Es geht um eine fünf Hektar große Fläche in der Nähe des Technologie-Parks – die Horner Spitze. Fünf Hektar, das ist in etwa die Hälfte der Fläche, welche die Osterwiese bald auf der Bürgerweide belegt. Eigentlich nicht viel und trotzdem hat die Bebauung dieser Fläche das Potenzial, einen Stadtteil zu spalten.
Erschließung der Horner Spitze seit 2019 im Koalitionsvertrag
Neu sind die Pläne rund um die Bebauung der Horner Spitze nicht. Bereits 2019 hieß es im Koalitionsvertrag der rot-grün-roten Koalition unter Ex-Bürgermeister Carsten Sieling: „Wir werden die Flächen in dem Dreieck südlich der Bahnstrecke in dem nicht von Kleingärten besetzen Gebiet an der Verlängerung der H-H-Meier-Allee im Zusammenhang des Technologieparks entwickeln.“
Festgelegt wurden die Schritte dann 2021 im Gewerbeentwicklungsprogramm. Im aktuellen Koalitionsvertrag werden die Absichten dann noch mal unterstrichen. Um die Erschließung des Gewerbegebietes auf Kosten der Horner Spitze zu verhindern, gründete sich im Winter 2021 das Aktionsbündnis „Rettet die Horner Spitze“. Drei Risikofaktoren habe das Aktionsbündnis ausgemacht, erklärt Winfried Osthorst von der Bürgerinitiative.
Aktionsbündnis „Rettet die Horner Spitze“ sieht drei Probleme
Zum einen sei die Fläche, auf welchem das Gewerbegebiet entstehen soll, alles andere als unbenutzt. Derzeit nutzten der Verein Kinder Wald und Wiese sowie die Grundschulen Baumschulenweg und Glockenstraße die Fläche als außerschulische Lernorte. „Wir nehmen unsere soziale Verantwortung als Verein im Stadtteil wahr – und sind dabei auf kurze Wege angewiesen.
Die meisten Kinder hier sind im Grundschulalter und noch nicht so mobil“, sagt der Vorsitzende des Vereins Ben Hadler. In seiner Machbarkeitsstudie legt das Wirtschaftsressort die Option dar, den Verein auf die Fläche „Alter Campingplatz“ umzusiedeln. Bei den anfallenden Kosten würde man unterstützen, heißt es in der Studie. Rund 240.000 Euro würde man bereithalten. Laut Osthorst sie dies ein Alibi-Angebot: „Die Fläche ist für den Verein vollkommen ungeeignet und der Verein kann daran kaputtgehen.“
Finanzielles Risiko beim Bau?
Zum anderen sei da das finanzielle Risiko. „Nach Berechnung in unserem Auftrag wird der Umbau mindestens 22 Millionen Euro kosten, mit erheblichen Risiken für weitere Kostensteigerungen bis zu 30 Millionen Euro“, so Osthorst. Das Wirtschaftsressort kommt dabei zu anderen Zahlen. Simone Geßner, Referatsleitung in der Gewerbeplanung, erklärt, man gehe im „Worst-Case-Szenario“ von Kosten in Höhe von 24,4 Millionen Euro aus.
Die neu geschaffenen Arbeitsplätze sowie die Einnahmen aus den zu erwartenden Erbbauzinsen würden die Investitionskosten zudem in spätestens acht Jahren ausgleichen. Osthorst findet selbst dieses Szenario als zu optimistisch berechnet, da es sich auf Gelder vom Bund für einen notwendigen Tunnel verlassen würde.
Horner Spitze als Ort der ökologischen Vielfalt
Der dritte Kritikpunkt an der Bebauung ist die ökologische Vielfalt, welche durch die Bebauung verloren gehen könnte. 36 unter Schutz stehende Bäume hat das Ressort auf dem Baugelände auswendig gemacht. Sowie zwei Pflanzenarten, welche auf der roten Liste stehen. Beide sind von den Bauplänen bedroht.
Osthorst verweist zudem auf den Hitzeaktionsplan. Im dritten Kapitel des 2024 verabschiedeten Plans wird davon gesprochen, dass die Beeinträchtigung der Luftströmungen durch Gebäude für zusätzliche Hitzebelastungen sorgen können. Auch in der Machbarkeitsstudie bestätigt das Wirtschaftsressort, dass das Gebiet eine „mittlere und hohe Bedeutung in der Kaltluftentstehung“, habe.
Beirat Horn beschäftigt sich mit dem Thema
Bis Juni will sich der Senat mit der Thematik beschäftigen und einen Beschluss fassen. Ob der Beirat den Bebauungsplänen allerdings zustimmt, ist fraglich. Auf einer Beiratssitzung in der vergangenen Woche machten zumindest einige Fraktionen klar, der Erschließung der Horner Spitze in dieser Form nicht zuzustimmen.