
Die Kreuzspinne ist wohl die bekannteste einheimische Spinnenart. Mit etwa 20 Metern Spinnfaden baut sie ihr Radnetz. Hier lebt sie und es dient ihr zum Beutefang. Quelle: Sven Lachmann, Pixabay
Für Deutschland sind rund 1.000 Spinnenarten bekannt
Alle weltweit bekannten Webspinnen-Taxa und ihre zugehörigen Veröffentlichungen sind im „World Spider Catalog“ aufgeführt. Dieser ist online durchsuchbar und wird im Naturhistorischen Museum Bern archiviert. Am 4. April 2025 waren hier 52.921 Arten Webspinnen aufgeführt. Für Deutschland sind rund 1.000 Spezies bekannt.
Ökosystem-Regulatoren stehen auf der Roten Liste
„Spinnen haben eine bedeutende Funktion als Regulator in Ökosystemen. Sie sind gleichzeitig faszinierend und nützlich“, weiß die Bremer Tierschutz- und Wildtierexpertin Dr. K. Alexandra Dörnath, die die Tierarztpraxis Klein Mexiko und das Exoten-Kompetenz-Centrum leitet. „Dass es viele Spinnen-Individuen bei uns gibt, zeigen die zahlreichen von Tautropfen beschwerten Netze frühmorgens auf einer Wiese“, so Dörnath. Auch, wenn es insgesamt viele Spinnen gebe, sei eine große Anzahl an Arten gefährdet. „675 Spinnenarten kommen in Bremen und Niedersachsen vor, von denen knapp 45 Prozent mehr oder weniger in ihrer Existenz bedroht sind und auf der Roten Liste stehen“, stellte Dr. Oliver-David Finch, Autor dieser Liste, bereits 2004 fest.
Spinnen haben verschiedene Jagdtechniken
Alle Spinnen sind Jäger. Sie haben unterschiedliche Taktiken und visieren verschiedene Beutetiere an. Laufspinnen, zu denen auch die Vogelspinnen gehören, greifen ihre Beute im Lauf, während Springspinnen diese anspringen. Hingegen bauen Echte Webspinnen ein Netz und warten, bis sich ihre Beute darin verfängt. Diese Netze sind filigrane Kunstwerke der Natur, gesponnen von Baumeistern auf acht Beinen. So gibt es das Radnetz, welches wir bei uns von Kreuz- und Zitterspinne kennen, aber auch das Trichternetz, das trichterförmig in der Wohnhöhle der Spinne mündet und in unseren Breiten von der Winkelspinne gebaut wird.

