Die Grundschule Rablinghausen sollte eigentlich baulich für den Ganztag erweitert werden – bisher ist aber noch nichts passiert. Foto: Schlie Die Grundschule Rablinghausen sollte eigentlich baulich für den Ganztag erweitert werden – bisher ist aber noch nichts passiert. Foto: Schlie
Woltmershausen

Ganztagsausbau: Ziel noch lange nicht erreicht

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Die Raumnot bringt den Ausbau des Ganztagsangebots in Woltmershausen ins Stocken.

Der Rechtsanspruch auf eine ganztägige Betreuung für Grundschulkinder ab August 2026/27 stellt deutschlandweit Schulen vor große Herausforderungen – auch in Bremen fehlen Tausende Plätze, hunderte Fachkräfte und zahlreiche Räume bis zum Inkrafttreten des Ganztagsförderungsgesetzes (WESER REPORT berichtete).

Zunächst haben alle Estklässlerinnen und Erstklässler den Anspruch auf verlässliche Betreuung am Nachmittag, jedes Jahr kommt ein Jahrgang hinzu – bis 2029.

Jüngere Kinder haben Vorrang

Wie es um den Ganztag auf lokaler Ebene in den Stadtteilen des Bremer Südens steht, berichtete Sarah Stoppe-Ramadan aus dem Bildungsressort kürzlich dem Woltmershauser Beirat. So gibt es im ganzen Bremer Süden laut Referentin 3.234 Ganztagsschulplätze.

In den Stadtteilen Neustadt und Woltmershausen bieten die Schulen Rechtenflether Straße und Oderstraße ein offenes Ganztagsangebot, die Schulen Karl-Lerbs-Straße, Buntentorsteinweg, Helene-Kaisen, Gartenstadt Werdersee und Delmestraße einen gebunden Ganztag.

Die Grundschule Seehausen ist baulich fertig gestellt, allerdings fehlt laut Stoppe-Ramadan der Entschluss der Bildungsdeputation, damit die Schule einen offenen Ganztag anbieten darf.

„Unser Ziel ist es, alle Kinder, die jetzt schon eine Ganztagsschule oder einen Hort besuchen, auch weiterhin mit Plätzen versorgen zu können“, sagte Stoppe-Ramadan. Allerdings sei es in Bremen schon seit vielen Jahren so, dass Kinder aus vierten Klassen häufig keine Plätze in der nachmittäglichen Betreuung erhalten, weil jüngere Kinder Vorrang haben.

Das werde sich auch mit Inkrafttreten des Rechtsanspruchs vermutlich zunächst nicht ändern.

Räume für die Betreuung fehlen

Problematisch sei insbesondere das Raumangebot. Ein Ausbau der Grundschule Rablinghausen im Bestand sei beispielsweise sehr problematisch. Immerhin ist die Küche fertig – eine Mensa wird es allerdings vermutlich vor 2030 nicht geben.

„Der Ausbau hat bisher nicht stattgefunden, er war aber für 2025 versprochen“, stellte Beiratssprecherin Edith Wangenheim fest. Das liege vor allem daran, dass im Nachtragshaushalt bestimmte Bauvorhaben nicht mit finanziellen Mitteln bedacht wurden, so die Behördenvertreterin.

Der Bau einer Mensa sei aber nach wie vor geplant – abhängig vom Doppelhaushalt, der noch beschlossen werden muss. Für die kommenden Schuljahre kann also mit mehr Kapazitäten in Rablinghausen kaum gerechnet werden.

Offene Kinder- und Jugendarbeit einbeziehen

Unter anderem deshalb, aber auch wegen der allgemeinen Raum- und Personalnot in diesem Bereich führte die Bildungsbehörde in den Stadtteilen Gespräche mit Akteuren der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Zudem soll die Hortsituation beibehalten werden.

„Das Ziel ist es aber, jede Schule in den offenen Ganztag zu bringen“, sagte Stoppe-Ramadan. Um den Schulen die Zusammenarbeit mit den Akteuren zu erleichtern, unterstütze die Bildunsgbehörde zudem nach dem Vorbild von Niedersachsen und Hamburg mit Kooperationsverträgen.

Wichtig für die Schulen und Träger sei die Planbarkeit – für Eltern aber auch Flexibilität.

Platz-Verlust verhindern

„Wir sind im Süden noch lange nicht da, wo wir sein müssten“, gab Stoppe-Ramadan auf die schon jetzt fehlenden Plätze in Woltmershausen angesprochen zu.

„Die Chance auf Bildungsgleichheit für Kinder schwindet, wenn mit dem Rechtsanspruch Kinder, deren Eltern zu Hause sind, einen sicheren Betreuungsplatz haben, während Zweitklässler, deren Eltern arbeiten oder die Alleinerziehend sind, keine Chance auf Nachmittagsangebote haben“, gab eine Elternvertreterin zu bedenken.

„Wir wollen verhindern, dass aufgrund eines Bundesgesetzes Kinder ihren Betreuungsplatz verlieren“, versprach Stoppe-Ramadan nochmals.

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