Der Maler Christian Grabau verewigte die Arster Kirche im Jahr 1873. Foto: Arbeitskreis Arster Geschichte(n) Der Maler Christian Grabau verewigte die Arster Kirche im Jahr 1873. Foto: Arbeitskreis Arster Geschichte(n)
Festwoche

Zeitzeugin aus Ziegelstein: 700 Jahre Arster Kirche

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Die Arster Kirche ist eine der ältesten Kirchen Bremens. Das feiert die Gemeinde mit einer Festwoche

Am 23. Juni des Jahres 1325 wurde die Arster Kirche erstmals urkundlich erwähnt, sie ist aber vermutlich noch viel älter. Zum 700-jährigen Bestehen feiert die Gemeinde vom 22. bis zum 28. Juni eine Festwoche für eines der ältesten Kirchengebäude im Bremer Landgebiet und lädt Stadtteilbewohnende und Interessierte dazu ein.

Die Arster Kirche, errichtet aus roten Ziegelsteinen, zählt zu den wenigen erhaltenen Backstein-Kirchen der Hansestadt Bremen. Ihr massiver Turm mit Mauern von ungewöhnlicher Stärke verweist auf die einstige Nutzung als Wehrkirche.

Veränderung im Laufe der Zeit

Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Bauwerk mehrfach verändert: Der Turm mit der Jahreszahl 1691 erhielt sein charakteristisches achteckiges Obergeschoss mit Erker. Auch das Dach, einst mit Sandsteinplatten aus dem Solling gedeckt, wurde später durch Kupfer ersetzt.

Besonders bemerkenswert sind die gotischen Kreuzgewölbe im Innern, die als letzte ihrer Art im Bremer Landgebiet erhalten geblieben sind. Trotz verschiedener baulicher Eingriffe, wie der Erhöhung des Bodenniveaus 2015 durch die Installation einer Betonsohle und Fußbodenheizung, ist der ursprüngliche Raumeindruck in bemerkenswerter Weise bewahrt geblieben.

Zerstörung im Zweiten Weltkrieg

Die Geschichte der Arster Kirche ist auch eine Geschichte von Veränderungen und Herausforderungen. Die wachsende Gemeinde im 19. Jahrhundert machte neue Sitzplätze notwendig, darunter eine Seitenempore, die später wieder entfernt wurde.

Auch die Kanzel, einst mit Schalldeckel versehen und besonders hoch angebracht, wurde mehrfach versetzt. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche schwer beschädigt – das Dach zerstört, der Turm durchschlagen, die Gewölbe gerissen. Nur die mächtigen Linden rund um das Gebäude verhinderten wohl noch Schlimmeres.

Unter großem Einsatz der Gemeinde begann 1946 der Wiederaufbau. Am 12. August 1951 konnte der erste Gottesdienst im renovierten Kirchenraum gefeiert werden.

Einzigartige Ausstattung

Die Ausstattung der Kirche spiegelt nicht nur handwerkliche und künstlerische Traditionen wider, sondern auch den Wandel der Zeit. Der heutige Altar wurde 1947 von Friedrich Schumacher entworfen und trägt als Altarplatte den Grabstein eines ehemaligen Pastors aus dem 17. Jahrhundert.

Der Taufstein kam erst 1955 hinzu – auch er ein Werk Schumachers. Die Fenster des Altarraums, geschaffen vom Kirchenmaler Hermann Oetken, zeigen den Täufer und den Evangelisten Johannes – Namensgeber der Kirche. Die übrigen Fenster, mit Medaillons aus Danziger Antikglas, vereinen christliche Symbole mit lokalen Handwerkszeichen und verbinden so Glaube mit Alltagsgeschichte.

Eine Orgel erhielt die Kirche im Jahr 1837. Sie wurde mehrfach erneuert, zuletzt 2017 dank der Ilse Köpe-Heemsath-Stiftung aufwendig saniert. Zwei Glocken rufen heute zum Gottesdienst – die ältere stammt aus dem Jahr 1843, die jüngere wurde 1961 gegossen.

Grabstätte eines Ritters

Auch düstere Kapitel lassen sich an der Kirche ablesen: Ein eiserner Ring an der Turmmauer erinnert an den einstigen Pranger. Und ein Gedenkstein gegenüber der Kirche verweist auf eine historische Gerichtsstätte, an der bis ins 16. Jahrhundert Hinrichtungen stattfanden.

Ein besonders eindrucksvolles Zeugnis der Vergangenheit ist die Grabplatte des Ritters Arp Harmelingk und seiner Frau, die einst das Rittergut auf dem Hemm bewirtschafteten. Sie lag bis 1927 im Altarraum und verweist auf eine Zeit, in der Glaube, Macht und Recht eng verwoben waren.

Heute ist die Arster Kirche nicht nur ein Baudenkmal, sondern ein lebendiger Ort des Glaubens und der Gemeinschaft: Ob Krippenspiel, Trauung, Konfirmation oder Kantoreikonzert – das Gotteshaus bildet das Herzstück des Stadtteils. Im Rahmen der Festwoche zeigen eine Ausstellung sowie Führungen die lebendige Geschichte des Bauwerks.

Zur Feier des 700. Geburtstags haben die Gemeinde sowie der Arbeitskreis Arster Geschichte(n) ein buntes Festprogramm erarbeitet. Das gesamte Programm gibt es hier:

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