Osterfeuer sind eine Gefahr für Tiere
Bald brennt es wieder überall. Osterfeuer sind zwar ein beliebter Brauch, für Igel, Kröte und Co. bedeuten sie jedoch Lebensgefahr, bringen ihnen sogar oft den Tod. Die Feuer werden zu Scheiterhaufen für die Tiere, die das Totholz zuvor als Lebensraum annektiert, als Zufluchtsort oder Nistmöglichkeit gewählt haben.
Osterfeuer bergen also nicht nur Gefahren für unsere Umwelt und unser Klima, sondern auch für unsere Mitgeschöpfe.
Reisighaufen sind attraktive Lebensräume
In unseren aufgeräumten Landschaften sind Haufen aus Holz und Reisig attraktive Lebensräume für Vögel wie Zaunkönig und Rotkehlchen und für Säugetiere wie Igel und Hase, Fuchs und Spitzmaus. Auch selten gewordene Insekten wie Wildbienen und Käfer sowie Reptilien, Amphibien und Spinnen sind hier zu finden – sie alle suchen die Haufen aus Ästen und die Stapel aus Holz auf. Steinkäuzen bieten diese ein Tagesversteck. Für manche Tiere sind diese Haufen aber mehr als ein Unterschlupf: Vögel – insbesondere Bodenbrüter – legen darin sogar ihre Eier und brüten dann dort. Gerade wenn Ostern im späten Frühling, wie auch dieses Jahr, liegt, ist dies so: Vögel haben dann nämlich bereits mit dem Nestbau begonnen.
Die Holzhaufen müssen umgeschichtet werden
Ganz zu Recht also stehen die Osterfeuer schon seit Jahrzehnten in der Kritik. Immer wieder wird geraten, die Holzhaufen vor dem Entzünden umzuschichten, damit sich die Tiere in Sicherheit bringen können. „Das passiert aber leider längst nicht in allen Fällen“, hat die Tierärztin, Natur- und Tierschützerin Dr. Alexandra Dörnath beobachtet, die die Tierarztpraxis Klein Mexiko für Zoo-, Zirkus- und Wildtiere sowie exotische Heimtiere leitet. Dörnath hat kein Verständnis für Osterfeuer. Unter großen Leiden und Schäden würden Tiere verbrennen oder sie würden verletzt. „Selbst wenn die Haufen vor dem Anzünden umgeschichtet würden, dann entkämen vielleicht kleine Säugetiere, Vögel und eventuell Reptilien. Was aber ist mit den ganz kleinen und den ganz langsamen Tieren, wie zum Beispiel Amphibien, Insekten, Spinnen, Schnecken?“ Die Tierschützerin betont: „Osterfeuer sind tödliche Tierfallen. Dabei bemerken die meisten Besucher der österlichen Scheiterhaufen das Leid der Tiere nicht einmal. Nur in ganz wenigen Fällen wird überhaupt wahrgenommen, dass Tiere im Feuer verenden.