Die Springspinnen sind besonders faszinierende Achtbeiner. Foto: Andreas Neumann auf Pixabay
Faszination Balz und Brutpflege
Nicht alle Spinnenweibchen töten und fressen ihre Männchen nach dem Fortpflanzungsritual, aber bei vielen Arten kommt es vor. „Dieser Kannibalismus macht für den Achtbeiner durchaus Sinn“, so Dörnath. Die Aufnahme der Energiequelle führe zu größeren Gelegen. Doch nicht nur die Balz sei faszinierend. „Spinnen sorgen für ihren Nachwuchs und zeigen Brutpflege“, weiß die Tierärztin. Um die Eier vor Feinden, Kälte, Regen und Austrocknung zu schützen, spinnen die meisten Arten einen Kokon. Hierin kann sich der Nachwuchs sicher entwickeln. Manche Spinnen bewachen sogar ihren Kokon. Eine ausgeprägte Form der Brutpflege ist bei Wolfspinnen vorhanden: Die Weibchen heften die Kokons an ihre Spinnwarzen und tragen diese mit sich. Nach dem Schlupf klettern die Jungtiere auf den Hinterleib der Mutter und lassen sich von ihr tragen, bis sie sich von ihr trennen und selbständig heranwachsen.
Spinnen in Deutschland harmlos
Wohl keine Wohnung oder kein Haus, in der nicht auch eine Spinne lebt. Dennoch versuchen Spinnen den Menschen zu meiden. Sie beißen ihn nur in äußerster Not. In Deutschland gibt es keine für den Menschen lebensgefährlichen Spinnen, außer, man ist ein Allergiker. Die meisten einheimischen Spinnenarten können auch gar nicht die menschliche Haut durchbeißen. Und obwohl diese also meist harmlos sind, ist Arachnophobie (Spinnenangst) in Deutschland häufig.
Spinnen kennen: Wissen schützt vor Angst
„Wenn man sich mit Spinnen beschäftigt, verliert man die Angst vor ihnen“, so der sechsjährige Piet, der später mal Arachnologe, das ist ein Spinnenkundler, werden möchte. Eigentlich ist er dies bereits, denn er pflegt aktuell mit elterlicher Hilfe verschiedene Exemplare unterschiedlicher Arten mit großer Leidenschaft, Ernsthaftigkeit und überdurchschnittlichem Wissen. Seine schon jetzt große Kenntnis zu Spinnen wird er bald in einem Sachkundenachweis zu ihrer artgemäßen Haltung und verhaltensgerechten Unterbringung nach Paragraf 2 des Tierschutzgesetzes bei der Wildtierexpertin Dr. K. Alexandra Dörnath als jüngster Prüfungskandidat nachweisen. Piet liebt Spinnen von ganzem Herzen: „Sie sehen schön aus, es gibt sie gestreift und bunt. Ich finde es toll, dass sie ihre acht Beine verschieden bewegen“. Er weiß: „Spinnen haben auch acht Augen, was praktisch ist, denn die Tiere können ihren Kopf nicht drehen“. Spinnen seien so flink, weil sie sieben Beinglieder besäßen.

Lernen Kinder früh den Umgang mit Spinnen, haben sie weder Angst noch Furcht vor ihnen. Hier: der sechsjährige Piet, der vom Beruf des Arachnologen (Spinnenkundler) träumt und exotische Spinnen pflegt. Foto: pv
Spinnen schützen: Spinnen sind nützlich
„Und sie sind sehr nützlich, denn ohne sie hätten wir eine Insektenplage“, so der junge Spinnenfreund. Piet findet es gut, wenn man den Achtbeinern ihre Verstecke und auch ihre Netze und Kokons belässt. So schützt man sie. Dörnath stimmt dem zu: Je mehr Wildnis im Garten zugelassen würde, desto besser für die Achtbeiner. Natürlich nehme Piet einheimische Spinnen auch auf die Hand, um sie rauszubringen. Über Spinnen lernen könne man bei ARAGES (Arachnologische Gesellschaft), der Anlaufstelle für wissenschaftliche Arachnologie in Mitteleuropa, für die sich Piet schon jetzt interessiert.

Die Wespenspinne findet man auch im Bremer Umland, gerne in moorigen Gegenden. Foto: Sabine Löwer, Pixabay
Tierschutzgesetz gilt auch für Spinnen
„Unser Tierschutzgesetz gilt nicht nur für Wirbeltiere, sondern für alle Tiere. Daher gilt dies auch für Wirbellose wie Spinnen. Ihr Töten ohne vernünftigen Grund ist daher ein tierschutzrechtlicher Verstoß und kann durch die zuständige Veterinärbehörde geahndet werden“, betont Tierärztin Dörnath. Wer Spinnen partout nicht mag, möge ihnen also nicht mit Staubsauger oder Schuh nachstellen, sondern diese nützlichen, faszinierenden und schönen Lebewesen tierschutzgesetzeskonform mit dem Glas einfangen und nach draußen bringen, betont Wildtierexpertin Dörnath abschließend.

Die Expertin Dr. Alexandra Dörnath aus der Tierarztpraxis Klein Mexiko. Foto: Bollmann
■ Falls Ihnen ein Thema rund um einheimische Wildtiere und auch Exoten unter den Nägeln brennt, schreiben Sie uns einfach unter martin.bollmann@weserreport.de eine Mail. mb
Lesen Sie mehr zu Tier und Natur in unserem Beitrag über Greifvögel.