremer Landesjäger-Präsident Marcus Henke ganz recht.
Wölfe können in einer Nacht 70 Kilometer zurücklegen und belegen schon dadurch die neue Normalität. Nicht nur Wölfe auf der Suche nach neuen Lebensräumen kommen dem besiedelten Raum bedrohlich nahe, sondern – mit wachsender Population – auch ihre Artgenossen auf der Beutejagd. Wichtig sind daher nicht unbedingt die Sichtungen dieser Raubtiere, sondern der richtige Umgang mit ihnen.“