Ein beim Osterfeuer vergangenen Jahres schwer verletzter Fuchs. Foto: Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V.
Der junge Fuchs erlitt schwere Brandwunden
Viel Glück hatte da ein junger Fuchs im vergangenen Jahr, der bei einem Osterfeuer aus den Flammen gerettet wurde. Das mit schweren Brandwunden übersäte Wildtier konnte in einem Tierheim wieder aufgepäppelt werden“, so Dörnath. Während die Menschen sich also amüsieren, leiden die im Feuer befindenden Tiere unter Angst und großen Schmerzen. „Dieser tierschutzwidrige Brauch muss endlich ein Ende haben“, fordert die engagierte Tierärztin.
Für die Umwelt ist es besser, kein Feuer zu entzünden
Am besten für die Umwelt – inklusive Mensch und Tier – ist es also, einen solchen Holzhaufen überhaupt gar nicht erst anzuzünden. Wer auf diesen nicht mehr zeitgemäßen Brauch dennoch nicht verzichten kann, möge die Haufen entweder erst sehr spät anlegen oder aber dafür Sorge tragen, dass Tiere sich vor dem Abbrennen gar nicht niederlassen können. Dies geht beispielsweise mittels eines engmaschigen Zauns, der den Zugang zu dem aufgehäuften Holz zumindest für größere Tiere verhindert. „Neu aufgeschichtetes Material sollte in jedem Fall vorsichtig umgeschichtet werden, damit sich wenigstens die Tiere, denen dies möglich ist, in Sicherheit bringen können. Vor längerer Zeit angehäuftes Material sollte aber erst gar nicht angerührt und verbrannt werden“, so Dörnath.
Lebensraum und Unterschlupf für Tiere
Bleiben Schnittholz und Reisig in der Landschaft, bieten diese Lebensraum und Unterschlupf für Tiere und binden Kohlendioxid. „Der Grünschnitt ist nicht nur viel zu schade zum Verbrennen, sondern richtet dabei auch Schaden an. Osterfeuer belasten nämlich die Umwelt und damit das Klima“, betont die Tierärztin. „Beim Verbrennen von Holz und Reisig entstehen Feinstaub und Kohlendioxid. Dabei ist doch gerade dieses klimaschädliche CO2 in aller Munde. Durch das Abbrennen eines Osterfeuers werden sogar Feinstaubgrenzwerte überschritten. Durch diesen umweltbelastenden – daher unnötigen und nicht mehr zeitgemäßen –, tierschutzwidrigen sowie klimaschädlichen Brauch verenden jährlich nicht nur Millionen Kleintiere sowie Kleinstlebewesen, diese Feuer sind auch schädlich für die menschliche Gesundheit.“ Zu beachten sei übrigens, dass spontane private Osterfeuer, bei denen sogar Gartenabfälle verbrannt würden, verboten sind.

Die Expertin Dr. Alexandra Dörnath aus der Tierarztpraxis Klein Mexiko Foto: mb
Es gibt Alternativen zum Osterfeuer
Es gebe sinnvolle Alternativen zum Osterfeuer, betont Dörnath. Würde Holz nicht verbrannt, sondern dürfe verrotten, sei dies ein Beitrag zu Naturschutz und Klimaschutz. Als feierliches Gemeinschafts- Event könne eine Hecke oder ein Stapel aus Totholz angelegt werden. Zum Abschluss bringt es Dr. Dörnath auf den Punkt: „Holz und Reisig sind schnell verbrannt, während Totholzhecke oder Holzstapel über Jahre hinweg für Artenvielfalt sorgen können.“ Ist dieser Brauch also wirklich noch nötig? Aus Sicht des Tier- und Umweltschutzes ist die Antwort eindeutig.
Kommentar: Keine Scheiterhaufen

Martin Bollmann
Das Osterfest gehört zu den höchsten Feierlichkeiten und wird entsprechend groß gefeiert. Dazu gehört der Brauch des Osterfeuers, der seit Jahren in der Kritik steht, wegen seiner klima- und umweltschädlichen Auswirkungen. Dabei sind die Feuer selbst für unsere Mitgeschöpfe eine große Gefahr. Viele Insekten, Amphibien, Igel und andere Kleinlebewesen haben die Haufen als sicheren Unterschlupf auserkoren, Vögel bauen im Reisig Nester und selbst Füchse und Eulen sind nur knapp dem Feuertod entkommen. Bevor die Osterfeuer entzündet werden, müssen die Holzstapel daher umgeschichtet werden und auf „Untermieter“ untersucht werden. Erst, wenn die Tiere gesichert sind, dürfen die Feuer entzündet werden – damit sie nicht zu Scheiterhaufen werden.
■ Falls Ihnen ein Thema rund um Wildtiere und auch Exoten unter den Nägeln brennt, schreiben Sie uns einfach unter martin.bollmann@weserreport.de eine Mail. (mb)