„Es gibt noch viel zu tun.“ Diese Aussage von Oliver Burke, getätigt in der Mixed-Zone in dieser Woche und eigentlich gemünzt auf seine persönliche Situation, könnte auch als Beschreibung für die Lage der gesamten Mannschaft des SV Werder dienen.
Drei Siege nacheinander haben die Tür zum europäischen Fußballgeschäft aufgestoßen. Doch in die aufkommende Euphorie der Bremer Fans mischt sich auch Skepsis. Immer, wenn sich die Grün-Weißen seit dem Wiederaufstieg in diese Position gebracht hatten, folgten bittere Rückschläge, oft gegen schwächer eingeschätzte Gegner.
Werder muss sich umstellen
Aus dieser Perspektive betrachtet, steht Werder am Karsamstag (15.30 Uhr) gegen den VfL Bochum ein sehr gefährliches Spiel bevor. Man kann wenig gewinnen, aber viel verlieren. Spannende Frage: Gelingt es Ole Werner und seinem Team, sich vom Fußball gegen Mannschaften mit europäischen Ambitionen wie Frankfurt und Stuttgart auf ein Spiel gegen die um den Klassenerhalt kämpfenden Bochumer umzustellen?
„Es wird eine ganz andere Aufgabe. Es wird nicht leichter, aber es wird ganz anders“, sagte Werner bereits nach dem 2:1-Erfolg in Stuttgart. Er erwartet eine „körperbetonte Mannschaft, die mit vielen langen Bällen und Umschaltaktionen arbeitet.“ Das Spiel werde einen ganz anderen Charakter haben als zuletzt.
Bochumer Stress-Fußball
„Bochum wird versuchen, uns extrem zu stressen“, warnt Werner. Von seiner Mannschaft erwartet er, dass sie sich voll auf dieses eine Spiel konzentriert. „Für uns ist jedes Spiel eng“, sagt er. „Wir müssen immer am Maximum spielen um die Mannschaften schlagen zu können. Das gelte für Teams von oben genauso wie für Abstiegskandidaten wie Bochum.
Gegen Bochum werden die Bremer vermutlich viel mehr Ballbesitz haben als noch gegen Frankfurt und Stuttgart. Die Gäste kommen laut Statistik im Durchschnitt nur auf 43,8 Prozent Ballbesitz. Nur Union Berlin hat seltener den Ball. Dafür ist der VfL Spitzenreiter in Sachen Zweikampfhäufigkeit. Keine andere Mannschaft führt in der Liga mehr 1:1-Duelle.
Bester Zweikämpfer der Liga
Außerdem haben sie mit Innenverteidiger Ivan Ordets den statistisch erfolgreichsten Zweikämpfer (Erfolgsquote 66,3 Prozent) aller Teams. Allerdings gehen die Schützlinge von Dieter Hecking dabei nicht gerade zimperlich zu Werke. Bochum begeht die meisten Fouls in der Liga.
Interessant wird auch der Wettbewerb Flankengeber gegen Flankenabwehr. Einerseits hat Werder die beste Quote, wenn es um die Verwertung von Hereingaben geht, andererseits ließ der VfL erst vier Tore nach Flanken zu, was ebenfalls einen Ligabestwert darstellt.
Chance bei Kontern
Anfällig präsentierten sich die Ruhrgebietskicker dagegen bei Kontern. Keine Mannschaft ließ mehr Abschlüsse nach solchen Situatioen zu.
In Umschaltsituationen zu kommen, würde natürlich auch Oliver Burke in die Karten spielen.
Der schnelle Schotte genießt seine Popularität, weiß aber gleichzeitig sehr genau wie ihm gelungen ist, vom scheinbar hoffnungslosen Fall zum großen Hoffnungsträger zu werden. „Die harte Arbeit zahlt sich aus“, erklärt Burke.
Der neue Burke
Im Laufe der Vorbereitung auf die aktuelle Saison habe er für sich erkannt, dass es so nicht weitergehen könne. Es sei verrückt, irgendwann auf die Karriere zurückblicken und sich dann sagen zu müssen, dass er aus Gründen, die er selber beeinflussen könne, irgendetwas nicht erreicht habe. „Ich habe gemerkt, dass ich mehr tun muss“, so Burke.
Warum er das nicht eher gemacht habe? „Es braucht manchmal Zeit, um sich als junger Spieler zu entwickeln“, meint der 28-Jährige. Er habe nicht immer den vollen Fokus auf Fußball lenken können.
Wohl auch deshalb will er sich jetzt nicht wieder davon ablenken lassen. Etwa durch Verhandlungen über einen neuen Vertrag bei Werder. Das überlasse er seinem Agenten, betont Burke, der hofft, durch gute Leistungen auch den schottischen Nationaltrainer wieder auf sich aufmerksam machen zu können.